Dresden plant erstes englischsprachiges Berufsschulzentrum Deutschlands
- Kultusministerium: Zuversichtlich, geeignete Lehrer zu finden
- Bundesgesetze bremsen Projekt für internationale Azubis
- Rückendeckung kommt aus der Wirtschaft
Es ist ein ambitionierter Plan, der in Sachsen entstanden ist. Bereits in drei Jahren sollen im neuen Beruflichen Schulzentrum im Dresdner Osten die ersten Klassen starten. Doch eigentlich ist die Frist noch viel kürzer, schildert Lars Fiehler, Geschäftsführer Kommunikation, bei der Industrie und Handelskammer Dresden. Er begründet dies, dass man mehr Zeit brauche für den Bewerbungsprozess für Schüler und Lehrpersonal.
"Wenn wir tatsächlich im August/September 2028 mit einer ersten Klasse starten wollen, und man ja vorschalten muss, dass ich ein Rekrutierungszeitraum brauche, wo ich das ganze auch bewerben muss, wo ich sichten muss", erläkrt Fiehler. Es müsse schon deutlich früher feststehen, dass auch alle Voraussetzungen geschaffen seien, "dass im Zweifelsfall die jungen Leute, die ich dann vielleicht vertraglich binde, auch starten können. Da müssen alle schon Gewehr bei Fuß stehen, von Lehrpersonal bis Prüfer, deswegen müssen wir jetzt alle parallel arbeiten."
Kultusministerium: Zuversichtlich, geeignete Lehrer zu finden
Bei den Hausaufgaben, die Sachsen selbst zu lösen hat, nämlich englischsprachiges Lehrpersonal zu finden, gibt sich Kultusminister Conrad Clemens optimistisch. An dem Berufsschulzentrum werden die allermeisten Schüler in Deutsch unterrichtet, für die englischsprachigen Klassen sei die Zahl der benötigten Lehrkräfte überschaubar, erklärt der Minister. Er sagte, ersten Umfragen zufolge, gibt es durchaus Interesse daran, in diesem Bereich noch einmal besonders tätig zu sein. "Es gibt schon in den letzten Jahren eine verstärkte Zunahme von Fachkräften, die auch Englisch unterrichten. Gerade in den letzten Jahren hat sich das positiv entwickelt."
Bundesgesetze bremsen Projekt für internationale Azubis
Größere Hürden ergeben sich aus den gesetzlichen Vorgaben zur Berufsausbildung. Internationale Auszubildende müssen laut Fachkräfteeinwanderungsgesetz ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen, das konterkariert eine Ausbildung komplett auf Englisch. Auch das Ausbildungsgesetz sieht die Prüfungssprache Deutsch vor. Da es sich in beiden Fällen um bundesweite Regelungen handelt, braucht der Freistaat die Zustimmung anderer Länder für Änderungen, erklärt Clemens. Er sei überrascht gewesen, dass es nirgends in Deutschland so eine englischsprachige Berufsausbildung gab, "das wusste ich gar nicht".
Jetzt gehe man voran und seitdem diese Nachricht draußen ist, würden sich auch ganz viele andere Bundesländer melden und fragen: Wie macht ihr das denn, wie weit seid ihr? "Ich glaube, wir gehen da einen Weg, dem viele auch folgen werden. Sodass ich mir keine Sorgen mache, dass wir da Mehrheiten organisieren können im Bundesrat oder auch im Bundestag um Gesetze, die teilweise noch auf der deutschen Prüfungssprache basieren, minimal anzupassen."
Rückendeckung kommt aus der Wirtschaft
Rückendeckung für die Gespräche hat der Minister aus der Wirtschaft. Der zukünftig größte Chiphersteller im Dresdner Norden ESMC mit rund 2.000 Mitarbeitern stellt klar, Sachsen allein kann mit ausschließlich einheimischen Auszubildenden den Fachkräftebedarf schwer decken, sagt Geschäftsführer Christian Koitzsch. "Die demografischen Prognosen für den Freistaat sagen ja, dass es bei der Anzahl an Arbeitsplätzen, die wir aktuell haben und der Anzahl der Erwerbstätigen in den entsprechenden Altersfenstern, eine Schere geben wird, die weiter aufgeht."
Auch IHK-Geschäftsführer Fiehler schildert: Bereits jetzt zeigen die Ausbildungszahlen der Dresdner Chiphersteller, dass sie nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten. Hier können in Zukunft ausländische Azubis Lücken füllen. Und damit auch den internationalen Ruf Dresdens verbessern. "Das man vielleicht irgendwann mit Fug und Recht sagen kann: die Internationalisierung der deutschen Berufsausbildung hat in Dresden begonnen."
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