Rentenvergleich 2024: So hoch ist die gesetzliche Altersrente in Ihrer Region
- Bei Frauen sind die durchschnittlichen Altersrenten in ostdeutschen Städten am höchsten.
- Männer schneiden in westdeutschen, industriell geprägten Regionen am besten ab.
- Im Osten ist die gesetzliche Rente meist die einzige Einnahmequelle, im Westen macht sie nur etwa die Hälfte des Einkommens von Seniorinnen und Senioren aus.
- Seit 2007 sind die gesetzlichen Altersrenten stärker gestiegen als Löhne und Verbraucherpreise.
Die gesetzliche Rente ist für die meisten Seniorinnen und Senioren in Deutschland die zentrale Säule ihrer Altersvorsorge. Für rund die Hälfte der Menschen ab 65 Jahren ist sie sogar die einzige Einkommensquelle. Eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zeigt nun, wie hoch die Altersrenten in allen 400 Landkreisen und kreisfreien Städten ausfallen.
Demnach erhalten Frauen in ostdeutschen Städten wie Jena (1.373 Euro), Potsdam (1.370 Euro) und Cottbus (1.366 Euro) im Schnitt die höchsten gesetzlichen Altersrenten. Ein wesentlicher Grund liegt in historischen Unterschieden: In der DDR waren Frauen häufiger vollzeitbeschäftigt, auch Mütter sammelten hohe Rentenansprüche. Bis heute ist der Anteil sozialversicherungspflichtig beschäftigter Frauen in Ostdeutschand höher. Selbst im ostdeutschen Kreis mit den niedrigsten Renten, dem Kyffhäuserkreis in Thüringen, liegt das Rentenniveau mit durchschnittlich 1.179 Euro noch deutlich über dem ersten westdeutschen Kreis (München, 1.068 Euro). Sämtliche Zahlen beziehen sich auf die Bruttorente.
Mehr über die Daten
Die in den Karten dargestellten Werte stammen von der Deutschen Rentenversicherung bzw. aus zwei Kleinen Anfragen der Linksfraktion im Bundestag (1, 2). Sie zeigen die durchschnittliche gesetzliche Altersrente – also die Leistung, die Versicherte nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters beziehen. Andere Rentenarten wie die Erwerbsminderungsrente oder die Hinterbliebenenrente sind in dieser Auswertung nicht enthalten. Ebenso unberücksichtigt bleiben betriebliche und private Renten sowie Grundsicherung im Alter. Die Angaben beziehen sich auf die Stichtage 31. Dezember 2012 und 31. Dezember 2024.
Im Westen hingegen prägte das traditionelle Rollenbild stärker den Arbeitsmarkt. "In manchen Regionen waren sogenannte Hausfrauenkarrieren sehr verbreitet", sagt Johannes Geyer, Rentenforscher am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Entsprechend niedrig fallen die Altersrenten von Frauen heute in ländlich geprägten westdeutschen Kreisen aus, wie im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Rheinland-Pfalz, 730 Euro), in Leer (Niedersachsen, 735 Euro) und in Saarlouis (Saarland, 755 Euro).
Bei den Männern ergibt sich ein anderes Bild: Hier sind die gesetzlichen Renten in industriell geprägten westdeutschen Regionen am höchsten; etwa in Wolfsburg (1.737 Euro), in Ruhrgebietsstädten wie Bottrop (1.736 Euro) und in der Region um Stuttgart. "Dort gab es viele Industrie- und Facharbeiter mit stabilen Erwerbsbiografien und hohen Löhnen", sagt Rentenforscher Geyer. Dementsprechend hoch seien die Rentenansprüche.
In vielen westdeutschen Städten ist die Rente vergleichsweise niedrig
Die niedrigsten Renten beziehen Männer im Schnitt in Berlin (1.170 Euro), Freiburg (1.237 Euro) und Trier (1.241 Euro). Auch insgesamt ist das Rentenniveau in vielen westdeutschen Großstädten vergleichsweise niedrig. Geyer sieht dafür zwei mögliche Ursachen: Zum einen sei der Dienstleistungssektor, in dem meist geringere Löhne gezahlt werden, dort stark vertreten. Zum anderen sei der Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte höher. "Das sind häufig Personen mit niedrigen Rentenansprüchen, die zum Teil auch im Ausland gearbeitet haben", sagt Geyer.
Grundsätzlich sei es jedoch schwierig, die Ursachen für die regionalen Unterschiede eindeutig zu bestimmen. Die durchschnittliche Rentenhöhe werde von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst – etwa von der lokalen Wirtschaftsstruktur, Rentenreformen, Migration oder anderen demografischen Entwicklungen – die sich kaum voneinander trennen ließen.
