Mehrheit ist mit der Wiedervereinigung zufrieden
35 Jahre nach Vollzug der Einheit fällt der Blick der Deutschen darauf mehrheitlich positiv aus. Handlungsbedarf sehen sie laut ARD-DeutschlandTrend bei der Wohlstandsverteilung - und einem besseren gegenseitigen Verständnis.
35 Jahre nach Vollzug der deutschen Wiedervereinigung fällt der Blick der Bürgerinnen und Bürger auf dieses historische Ereignis mehrheitlich positiv aus. Sechs von zehn Deutschen (61 Prozent) sind laut ARD-DeutschlandTrend mit dem Stand der Wiedervereinigung sehr zufrieden bzw. zufrieden. Jeder Dritte (34 Prozent) ist damit weniger bzw. gar nicht zufrieden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap von Montag bis Mittwoch dieser Woche unter 1.306 Wahlberechtigten in Deutschland durchgeführt hat.
Bei einem genaueren Blick zeigt sich, dass die Bewertung im Osten und Westen durchaus unterschiedlich ausfällt. In Westdeutschland sind fast zwei Drittel (64 Prozent) mit dem Stand der deutschen Wiedervereinigung zufrieden, knapp jeder Dritte (31 Prozent) ist damit weniger bzw. gar nicht zufrieden. In Ostdeutschland fällt die Zustimmung geringer aus: Hier halten sich Zufriedenheit (50 Prozent) und Unzufriedenheit (46 Prozent) beinahe die Waage.
Reisefreiheit und Familienzusammenführungen
Vereint sind die Deutschen in der Frage nach den positiven Seiten der Wiedervereinigung. Bei dieser offenen Frage wird mit 29 Prozent der Nennungen am häufigsten der Wegfall von Mauern und Grenzen und die damit verbundene Reisefreiheit hervorgehoben, die auch Familien zusammengeführt habe. An zweiter Stelle nennen 22 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die Vereinigung selbst, durch die es wieder ein gemeinsames Land und Volk gebe.
An dritter Stelle folgt mit 17 Prozent der Nennungen die Einführung von Demokratie und politischen Freiheitsrechten, die überdurchschnittlich oft im Osten genannt wird. 11 Prozent denken vor allem an den wirtschaftlichen Aufschwung und die Modernisierung von Städten und Infrastruktur - Platz vier. Auch wenn es in der Ausprägung Unterschiede gibt: Dies sind für die Menschen in Ost wie West die vier wichtigsten Aspekte.
Handlungsbedarf bei Wohlstandsverteilung
Auch in der Frage, was noch fehle, um von einer gelungenen Vereinigung von Ost und West sprechen zu können, sind die Top 2 im Osten und im Westen gleich. An erster Stelle wird ein vergleichbarer Wohlstand als Handlungsfeld genannt. Insgesamt jeder vierte Deutsche (25 Prozent) nennt dieses Thema; im Osten sind es sogar 38 Prozent - hier brennt es besonders auf den Nägeln.
Denn durchschnittliche Löhne, Gehälter, Renten und Vermögen unterscheiden sich auch nach 35 Jahren Einheit noch deutlich. Laut dem aktuellsten Sozialbericht der Bundeszentrale für politische Bildung betrug etwa das durchschnittliche Nettovermögen in Ostdeutschland zuletzt 151.000 Euro, in Westdeutschland lag es mit 360.000 Euro mehr als doppelt so hoch.
An zweiter Stelle folgt ein besseres gegenseitiges Verständnis mit 17 Prozent der Nennungen. Auch dieses Thema wird im Osten (21 Prozent) noch häufiger genannt als im Westen (16 Prozent). Damit verbunden ist teilweise auch eine Anerkennung ostdeutscher Biografien.
Zweifel am Funktionieren der Demokratie sind im Osten größer
Gemeinsamkeiten und feine Unterschiede zeigen sich auch in der aktuellen politischen Stimmung. So sind deutliche Mehrheiten im Osten wie im Westen mit der Arbeit der aktuellen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD unzufrieden. Während diese Unzufriedenheit im Westen auf drei von vier Wahlberechtigten (74 Prozent) zutrifft, gilt sie im Osten gar für fünf von sechs (84 Prozent).
Inzwischen wird auch das Funktionieren der Demokratie in Deutschland mehrheitlich skeptisch bewertet. Insgesamt sind nur 42 Prozent der Deutschen damit zufrieden und 56 Prozent unzufrieden. Seit 1998 hat infratest dimap diese Frage 23 Mal gestellt. Meist überwog die Zufriedenheit. So schwach wie aktuell waren die Werte noch nie. Auch hier gelten Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Mehrheitlich unzufrieden sind die Deutschen in Ost wie West. Allerdings trifft das im Westen nur auf eine knappe Mehrheit (53 Prozent) zu, im Osten aber auf zwei Drittel (67 Prozent).
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