Regionaler Weizen: Ohne Nitratdünger geht es nicht
- "A-Weizen" fürs Brotbacken: Das geht nur mit Dünger.
- Die Landwirtschaft ist zum größten Teil für Nitratwerte im Grundwasser verantwortlich.
- Weniger düngen würde weniger regionalen Weizen bedeuten.
"Wir sähen hier gerade Winterweizen", sagt Sebastian Zscheyge und lenkt seinen Traktor in die Spur. Bei der Agrargenossenschaft Hohenroda südöstlich von Delitzsch ist der 27-Jährige verantwortlich für den Pflanzenbau. In geraden Reihen legt die Drillmaschine, die der Traktor zieht, das Saatgut ab. Vorher wuchsen auf dem Feld Erbsen.
"Eine gute Vorfrucht", sagt Zscheyge, "sie hinterlässt Stickstoff für die nachfolgende Frucht. In dem Fall für den Weizen. Eigentlich perfekt, weil der auch einen relativ hohen Stickstoffanspruch hat."
A-Weizen fürs Brotbacken: Das geht nur mit Dünger
Nitrat ist eine Stickstoffverbindung – guter Dünger. "Das geht ja einher mit der den Qualitäten beim Weizen", erklärt Zscheyge, "wir können Weizen produzieren mit schlechten Qualitäten. Der wird aber dann nicht zum Brotbacken verwendet, sondern der geht dann ins Futter." Diesen "A-Weizen" könnten sie auf den Böden hier aber nur mit Düngung ernten.
Wie viel gedüngt wird – eine Rechenaufgabe: "Ich errechne, was der Weizen hier auf dem Schlag spezifisch nach Vorfrucht, nach Stickstoffwerten, die im Frühjahr im Boden gemessen werden – das nennt sich Nmin, das, was noch vorrätig ist im Boden", sagt der Landwirt. Er errechne, wie viel noch gedüngt werden könne beziehungsweise dürfe. "Und danach richten wir uns eben."
Landwirtschaft größten Teils für Nitratwerte im Grundwasser verantwortlich
Als Stickstoffdünger auf dem Feld landet die Gülle aus dem eigenen Kuhstall der Genossenschaft. Stickstoff, den die Pflanze nicht selbst verbraucht, versickert mit dem Regenwasser. Für den Großteil der Nitrateinträge im Grundwasser ist die Landwirtschaft verantwortlich, heißt es auf der Seite des Umweltbundesamts.
Ein Viertel der Messstellen in Deutschland überschreitet laut Bundeslandwirtschaftsministerium den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter, den die Trinkwasserverordnung festlegt. Wegen der hohen Werte hatte die Deutsche Umwelthilfe gegen das Ministerium geklagt – und recht bekommen.
Laut Umwelthilfe-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner muss die Regierung jetzt die Düngeverordnung noch mal anfassen: "Dass dort striktere Maßnahmen für Umweltsünder ergriffen werden". Das seien wenige Landwirte, betont Müller-Kraenner. "Und zweitens muss sie auch über das Düngerecht hinaus ein Aktionsprogramm erstellen, beispielsweise Maßnahmen der Landwirtschaft – Gewässerrandstreifen, zum Beispiel um Flüsse und Seen zu schützen."
Dünger ist teuer. Und wer gibt schon freiwillig Geld aus, wenn es keinen besseren Effekt hat?
Was sagt Landwirt Sebastian Zscheyge dazu? So richtig erklären kann er sich Überdüngung nicht. "Wenn man natürlich mehr düngt, ist es eine Zuwiderhandlung. Aber ich persönlich kenne keinen Landwirt, der sich da nicht dran hält." Außerdem müsse man noch dazu sagen: "Dünger ist teuer. Und wer gibt schon freiwillig Geld aus, wenn es keinen besseren Effekt hat?"
Weniger düngen heißt weniger regionaler Weizen
Seit 2022 definiert die Düngeverordnung rote Bereiche, in denen weniger gedüngt werden darf. Auch Flächen der Agrargenossenschaft von Sebastian Zscheyge gehören dazu. Er wisse nicht, wie der Betrieb mit noch weiteren Einschränkungen wirtschaftlich bleiben könne: "Dann kann ich es sein lassen, Weizen anzubauen."
Auch er hält die hohen Nitratwerte im Wasser für eine Gesundheitsgefahr – gleichzeitig wollten die Leute bezahlbare, regionale Lebensmittel. Ein Widerspruch, der aus seiner Sicht bleibt.
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