Durchschnittliche Altersrenten von Ost- und Westdeutschen lassen sich nicht vergleichen
Insgesamt liegt die durchschnittliche gesetzliche Altersrente nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung in Westdeutschland bei 1.105 Euro, in Ostdeutschland bei 1.354 Euro. Diese Werte sind jedoch nicht vergleichbar: In der DDR waren auch Lehrerinnen, Ärzte und Selbständige gesetzlich rentenversichert – Gruppen, die den ostdeutschen Durchschnitt immer noch nach oben treiben, auch wenn Ärzte und Beamtinnen heutzutage nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums macht die gesetzliche Rente in Ostdeutschland rund 80 Prozent des Bruttoeinkommens von Seniorinnen und Senioren aus; etwa drei Viertel von ihnen verfügen über keine weitere Einkommensquelle.
In Westdeutschland hingegen beziehen viele ehemalige Beamte, Ärztinnen, Unternehmer oder Freiberufler ihr Alterseinkommen außerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung. Häufig verfügen sie über Einnahmen aus Betriebsrenten, Pensionen, Kapitalerträgen oder Mieteinnahmen. Die gesetzliche Rente macht im Westen im Schnitt nur etwa die Hälfte des Alterseinkommens aus. Entsprechend ist das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen bei Menschen ab 65 Jahren im Westen etwas höher als im Osten.
Starkes Rentenwachstum bei ostdeutschen Frauen
In den vergangenen Jahren ist die gesetzliche Altersrente deutlich gestiegen, bei Frauen seit 2012 um mehr als 70 Prozent. Laut Rentenforscher Geyer liegt das unter anderem an der 2014 eingeführten Mütterrente sowie an der 2021 eingeführten Grundrente, von der mehrheitlich Frauen profitiert hätten.
Besonders stark fiel der Zuwachs bei Seniorinnen in Ostdeutschland aus, etwa in Jena (+591 Euro), im brandenburgischen Barnim (+582 Euro) und im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt (+571 Euro). Am geringsten waren die Zuwächse in westdeutschen Städten wie Emden (Niedersachsen, +344 Euro), Frankenthal (Rheinland-Pfalz, +350 Euro) und Kassel (Hessen, +350 Euro).
Unter Männern ist die durchschnittliche Altersrente seit 2012 um etwa ein Drittel gestiegen. Die größten Zuwächse verzeichnen bayerische Landkreise wie Eichstätt (+577 Euro), Dingolfing-Landau (+547 Euro) und Erlangen-Höchstadt (+540 Euro). Nach Einschätzung von Geyer könnte das daran liegen, dass diese Regionen über Jahrzehnte wirtschaftlich stark waren und in den vergangenen Jahren viele Babyboomer mit hohen Rentenansprüchen ins Rentenalter gekommen sind.
Große Rentenlücke zwischen Geschlechtern
Deutschlandweit beziehen Männer im Schnitt eine gesetzliche Altersrente von 1.486 Euro, bei Frauen sind es 985 Euro – ein Unterschied von 51 Prozent. Am niedrigsten ist der sogenannte Gender Pension Gap in Ostdeutschland: Dort beträgt er in keinem einzigen Kreis mehr als 26 Prozent. Im Ruhrgebiet und im Saarland hingegen erhalten Männer in manchen Kreisen mehr als doppelt so hohe Altersrenten wie Frauen.
Die Ursachen liegen auf der Hand: im Osten die hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen, im Ruhrpott und im Saarland stark männerdominierte Wirtschaftszweige wie der Bergbau und die Stahlindustrie.
Rente steigt stärker als Löhne und Preise
In den vergangenen Jahren haben sich die durchschnittlichen Renten von Männern und Frauen sowie von Ost- und Westdeutschen allerdings angenähert. Insgesamt sind die Renten seit 2007 um rund 60 Prozent gestiegen und damit stärker als die Löhne (56 Prozent) und die Verbraucherpreise (41 Prozent).
"Ab den späten 2000er-Jahren hatten wir eine sehr gute Entwicklung bei den gesetzlichen Renten", sagt Rentenforscher Johannes Geyer. Ob dieser Trend anhält, sei jedoch auch eine politische Frage: Im August hat die Bundesregierung beschlossen, die sogenannte Renten-Haltelinie bis 2031 zu verlängern. Damit wäre sichergestellt, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent des Durchschnittslohns fällt.
Die Zustimmung des Bundestags steht allerdings noch aus, Kritiker halten das Rentenpaket für zu teuer. Sollte die Haltelinie fallen, so Geyer, sei zu erwarten, "dass die Renten künftig deutlich langsamer steigen als die Löhne".
MDR (Fabian Frenzel, David Wünschel)
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