Debatte um späteren Schulbeginn in Wittenberg: "Nicht der Untergang des Abendlandes"
- Eine Petition gegen die Verschiebung des Unterrichtsbeginns im Landkreis Wittenberg hat mittlerweile rund 2.000 Unterschriften.
- Die Unterzeichner kritisieren, dass wegen geänderter Bahnfahrpläne der Unterrichtsbeginn verlegt werden soll.
- Ein späterer Unterrichtsbeginn schränkt Freizeit und Hobbys ein, soll aber durch Absprachen mit Vereinen ausgeglichen werden.
Elisabeth Gaedtke kommt frisch aus dem Wittenberger Landratsamt. Ein bisschen hat ihr vor der Aussprache gegruselt: Der Landrat des Kreises, Christian Tylsch, hatte sie zum Austausch über die Protest-Resolution der betroffenen Eltern eingeladen. "Es war ein sehr angenehmes Gespräch. Ich habe mich wohl und verstanden gefühlt", sagt Gaedtke danach.
Im Landratsamt hatte es Eindruck gemacht, dass in kurzer Zeit rund 2.000 Unterschriften unter die Petition gegen die Verschiebung des Unterrichtsbeginns zusammen gekommen waren. "Ich bin in die Petition ein bisschen reingeschlittert. Meine Freundin sagte: 'Mensch, kannst du das nicht probieren? Ich weiß nicht so richtig, wie das funktioniert.' Dass das jetzt so ausufert und man so viel Zuspruch erhält, davon wäre ich nicht ausgegangen. Aber ich finde das gut", erzählt Gaedtke.
Dass das jetzt so ausufert und man so viel Zuspruch erhält, davon wäre ich nicht ausgegangen.
Viel zu frühe Busfahrzeiten
Nicht gut finden die Unterzeichner jedenfalls, dass der Unterrichtsbeginn im Kreis Wittenberg an den Zugfahrplan angepasst wird – und nicht umgekehrt. Konkret: Die Deutsche Bahn ändert Mitte Dezember ihren Fahrplan für den Fernverkehr, dem wird der Regionalverkehr auf der Schiene angepasst. Und dann ist auf dritter Ebene der Busverkehr auf Kreisebene betroffen, wie Landrat Tylsch erläutert: "Deswegen waren wir genötigt, zu überlegen: Wie gehen wir damit um, wenn plötzlich die Busse nicht mehr auf die Züge treffen? Dann blieb nur die Variante: Bushaltestellen anpassen".
Da hätte man die Abfahrtzeiten eine halbe Stunde vorverlegen können. Dann aber wären Busse, die heute um 5:45 Uhr in der Früh abfahren, bereits um 5:15 Uhr gestartet. "Das halte ich wirklich für eine Zumutung. Wenn wir hier Schüler vor um fünf Uhr früh wecken müssen, dass die dann um 6:30 bis 7:00 Uhr in der Schule sind", sagt Tylsch.
Und einen reinen Schulbus einzurichten, verbot sich nicht nur wegen der Mehrkosten, sondern auch wegen des Fachkräftemangels: "Stand heute gibt es im Arbeitsamtsbereich Landkreis Wittenberg keine einzige gemeldete Person, die in der Lage ist, Bus zu fahren. Auf dem Markt ist im Moment kein einziger Busfahrer. Das heißt: Ich kann noch so viel Geld in die Hand nehmen, ich finde keinen, der die Busse bewegt", erklärt Tylsch.
Das halte ich wirklich für eine Zumutung. Wenn wir hier Schüler vor um fünf Uhr früh wecken müssen, dass die dann um 6:30 bis 7:00 Uhr in der Schule sind.
Verschiebung zu Lasten von Freizeit
Nun also die übriggebliebene Variante: Busse später, Unterrichtsbeginn später. Was am Nachmittag zu Lasten von Freizeit, Hobby und Hausaufgaben gehe, so die Sorge von Elisabeth Gaedtke: "Dass viele Kinder ihr Hobby nicht mehr ausführen können. Dort hatte ich aber vom Herrn Tylsch selbst, vom Landrat, die Info bekommen, dass er sich auch darum bemühen wird, mit den Turnhallen, Vereinen und dem Malverein in Wittenberg zu kommunizieren, dass man dort Lösungen findet".
Insgesamt hält der Landrat die Verschiebung aber für zumutbar: "Ich sage mal in den Tagen so ungeschützt: Der Untergang des Abendlandes kann eine halbe Stunde aber bitteschön auch nicht sein".
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