Diskriminierung im Alltag zerstört Vertrauen in Polizei
Ob auf dem Sportfest, auf dem Amt oder beim Volksfest: Diskriminierung im Alltag untergräbt das Vertrauen in die Polizei. Das zeigt eine soziologische Studie aus Bamberg. Schon ein einzelnes negatives Erlebnis wirkt der Forschungsarbeit zufolge nachhaltig. Forscherin Sabrina Mayer verdeutlicht das: "Auch alltägliche Diskriminierungserfahrungen spielen eine zentrale Rolle – sie untergraben das Vertrauen in staatliche Institutionen insgesamt".
Für die Studie wurden Daten einer repräsentativen Befragung von mehreren tausend Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte in Deutschland herangezogen. Ausgewertet wurden anschließend Antworten von 1.001 Befragten, die selbst immigriert sind oder deren Eltern nach Deutschland kamen.
Diskriminierungserfahrungen-Bestandsaufnahme: Rassismus-Monitor 2025

Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Wer äußerlich Merkmale für einen vermeintlichen Migrationshintergrund zeigt, lebt ein ganz anderes Leben als jemand mit blonden Haaren und blassem Teint.

Zum Beispiel beim Bahnfahren: Stets in Alarmbereitschaft zu sein, nach dem Personalausweis gefragt zu werden. Im Arzt-Wartezimmer der Moment, wenn andere Wartende unwillkürlich ihre Handtasche näher an sich heranziehen, weil man den Raum betritt. Beim Eintritt in ein kleines Geschäft durch lautes, akzentfreies Grüßen zu signalisieren: "Keine Sorge, ich bin nicht gefährlich!" Mit den Kindern erst abends auf den Spielplatz zu gehen, wenn es dämmert. Lieber mit dem Rad durch den Regen zur Schule zu fahren statt mit der Straßenbahn, um Blicke und Sprüche zu vermeiden. Stadt- oder Volksfeste generell nicht zu besuchen, um Sprüchen aus dem Weg zu gehen und den Kindern solche Momente zu ersparen. Die Liste der Momente, die nicht-deutsch-gelesene Leute im Alarmmodus verbringen, ist lang. Vermutlich ähnlich lang, wie die Liste der Strategien, um potenziellen Diskriminierungsorten auszuweichen.

Das klingt abstrus? Ist aber Alltag für viele Menschen in Deutschland. Das verdeutlicht der Rassismusmonitor 2025 in Zahlen: Wer anders als die Mehrheitsgesellschaft aussieht, erlebt monatlich Diskriminierung. Bei rassistisch markierten Menschen – so beschreibt der Bericht Menschen, die zum Beispiel nicht weiß sind – sind das 32 Prozent. Besonders muslimische (61 Prozent) und schwarze Frauen (63 Prozent) sowie schwarze Männer (62 Prozent) erleben subtile Formen der Diskriminierung. Dabei ist Hautfarbe der zentrale Diskriminierungsgrund: für Schwarze (bis zu 84 Prozent) und asiatische Menschen (bis zu 52 Prozent). Bei muslimischen Personen wird Religion (bis zu 51 Prozent) als Hauptfaktor genannt.
Mehr als die Hälfte der asiatischen und muslimischen Befragten schildern, dass sie aufgrund der Wahrnehmung als "nicht deutsch" diskriminiert werden. Der Rassismus-Monitor zeigt auch: 19 Prozent der muslimischen und 18 Prozent der schwarzen Männer berichten von Diskriminierungserfahrungen mit der Polizei.
Orte der Diskriminierung:

Aber wo passiert das eigentlich? Diskriminierungserfahrungen finden dem Monitor zufolge in der Öffentlichkeit statt: Auf Ämtern und Behörden, in der Freizeit sowie bei Polizei und Justiz, aber auch bei öffentlichen Veranstaltungen, in Restaurants, auf Volksfesten, bei Sportveranstaltungen. Schlagzeilen machen jedoch nur manche der Vorfälle, häufig beim Sport, wie gerade bei einem Eishockey-Spiel der Lausitzer Füchse oder bei einem Fußballspiel in Leipzig.
All die anderen Diskriminierungs-Erfahrungen im Alltag, zum Beispiel aufgrund des Aussehens kontrolliert zu werden, von Fremden im Gespräch zur Herkunft der Eltern oder Großeltern befragt zu werden, in Restaurants vom Personal ignoriert oder in Small-Talk-Situationen übergangen zu werden – sie führen zu dem Effekt, den die Bamberger Studie beschrieben hat: Sie prägen das Gefühl, weder der Polizei noch Behörden vertrauen zu können.
Forscherin Lisa Walter, die auch an der Bamberger Studie zum Vertrauensverlust in die Polizei durch Diskriminierungserfahrungen gearbeitet hat, fordert deshalb: "Umfassende Strategien gegen Diskriminierung und Rassismus sind notwendig, die sowohl die Alltagserfahrungen Betroffener berücksichtigen als auch institutionelle und strukturelle Ebenen einbeziehen." Denn das zeigt die Studie auch: Diskriminierungsfreie Begegnungen können das Vertrauen in Polizei und Behörden stärken.

Links/Studien
Walter, L., & Mayer, S. J. (2025). Beyond police encounters: everyday racism and trust in the police. Ethnic and Racial Studies, 1–21.
Verborgene Muster, sichtbare Folgen Rassismus und Diskriminierung in Deutschland: Rassismus-Monitor 2025
lfw
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