• Die Corona-Fälle steigen wieder, die offiziellen Meldezahlen bilden das Infektionsgeschehen nur unvollständig ab.
  • Apotheken wollen mit niedrigschwelligen Impfangeboten Impflücken schließen.
  • Einige Hausärzte lehnen Impfungen ohne ärztliche Begleitung jedoch ab.

Wie hoch sind die aktuellen Corona-Zahlen? Eine Frage, die schwer zu ermitteln ist. Amtsärtzin Christine Gröger im Gesundheitsamt Halle sagt: Ganze 28 Fälle wurden ihr in der vergangenen Woche gemeldet. Kein Vergleich zum Vorjahr: "Im Prinzip haben wir ein Drittel der Meldezahlen momentan." Die Inzidenzen – also, die wöchentlichen Erkrankungen pro 100.000 Einwohner – liegen in den mitteldeutschen Bundeslädern bei 6 bis 8.

Allerdings sagt die Zahl wenig aus. Denn die Krankheit wird nur noch selten überhaupt gemeldet. So berichtet es Thomas Dörrer, Hausarzt und Vizepräsident der Landesärztekammer Sachsen-Anhalt aus seiner Praxis in Teutschenthal: "Wenn jemand testet, dann machen das die Patienten selber und kommen zu mir und sagen: Ich habe Corona." Die Ärzte selbst würden nur selten Corona-Tests durchführen: "Wir testen allenfalls bei irgendwelchen komischen Effekten, bei vermeintlich schweren Verläufen, um zu wissen, welche Erreger da eine Rolle spielen. Ansonsten wird auf Corona eigentlich nicht mehr getestet."

Ärzte warnen vor Impfmüdigkeit

Die Dunkelziffer ist also deutlich höher. Wie hoch, das versucht das Robert Koch Institut zu bestimmen. Wöchentlich schicken zufällig ausgewählte Freiwillige aus ganz Deutschland Abstriche in die Labore des RKI. Die neuesten Ergebnisse von Anfang Oktober liegen MDR AKTUELL schriftlich vor: "Die geschätzte COVID-19-Inzidenz in der Bevölkerung lag bei rund 400 COVID-19-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern und blieb damit weiterhin eher niedrig."

Obwohl der Trend dem RKI nach in den vergangenen Wochen deutlich nach oben geht: Verstärkte Nachfragen nach der Impfung nimmt Hausarzt Dörrer nicht wahr. Im Gegenteil: "Wir haben schon in der Bevölkerung eine gewisse Impfmüdigkeit. Da spielt sicherlich die Corona -Pandemie eine Rolle, aber auch der Umgang der Medien mit der Pandemie und der Umgang der Politik, die Informationspolitik generell. Es wird mehr über Konflikte berichtet als über den Sinn einer Impfung. Das sehen wir. Das gilt aber dann für alle Impfungen."

Impfen lassen in der Apotheke

Um die Impflücke zu schließen, könnte mehr Angebot nicht schaden, finden die Apotheker. Seit der Pandemie dürfen sie Kunden nach einer Zusatzschulung auch Grippe- und Coronaimpfstoffe spritzen, erklärt Stefan Fink vom Thüringer Apothekerverband: "Die Zielgruppe ist die Bevölkerungsschicht, die wenig zum Arzt geht, die sich vielleicht auch gar nicht impfen lassen würde, wenn dieses niedrigschwellige Angebot nicht vorhanden wäre." Oft seien das junge Personen, Unternehmer oder Selbstständige, die nicht so oft Arztkontakte beim Hausarzt hätten.

Nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums könnte das Sortiment an Impfstoffen in Apotheken sogar noch wachsen. Die Bundesregierung will damit überfüllte Arztpraxen entlasten. Thomas Dörrer von der Landeärztekammer Sachsen-Anhalt sieht das skeptisch: "Impfleistung ist eine ärztliche Leistung. Die kann sicherlich innerhalb der Praxis delegiert werden. Aber hier bin ich als Arzt ja vorrätig für den Fall, dass irgendwelche Impfkomplikationen auftreten. Also, ich würde mich in keiner Apotheke impfen lassen."

Sollte wie geplant 2026 eine Kombination aus Grippe und Corona-Impfung auf den Markt kommen, sagt Dörrer voraus: Das werde eher dafür sorgen, dass sich weniger gegen Grippe impfen lassen als mehr Menschen gegen Corona. Egal ob die Ärztin oder der Apotheker ihn verabreichen.

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