Corona-Impfung: Nachfrage sinkt trotz steigender Fallzahlen
- In Mitteldeutschland ist die Nachfrage nach Corona-Impfungen derzeit auf einem Tiefstand.
- Die Organisation der Impfungen stellt Hausärzte vor Herausforderungen.
- Einzelne Praxen melden aber auch steigendes Interesse – ausgelöst durch neue Infektionsfälle.
Sehr gering sei die Nachfrage nach der Corona-Impfung, berichtet Ulf Zitterbart, Allgemeinmediziner und Chef des Thüringer Hausärzteverbandes. Das gelte für seine Praxis in Kranichfeld genauso wie für die Praxen seiner Kolleginnen und Kollegen. Er zieht die Grippeschutz-Impfung zum Vergleich heran: "In unserer Praxis, einer mittelgroßen Praxis, haben wir etwa 800 Grippe-Impfungen, die wir diese Saison bereits verimpft haben. Wir sammeln gerade noch die Namen für diejenigen, die eine Covid-Impfung wollen, weil wir da eben immer mehrere Personen brauchen."
Das heißt, wir haben da noch gar keine einzige Impfung verimpft.
Dass immer mehrere Personen für eine Impfung gebraucht werden, hängt mit der Dosierung der Impfpräparate zusammen. Die gibt es nämlich nicht einzeln, sondern nur mit sechs Impfdosen pro Fläschchen.
Organisatorische Hürden in Arztpraxen
Das sei ein Problem, sagt auch die Chefin der Kassenärztlichen Vereinigung in Thüringen, Annette Rommel. "Das ist tatsächlich so, dass man organisieren muss, dass man sechs Impfwillige für das Öffnen einer Dose hat. Denn der Verwurf ist ja wirklich nicht erstrebenswert und deshalb benötigt man eine größere Organisation. Da ist die Spontanität des Arztbesuchs zum Impfen also eher eingeschränkt."
Eine Erfahrung, die Hausarzt Ulf Zitterbart in seiner Praxis schon öfter gemacht hat: "Ich habe durchaus immer mal Patienten hier sitzen, die sagen, sie würden sich schon jetzt auch eine COVID-19 Impfungen geben lassen. Aber wenn das jetzt nicht gleich geht – nochmal extra wegen der Impfung kommen, das wollen sie nicht. Da ist die Zeit dann zu knapp und die Sorge, dass sie eine ernsthafte Infektion kriegen können, auch zu gering. Und dann sehen wir die nie wieder."
Impfmüdigkeit trotz steigender Fallzahlen
In Sachsen-Anhalt und Sachsen das gleiche Bild: immer weniger Menschen lassen sich impfen – und das, obwohl die 7-Tage-Inzidenz zuletzt wieder deutlich angestiegen ist. Stefan Windau, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen sagt: "Ich glaube, das es grundsätzlich so ist, wie in Thüringen. Auch hier gibt es eine gewisse Impfmüdigkeit."
Die Menschen hätten die Nase voll vom Impfen, so Windau. Das sei aus einer psychologischen Perspektive nachvollziehbar, mit Blick auf die steigenden Fallzahlen aber ungünstig. Er hat die Hoffnung, dass es noch zu einem Sinneswandel kommen wird: "Es gehen ja jetzt im Moment die Infekte wieder los. Da erinnern sich die Bürger unseres Landes eben auch mal daran, dass man krank werden könnte. Dann sind natürlich die Themen Grippe-Impfung und auch Corona-Schutzimpfung wieder dran."
Hoffnung auf Sinneswandel
Ein Effekt, den Katharina Schmidt-Göhrich in ihrer Hausärztinnenpraxis in Dresden schon bemerkt. Schmidt-Göhrich sitzt im Beirat der SIKO, der Sächsischen Impfkommission. Bei aller Impfskepsis, die es landesweit gebe, steige bei ihr die Nachfrage nach der Corona-Impfung: "Was ich hier so sehe, ist, dass wir in unserem Patientenklientel jetzt doch zunehmend wieder auf Interesse stoßen. Also, wir haben jetzt angefangen, auch wieder Corona zu impfen, weil tatsächlich die Leute sehen, es gibt wieder allerhand nicht ganz einfache Corona-Erkrankungen in ihrem Umfeld."
Und das, so Schmidt-Göhrich, helfe manchmal zu verstehen, warum die Impfung sehr sinnvoll ist. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission ist jedenfalls weiterhin: Besonders gefährdete Personen – also, insbesondere Menschen ab 60, Menschen mit einer Immunschwäche und Bewohner von Pflegeheimen – sollten ihre Coronaschutzimpfung einmal im Jahr im Herbst auffrischen.
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