Die Thüringer Kommunen sehen sich mit Blick auf die Obdachlosenhilfe im Winter gut gerüstet. "Derzeit reichen die vorhandenen Kapazitäten aus, diese sind aber fast komplett ausgelastet", fasst Sprecherin Anja Schultz die Lage für die Stadt Erfurt zusammen. Für die kalte Jahreszeit würden keine größeren Engpässe erwartet.

Aktuell reichen in Erfurt die vorhandenen Plätze für Obdachlose in Notunterkünften noch aus (Symbolfoto). Bildrechte: picture alliance / epd-bild | Christian Ditsch

Auch in Jena, Weimar, Suhl, Eisenach, Mühlhausen und Leinefelde-Worbis stellen die Städte nach eigener Auskunft ein ausreichendes Kontingent an Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. In der Regel werden die Unterkünfte das gesamte Jahr über angeboten, Aufstockungen im Winter gibt es nur in Ausnahmefällen.

Auch Frage des regulären Wohnraums Während in den kleinen Kommunen die Lage weitgehend unverändert ist, zeigen sich vor allem in Erfurt und Jena die Auswirkungen immer weiter steigende Mietpreise.

"In Erfurt liegt im unteren Preissegment des Wohnungsmarktes eine Verknappung vor", so Schultz. Statt immer neue Schlafplätze zu schaffen, wolle die Stadt das Problem der Obdachlosigkeit nun grundlegend angehen. Aktuell werde ein Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit entwickelt, bei dem auch Akteure des Erfurter Netzwerkes Wohnungsnotfallhilfe und die Fraktionen des Erfurter Stadtrates einbezogen seien.

Ziel sei es, dass die Betroffenen wieder einen Zugang zum regulären Wohnungsmarkt bekämen und die vorhandenen Angebote der Wohnungsnotfallhilfe entlastet würden. Zudem würden Bedarf und nötige Maßnahmen ermittelt.

Schlafkapseln aus Holz und Stahl

Auch in Jena mache sich die angespannte Wohnungslage bemerkbar, sagt Sprecherin Stefanie Braune. Zur Aufstockung des Angebots sei für den Winter 2026/2027 unter anderem der Einsatz von Schlafkapseln nach dem Vorbild der "Ulmer Nester" geplant.

Die Stadt Jena will für den Winter 2026/27 solche Schlafkapseln für Obdachlose aufstellen. In Ulm funktioniert dieses Prinzip gut. Bildrechte: picture alliance/dpa | Thomas Burmeister

Jede, der aus Holz und Stahl konstruierten Kapseln, könne bis zu zwei Personen beherbergen und schütze vor Wind, Kälte und Feuchtigkeit. In beiden Städten wird auch abseits der Schlafplätze ein breites Hilfsangebot vorgehalten, in dem unterschiedliche Träger und Behörden zusammenarbeiten.

In Eisenach sei der Bedarf an Plätzen für Wohnungslose sehr unbeständig und tendenziell zunehmend, sagte eine Sprecherin. Auch in Jena seien die Zahlen steigend. Aktuell seien im Stadtbild von Erfurt mehr Obdachlose sichtbar, so Schultz. Der Grund dafür seien aktuelle Bauvorhaben, für die einige Gebäude abgerissen wurden. Ein genereller Anstieg könne hier aber nicht festgestellt werden.

Die Zahl derjenigen, die keine Wohnung haben, nehmen in Erfurt, Jena und Eisenach tendenziell zu (Symbolfoto).Bildrechte: picture alliance/dpa/Hauke-Christian Dittrich

Demografischer Wandel auch unter Wohnungslosen

Zu Problemen führen zunehmend psychische Erkrankungen und Suchtproblematiken bei Wohnungslosen, hieß es aus vielen Kommunen. Derlei Fälle müssten gemeinsam mit den Sozialverbänden individuell gelöst werden. Aus Weimar kommt der Hinweis, dass – ähnlich der gesamten demografischen Entwicklung – auch Obdachlose immer älter würden. 

"Unter den Wohnungslosen befinden sich auch zunehmend Personen, die eigentlich Pflegefälle wären und in entsprechende Einrichtungen aufgenommen werden sollten", so Sprecherin Mandy Plickert aus Weimar. Für diesen Personenkreis stünden jedoch kaum Pflegeplätze zur Verfügung.

Warme Kleidung, Decken oder Hygieneartikel könnten an Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder die Diakonie gespendet werden – allerdings sollte zuvor Kontakt mit den Organisationen aufgenommen werden, um sicherzustellen, dass die Artikel auch gebraucht würden.

Letztlich könne diese Hilfe aber auch ganz direkt erfolgen, heißt es aus Mühlhausen: Durch aufmerksames, respektvolles Ansprechen und Anbieten von Hilfe – sei es durch Getränke, Essen oder einfach ein offenes Ohr.

MDR/dpa (jml)

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