"Ich dachte, ich werde verrückt." Diesen Satz hört Dr. Astrid Neuy-Lobkowicz, Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie, häufig von Patientinnen in den Wechseljahren. Was viele nicht wissen: Hinter Konzentrationsproblemen, innerer Unruhe und emotionaler Achterbahnfahrt kann eine bislang unerkannte AD(H)S stecken – und die Wechseljahre wirken dabei wie ein Verstärker.

ADS oder ADHS – Was ist der Unterschied?

ADS steht für Aufmerksamkeitsdefizitstörung – ohne Hyperaktivität. Menschen mit ADS haben vor allem Schwierigkeiten mit Konzentration, Organisation und Selbstregulation. Sie wirken oft still, verträumt oder abwesend. ADHS hingegen umfasst zusätzlich zur Unaufmerksamkeit auch Symptome wie motorische Unruhe, Impulsivität und Rededrang.

Während ADHS bei Kindern – insbesondere Jungen – häufiger diagnostiziert wird, bleibt ADS bei Mädchen und Frauen oft lange unerkannt. Dr. Neuy-Lobkowicz erklärt dazu:  "Frauen mit ADS sind oft hochintelligent und kreativ – aber sie kompensieren viel. In den Wechseljahren bricht das Kartenhaus zusammen."

Wie diagnostiziert man ADS und ADHS?

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine ausführliche Anamnese, ergänzt durch standardisierte Fragebögen und neuropsychologische Tests. Wichtig ist dabei die Betrachtung der Lebensgeschichte: Gab es schon in der Kindheit Hinweise auf Konzentrationsprobleme, Impulsivität oder emotionale Instabilität? Bei Erwachsenen – insbesondere Frauen – ist die Diagnostik komplexer, da viele Symptome über Jahre kompensiert wurden oder sich durch hormonelle Schwankungen verändern.

"Wir müssen bei der Diagnostik sehr genau hinschauen", sagt Dr. Neuy-Lobkowicz. "Gerade bei Frauen ist die Symptomatik oft subtil und wird leicht mit Depressionen oder Burnout verwechselt."

Wenn das Östrogen schwindet, wird’s kritisch

"Östrogen hat eine stabilisierende Wirkung auf das Gehirn", erklärt Dr. Neuy-Lobkowicz. Es beeinflusst die Produktion und Wirkung von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin – zentrale Botenstoffe bei AD(H)S. Sinkt der Östrogenspiegel, geraten diese Systeme aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Symptome wie Reizbarkeit, Vergesslichkeit und Schlafstörungen nehmen zu.

Viele Frauen, die ihr Leben lang irgendwie "anders" waren, erleben in den Wechseljahren eine dramatische Verschlechterung. "Plötzlich funktioniert nichts mehr wie früher", sagt Dr. Neuy-Lobkowicz. Und oft beginnt erst jetzt die Suche nach einer Erklärung – die schließlich zur ADS -Diagnose führt.

Welchen Einfluss hat der Zyklus auf ADS?

Bereits vor den Wechseljahren kann der weibliche Zyklus die Symptome von ADS verstärken. Besonders in der zweiten Zyklushälfte berichten viele Frauen über verstärkte Konzentrationsprobleme, emotionale Instabilität und innere Unruhe. "Generell muss unser Gehirn im monatlichen Zyklus ein hormonelles Auf und Ab aushalten, das sich direkt auf die Hirnchemie auswirkt. Das schafft unser Gehirn bei den meisten Frauen auch sehr gut", erklärt Dr. Schaudig.

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In den Wechseljahren, wenn der fein abgestimmte Dialog zwischen Hirn und Eierstöcken durcheinanderkommt, werden die Hormonschwankungen größer. Dann wird es auch für das weibliche Gehirn anstrengender. Viele der Wechseljahre-Symptome wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme werden auf diese besondere Belastung des Gehirns zurückgeführt.

Warum wird ADS oft erst in den Wechseljahren erkannt?

ADS bleibt bei Frauen häufig lange unentdeckt. Sie gelten als angepasst, kreativ, sozial kompetent – und leiden still. Erst wenn die hormonelle Stabilität durch die Wechseljahre verloren geht, treten die Symptome deutlich hervor, erklärt Dr Neuy-Lobkowicz. "Viele Frauen haben sich ihr Leben lang durchgewurschtelt. Aber in den Wechseljahren funktioniert das plötzlich nicht mehr. Sie sind extrem erschöpft."

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Das erklärt, warum Frauen oft erst in den Wechseljahren diagnostiziert werden. Die Diagnose bringt für viele eine enorme Erleichterung. Endlich gibt es eine Erklärung – und Behandlungsmöglichkeiten. Dazu gehören Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin), aber auch eine Hormontherapie. In der Perimenopause macht Dr. Schaudig gute Erfahrungen damit, die Hormonschwankungen mit einer Gestagen-Mono-Pille zu bremsen. In der Postmenopause kann man den Östrogenmangel ausgleichen. "Auch wenn die Hormonschwankungen mit der letzten Blutung enden, ist die Postmenopause nicht automatisch das Ende der Beschwerden", warnt Dr. Schaudig. "Aber mit der richtigen Therapie – medikamentös und hormonell – lässt sich viel Lebensqualität zurückgewinnen."

Therapie braucht Fingerspitzengefühl

"Es geht nicht um ein Entweder-oder", betont Dr. Schaudig. Vielmehr müsse individuell entschieden werden, ob eine Hormontherapie sinnvoll ist – und wie sie mit ADHS-Medikamenten kombiniert werden kann. Wichtig sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologinnen, Psychiatern und Therapeutinnen.

Auch Lebensstilfaktoren spielen eine wichtige Rolle: Bewegung, Ernährung und Stressmanagement. "Aber das reicht oft nicht allein", sagt Dr. Neuy-Lobkowicz. "Wir müssen aufhören, Frauen mit AD(H)S als einfach nur gestresst oder überfordert abzutun."

Mehr Aufmerksamkeit für weibliche AD(H)S

AD(H)S bei Frauen ist kein Randthema – und die Wechseljahre sind ein kritischer Zeitpunkt für Diagnose und Therapie. Es braucht mehr Aufklärung, mehr Forschung und vor allem mehr Empathie. Denn wie Dr. Neuy-Lobkowicz sagt: "Diese Frauen haben oft ein Leben lang gekämpft. Jetzt ist es Zeit, ihnen wirklich zu helfen."

 

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