• Theatermusik wird oft schlechter vergütet als andere Gewerke wie Bühne und Kostüm.
  • Die Unterzeichnenden des offenen Brief kritisieren, dass Musik in Theaterkritiken kaum Beachtung findet.
  • Mit dem Schreiben fordert das Netzwerk Theatermusik auch mehr institutionelle Wertschätzung.

Theatermusikerinnen und -Musiker sehen sich strukturell benachteiligt. In einem offenen Brief, den das Netzwerk Theatermusik veröffentlicht hat, fordern 150 Unterzeichnende mehr Sichtbarkeit und eine faire Bezahlung. Ihre Arbeit werde schlechter vergütet als die anderer Gewerke wie Bühne und Kostüm, heißt es in dem Schreiben. Auch die Abendgage von Livemusikern liege häufig deutlich unter der von Schauspielenden.

Constantin John, Sprecher des Netzwerks, sagte MDR KULTUR, es gebe eine "Hierarchie der Bezahlung", bei der Musiker hinter Regie, Bühne und Kostüm eingeordnet würden. Zudem müssten sie ihre Gagen oft selbst verhandeln. "Das kann sehr intransparent laufen, weil man selten weiß, was die anderen so bekommen", so John.

Echte Musiker statt Spotify auf der Bühne

Mitunterzeichnerin Friederike Bernhardt erklärte im Gespräch bei MDR KULTUR, dass Theatermusik bei der Vergütung im Vergleich zu den anderen Gewerken "stiefmütterlich behandelt" werde. Dabei übernehme Musik auf der Bühne oft eine wichtige dramaturgische Funktion. Das Spektrum reiche von komponierten Orchesterwerken über Streichquartette bis hin zu einer einzelnen Flöte auf der Bühne.

Friederike Bernhardt wirkte unter anderem an der Inszenierung "Vernichten" am Staatschauspiel Dresden mit.Bildrechte: Sebastian Hoppe

Hinzu komme, so Bernhardt, dass die Ansprüche der Regie an die musikalische Gestaltung von Theaterstücken in den letzten Jahren gestiegen seien. Es gebe zwar noch Regisseure, die mit einer Spotify-Liste arbeiteten, doch die meisten seien froh, wenn "sich jemand allein auf die akustische Ebene konzentriert, in welchem Ausmaß auch immer", sagte die Leipziger Musikerin.

Musik in Theaterkritiken oft übersehen

In dem offenem Brief kritisieren die Unterzeichnenden, dass ihre Arbeit auch in der öffentlichen Wahrnehmung kaum beachtet wird. Beispielsweise fehle bei den wichtigsten Theaterpreisen eine Kategorie für Theatermusik. Aber auch in Presseberichten gebe es kaum Anerkennung "für gut gesetzte Musik", heißt es.

Manchmal gibt es opulente Orchesterwerke, die nicht mit einer Silbe erwähnt werden.

Komponistin Friederike Bernhardt

Laut Friederike Bernhardt werde Musik in Theaterkritiken oft nur in einem Halbsatz erwähnt. "Manchmal gibt es opulente Orchesterwerke, die nicht mit einer Silbe erwähnt werden", so die Komponistin. Das schadet aus Sicht von Constantin John, Sprecher des Netzwerks Theatermusik, am Ende vor allem selbständigen Musikern. Es sei schwerer, an neue Jobs zu kommen, wenn man in der Presse "einfach nicht auftaucht", so John.

Das Spektrum der Theatermusik reicht von opulenten Orchesterwerken bis zum Einsatz einzelner Instrumente auf der Bühne.Bildrechte: Nasser Hashemi

Interner Austausch an Theatern nötig

Laut dem Netzwerk Theatermusik betrifft die fehlende Anerkennung nicht nur die Presse, sondern auch die interne Kommunikation an Theatern, etwa seitens Öffentlichkeitsarbeit. Friederike Bernhardt sagte MDR KULTUR, in manchen Häusern werde man behandelt, als müsse man dankbar sein, überhaupt dort arbeiten zu dürfen. Sie fordert daher mehr hausinternen Austausch: "Wir würden uns einfach wünschen, dass man da mal in eine Kommunikation miteinander tritt."

Das Netzwerk Theatermusik verbindet über 120 Musikschaffende, die sich über Arbeitsbedingungen und Herausforderungen im Theaterbetrieb austauschen und unterstützen. Die Interessenvertretung tritt für faire Bezahlung, Repräsentation im Kulturbetrieb und Arbeitsbedingungen ein.

Quelle: MDR KULTUR (Julia Hemmerling), Netzwerk Theatermusik redaktionelle Bearbeitung: vp

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