• Die Polizei registriert in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen immer mehr Verstöße gegen Sonntagsfahrverbot.
  • Bußgelder kommt Speditionen teuer zu stehen, doch gibt es auf Autobahnen nur wenige Kontrollen.
  • Harter, teils unfairer Wettbewerb in der Transportbranche führt zu Verstößen.

Jonas Kurth leitet eine Spedition in Leipzig. Und für seine Firma Flextrans ist er auch schon an Sonntagen gefahren – in der Corona-Pandemie. Damals galten Ausnahmen vom Sonntagsfahrverbot, damit die Versorgung gesichert bleibt.

Heute lässt Kurth seine Lkw am Sonntag stehen. Denn das eintägige Fahrverbot, sagt er, helfe seiner Branche. Gebe es diese Regelung nicht, gebe es mehr Druck auf den Markt, sagt Kurth: "Das heißt: Kunden würden sich dann wünschen, dass man sonntags fährt und vielleicht montags sechs Uhr schon irgendwo in Spanien steht oder in Italien. Also wäre wieder mehr Druck auf die Fahrer und mehr Druck auf die Speditionen. So schützt uns das eigentlich ein bisschen, dass wir auch mal den Sonntag haben, so ähnlich wie die Leute im Einzelhandel."

Fahren trotz Sonntagsfahrverbot – auch aus Unwissenheit

Doch immer mehr Fahrer verstoßen gegen das Sonntagsfahrverbot. Zum Beispiel in Sachsen: Vor zwei Jahren wurden bei Kontrollen 700 Lkw-Fahrer erwischt. Voriges Jahr waren es schon mehr als 900. Und nur im ersten Halbjahr dieses Jahres registrierte die Polizei bereits über 500 Verstöße. Auch Sachsen-Anhalt und Thüringen melden einen Anstieg.

Der Sprecher der Polizeidirektion Thüringen, Patrick Martin, sagt, mitunter wüssten die Fahrer gar nichts von einem Sonntagsfahrverbot: "Es wird eben zunehmend Fahrpersonal beschäftigt, das aus Drittstaaten kommt. Somit stellen wir fest, dass das Fahrpersonal ganz häufig nicht die erforderlichen Kenntnisse hat. Von den Spediteuren den Auftrag bekommt und unter Druck gesetzt wird, wie man es auch immer nehmen will. Und natürlich das Fahrpersonal bestrebt ist, den Weisungen der Unternehmen zu entsprechen."

Lastwagen auf einem Parkplatz auf der Autobahnraststätte Denkendorf an der Autobahn A8.Bildrechte: IMAGO / Arnulf Hettrich

Teure Bußgelder, doch wenig Kontrollen

Dabei sind Verstöße teuer. Lkw-Fahrer, die sonntags ohne Genehmigung unterwegs sind, müssen 120 Euro bezahlen, ihre Spedition zusätzlich 570 Euro. Doch es werde nur selten kontrolliert, sagt Dirk Engelhart, Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL): "Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort ohne Kontrolle sonntags unbehelligt auf der Autobahn unterwegs sein kann, ist relativ groß. Das liegt einfach an der schieren Anzahl an Fahrzeugen. Um eine Zahl zu nennen: Jeden Tag sind in Deutschland 800.000 schwere Lkw unterwegs, um unsere Versorgung sicherzustellen. Und bei 800.000 Fahrzeugen liegt das auf der Hand. Die können nicht alle kontrolliert werden."

Branchenverband und Spediteure wollen mehr Kontrollen

Trotzdem wünscht sich der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung mehr Kontrollen. Vor allem vom Zoll, der die Einhaltung des Mindestlohns überwacht. Denn auch ausländische Fahrer müssen mindestens 12,82 Euro je Stunde erhalten, wenn sie in Deutschland be- oder entladen.

Es gibt halt wirklich Speditionen, die das eiskalt ausnutzen.

Jonas Kurth Geschäftsführer einer Spedition in Leipzig

Auch der Leipziger Unternehmer Jonas Kurth sagt, die deutschen Behörden schauten zu wenig hin: "Es gibt halt wirklich Speditionen, die das eiskalt ausnutzen. Die sagen: Es hat zehn Mal geklappt. Und wenn sie uns beim elften Mal erwischen, dann ist das alles in Ordnung, weil dann haben wir zehn Mal mehr Geld verdient als andere. Und damit kannst Du Dir natürlich auch einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten."

Es sollte fair zugehen auf deutschen Straßen, wünscht sich Unternehmer Kurth. Dabei sieht auch er: Die Polizei kann nicht überall sein. Auch ein Beamter hat sonntags ja gern mal frei.

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