Sachsen-Anhalt hat bei Wärmewende Nase vorn
- Zwei Drittel der Wohnungen werden fossil beheizt
- Wärmeplanung in Großstädten einfacher
- Wärmenetz oder Flusswärme-Pumpen
- Kosten für private Haus- und Wohnungsbesitzer
Wenn man Robert Brückmann fragt, welche der drei Säulen der Energiewende die tragendste ist – Stromwende, Verkehrswende oder Wärmewende – dann kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Die Wärmewende ist die Säule, die am meisten betont werden sollte", meint der Leiter des Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende (KKW) in Halle, "… denn, wenn Sie sich anschauen, was so der Energieverbrauch ist, den wir in Deutschland haben und den auch die einzelnen Menschen haben, dann sehen wir: Den allergrößten Anteil macht die Wärme aus."
Denn, so Brückmann weiter, auf den gesamten Energieverbrauch gesehen sei die Hälfte des Energieverbrauchs eigentlich nur Wärme. Das könne die Industriewärme sein, das sei aber auch die Heizwärme oder das Warmwasser.
Zwei Drittel der Wohnungen fossil beheizt
Rund zwei Drittel der Wohnungen in Sachsen-Anhalt werden derzeit noch mit fossilen Brennstoffen, mit Öl oder Gas, beheizt. Nur etwa 15 Prozent der Haushalte werden mit Fernwärme versorgt. Brückmanns Kompetenzzentrum berät Sachsen-Anhalts Kommunen bei der Umstellung in Richtung Klimaneutralität.
Einer der Gründe, warum die Wärmewende in den vergangenen Jahrzehnten noch relativ langsam vorangegangen sei, ist Brückmann zufolge der Umstand, dass sie "unheimlich kleinteilig" sei: "Wir sagen immer: Wir haben nicht eine, sondern wir haben 10.700 kleine Wärmewenden!" Denn so viele Kommunen gibt es in Deutschland – 10.700.
Wärmeplanung in Großstädten einfacher
In Großstädten wie Halle an der Saale ist die Wärmeplanung schon recht weit vorangeschritten. Auf dem Land sieht es meist anders auch: Wärmenetze gibt es hier nur wenige. Beispiel Landkreis Wittenberg. Landrat Christian Tylsch zuckt mit den Achseln.
Was solle man in manchen Orten mit 120 Einwohnern jetzt an Wärmeplanung machen, sagt der CDU-Kommunalpolitiker: "Da werde ich kein Blockheizkraftwerk hinbauen und keine Fernwärmeleitung hinbauen können. Da schlägt, sozusagen, die Realität des ländlichen Raumes dann auch zu, dass bestimmte ideologische Vorstellungen nicht umsetzbar sein werden. Schon aus physikalischen Gründen nicht."
Wärmenetz oder Flusswärme-Pumpen
Und die örtlichen Gegebenheiten unterscheiden sich auch: In Tangermünde beispielsweise wäre es kostspielig, die vielen denkmalgeschützten Gebäude einzeln zu sanieren. Hier bietet sich ein Wärmenetz an. Oder die gewagte Vision einer ultramodernen Flusswärme-Pumpe für Elbwasser, erklärt Robert Brückmann vom KKW: "Flusswärme-Pumpen sind eine Technologie, die sich jetzt mittlerweile in Dänemark immer mehr schon ausbreiten. Also das ist jetzt auch nicht komplett ein Prototyp, sondern das ist eine bestimmte Art, wie man aus der Umgebungswärme, eben jetzt aus dem Fluss, dann auch Wärme gewinnen kann."
Kosten für private Haus- und Wohnungsbesitzer
Für die Kommunen, aber auch für private Haus- und Wohnungsbesitzer bedeutet die Wärmewende erst einmal, dass Geld in die Hand genommen werden muss. Das lohne sich aber langfristig, betont Manja Rothe-Balogh, KKW-Teamleiterin Urbane Energiewende: "Wenn ich aber auf dem Weg so bleibe, wie es jetzt ist, werde ich absehbar vielleicht jetzt nicht so viel Geld ausgeben, aber später sehr, sehr, sehr viel draufzahlen."
Das Erstellen der Wärmepläne sieht Rothe-Balogh zunächst mal als unverbindliches Gedankenspiel: "Der Wärmeplan, der in den Gemeinden entsteht, der ist auch immer erst mal ein erster Blick in die Zukunft. Der ist nicht in Stein gemeißelt. Der Wärmeplan gibt erst einmal eine Richtung vor, in die man weiterdenkt."
Das muss betont werden, denn laut KKW haben 70 Prozent der kleinen Kommunen in Deutschland wegen fehlender Mittel, aber auch aus Personalmangel, noch nicht mit der Wärmeplanung begonnen.
MDR
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