Was wird aus den vielen Freiwilligen nach dem Kulturhauptstadtjahr?
- Mehr als 1.200 Freiwillige engagieren sich für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.
- Das Engagement soll auch nach 2025 weiter genutzt werden.
- Die Free Walking Touren bleiben der Stadt erhalten.
Danny Weigelt ist in seinem Element, wenn er auf Englisch erklärt: "So Leute, wir stehen hier auf dem zentralen Marktplatz, wir haben ein altes und ein neues Rathaus." Der 37-Jährige in Turnschuhen und Regenjacke führt eine Gruppe von etwa 15 internationalen Gästen durch die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Die von ihm initiierten Free Walking Touren, also kostenlosen Stadtführungen, bieten er und seine Freunde jeden Sonnabend an. Das Interesse ist riesig und manchmal kaum zu bewältigen.

Freiwillige der Kulturhauptstadt haben schon 40.000 Stunden geleistet
Danny Weigelt ist einer von rund 1.200 Chemnitzerinnen und Chemnitzern, die sich als Volunteers, also Freiwillige, ins Kulturhauptstadtjahr einbringen. Eine Kulturhauptstadt ohne Volunteers wäre für Dirk Zinner, den Leiter des Freiwilligenprogramms, undenkbar, sagte er MDR KULTUR: "Das würde eine ganz andere Dimension haben." Man müsse bedenken, dass die Freiwilligen bis jetzt bereits 40.000 Einsatzstunden geleistet hätten – das würde fehlen.
Das Flair einer Kulturhauptstadt wäre ohne die Freiwilligen nicht das Gleiche.

Zinner denkt, dass auch das Flair einer Kulturhauptstadt ohne die vielen Freiwilligen nicht das Gleiche wäre. "Denn das Flair der Chemnitzer, die sich einbringen und ihre Stadt präsentieren, würde fehlen. Also, da sind wirklich alle möglichen Leute dabei."

Engagement aus Liebe zur Stadt Chemnitz
Eine der Freiwilligen ist beispielsweise Regine Leistner. Sie ist seit gut einem Jahr im Ruhestand und mit bislang 95 Einsätzen eine der eifrigsten Volunteers überhaupt. Warum sie mitmacht? "Aus Liebe zu meiner Stadt!", sagt sie MDR KULTUR. "Weil man oft hört: Ach, Chemnitz ist grau. Da ist nichts los. Die Leute sind unzufrieden und meckern nur. Und ich bin ein Mensch, der sagt: Man kann nicht nur meckern. Man muss eben selber für Veränderung sorgen."
Ich bin ein Mensch, der sagt: Man kann nicht nur meckern. Man muss eben selber für Veränderung sorgen.

Unvergessen bleibt ihr der erste Einsatz als Aufsicht bei der Kunstbiennale "Pochen". Das Programmheft bewahrt sie bis heute auf, in ihrer Kulturhauptstadt-Erinnerungskiste. Beim Festival "Begehungen" durfte sie ein Kunstwerk der deutsch-japanischen Filmemacherin Hito Steyerl sogar mitgestalten: Zusammen mit einem anderen Volontär hat sie eine große Pflanzenwand bepflanzt. "Ich bin dann natürlich bei der Eröffnung da gewesen und auch mehrfach zwischendurch und habe geschaut, ob es den Pflanzen noch gut geht."

Dankbarkeit und Inspiration als Lohn
Und nach einem Treffen mit Freiwilligen aus dem rumänischen Temeswar hat Regine Leistner wieder mit dem Malen begonnen. Das habe die Kulturhauptstadt mit ihr gemacht, erzählt sie lachend. Neuerdings übernimmt sie auch Schichten am Empfangstresen im Kulturhauptstadt-Besucherzentrum.
Der Lohn für ihr Engagement sei nicht mit Geld aufzuwiegen, so Leistner: "Es ist wunderbar, was man für eine Resonanz bekommt. Dass die Leute zufrieden sind, dass sie sagen: Ihr Chemnitzer könnt stolz sein auf die Stadt." Diese positive Stimmung, dieses positive Feedback tue ihr auch gut. "Das empfinde ich auch als Dankeschön für die Arbeit."

Wie geht es nach 2025 mit den Freiwilligen weiter?
Dem Ende des Kulturhauptstadtjahres sehe sie fast ein wenig wehmütig entgegen. Und das macht ein grundlegendes Problem deutlich: Denn was bleibt? Wohin mit all der positiven Energie und Kraft der 1.200 Volunteers? Freiwilligen-Koordinator Dirk Zinner sagt, dass man natürlich versucht, sie auch nach 2025 für die Kulturlandschaft Chemnitz zu nutzen.
Wir wollen ein Volunteers-Programm für die Kulturlandschaft von Chemnitz gemeinsam mit den motivierten Volunteers, aber auch mit den zukünftigen Einsatzstellen hinkriegen.
"Wir schauen, dass wir im nächsten Jahr erstmal so ein Übergangsjahr gestalten", sagt Zinner. Das sei aber alles noch in der Abstimmung. Ganz konkret werden könne er da leider noch nicht. "Aber wir wollen ein Volunteers-Programm für die Kulturlandschaft von Chemnitz gemeinsam mit den motivierten Volunteers, aber auch mit den zukünftigen Einsatzstellen hinkriegen."

Free Walking Touren bleiben in Chemnitz auch nach 2025
Das klingt noch vage. Doch Möglichkeiten – das zeigt ein Blick in andere ehemalige Kulturhauptstädte – gibt es viele: Warum nicht eine Stelle in der Stadtverwaltung schaffen, die die Freiwilligen auch künftig koordiniert? Denkbar ist ebenso die Gründung eines Volunteer-Vereins. Jede Kulturhauptstadt, sagt Zinner, sei individuell und müsse ihren eigenen Weg finden.
Wir haben hier etwas geschaffen, das es vorher nicht gab. Und ja, das macht einen stolz.

Regine Leistner will sich auf jeden Fall weiter einbringen, am liebsten bei den Kunstsammlungen. Auch für das Free Walking Team um Danny Weigelt steht jetzt schon fest, dass es weitergehen wird. Man habe hier etwas geschaffen, das es vorher nicht gegeben habe: "Und ja, das macht einen stolz und selbstbewusster. Und es wäre schade, wenn wir es einschlafen lassen. Das muss weitergehen."
Redaktionelle Bearbeitung: sg
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