Acht Tipps für mehr Gemeinschaft
Inhalt des Artikels:
- 1. Respekt, Vertrauen, Nuancen statt Dafür-Dagegen-Debatten!
- 2. Kochen Sie etwas zusammen mit Ihren Nachbarn!
- 3. Planen Sie ein Straßenfest!
- 4. Nehmen Sie am Stammtisch teil!
- 5. Schieben Sie einen öffentlichen Fitness-Parcours an!
- 6. Treten Sie in einen Verein ein!
- 7. Lernen Sie eine Familie aus der Ukraine kennen
- 8. Beteiligen Sie sich an einer Petition
Viele Menschen engagieren sich stark in ihrem Umfeld – zum Beispiel Familie, Freunde, Gemeinde, Arbeit – und leisten viel für die Gemeinschaft, sagt Jérémie Gagné vom Think Tank "More in Common". Doch beim Blick auf die Gesellschaft insgesamt überwiegen Gagné zufolge derzeit Pessimismus und Zweifel an der politischen Handlungsfähigkeit.
1. Respekt, Vertrauen, Nuancen statt Dafür-Dagegen-Debatten!
Nachrichten
11 minJérémie Gagné im Interview mit MDR Aktuell.Bildrechte: More in Common / Carolin Weinkopf11 minInterviewWir brauchen bessere Debatten!
Wir brauchen bessere Debatten!
Wie lässt sich Polarisierung in der Gesellschaft überwinden? Politikwissenschaftler Jérémie Gagné vom Thinktank "More in Common" setzt auf bessere Debatten, in denen auch Grautöne zugelassen werden.
MDR FERNSEHENDo06.11.202516:07Uhr10:49 min
Link des Videos
https://www.mdr.de/nachrichten/app-aktuell/video-gagne-experte-zusammenhalt-misstrauen-debattenkultur-gesellschaft100.htmlRechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
VideoSeine Empfehlungen für die politische Debatte lassen sich auch für ein besseres Miteinander im Alltag nutzen: Nuancen wahrnehmen statt Dafür-Dagegen-Debatten zu führen, Abwertung vermeiden und Vertrauen aufbauen. Viele Menschen äußern laut Gagné in den Gesprächen mit den Forschern Angst vor überscharfenund abwertenden Diskussionen und zögen sich deshalb zurück. Sein Rat: Ins Gespräch nicht immer direkt mit den ganz großen Konflikten einzusteigen, sondern sich wertzuschätzen als Person, herauszufinden, was man gemeinsam hat. Je besser man sich so respektvoll annähere, desto besser könne man über die großen Fragen der Gesellschaft sprechen.
2. Kochen Sie etwas zusammen mit Ihren Nachbarn!
Nachbarn kann man sich nicht aussuchen. So lautet ein Sprichwort. Aber eine Nachbarschaft kann gestaltet werden und sich positiv auf das gemeinschaftliche Leben auswirken. Das Nachbarschaftsportal nebenan.de gibt Tipps, wie eine gute Nachbarschaft gelingen kann. Unter anderem kann gemeinsames Kochen Menschen, die nah beieinander wohnen, zusammenbringen. Andere Ideen sind kleine gemeinsame Aktionen, wie der Bau eines Insektenhotels oder eine Müllsammelaktion. Hinter dem Portal versteckt sich eine Stiftung, die auch Hilfe bei der Organisation eines Nachbarschaftstreffens, der Einrichtung von Nachbarschaftstreffs oder Gemeinschaftsgärten oder bei nachbarlichen Klimaprojekten leistet.
3. Planen Sie ein Straßenfest!
"Gesellschaft beginne im Kleinen", sagt der Philosoph Wilhelm Schmid, der für ein Buch mit Hunderten Menschen über Zusammenhalt gesprochen hat. "Planen Sie ein kleines Event für die Allgemeinheit", rät er. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Straßenfest? Dabei lernen sich Nachbarn kennen, Vereine können das Vorhaben unterstützen, Menschen helfen sich gegenseitig und im Erfolgsfall werden noch Jahre später alle an einen gemeinsamen schönen Tag denken. Sie tun etwas für andere, aber vor allem für sich selbst. "Beziehungspflege ist wichtig, um sich gesehen zu fühlen. Und viele fühlen sich nicht gesehen", so Philosoph Wilhelm Schmid – ein Befund, der kein singulärer ist: laut Weltglücksbericht 2025 fördern schon Kleinigkeiten wie das Teilen von Mahlzeiten Glück und soziale Verbindungen, das miteinander in Kontakt treten, Signale der Verbundenheit, das Vertrauen in andere für mehr Glücksempfinden, Zuversicht und sogar weniger Populismus.
4. Nehmen Sie am Stammtisch teil!
Treffpunkte sind wichtig für die Gemeinschaft. Das wissen wir noch von früher. Damals gingen die Menschen nicht nur in den Dorfkonsum, um sich ein Brot zu kaufen. Sie nutzten die Verkaufsstelle auch als gemeinsamen Treffpunkt, um sich auszutauschen und soziale Kontakte aufzufrischen. Es ist erwiesen, dass sich durch ungezwungene Kontakte an gemeinsamen Orten Vorurteile abbauen und sich ein "Wir-Gefühl" einstellt. Gruppenzugehörigkeit kann sogar die Gesundheit fördern. Dort, wo es den Dorfkonsum nicht mehr gibt, gibt es vielleicht noch einen Stammtisch oder die Möglichkeit, einen solchen wiederzubeleben? Vielleicht haben Sie sogar die Möglichkeit, einen neuen Treffpunkt zu schaffen, siehe nächster Tipp?
5. Schieben Sie einen öffentlichen Fitness-Parcours an!
Viele Treffpunkte, die es einmal gab, gibt es nicht mehr. Zum Beispiel hat eine Erhebung ergeben, dass in den vergangenen Jahren etwa jede dritte Kneipe beziehungsweise jeder dritte Gasthof für immer geschlossen haben. Damit fallen wichtige Ankerpunkte im sozialen Leben weg. Wie wäre es, wenn Sie neue schaffen? Es muss ja nicht gleich ein Gasthaus sein. Starten Sie doch eine Initiative, um gemeinschaftlich einen Ort zu schaffen, der niedrigschwellig von jedem genutzt werden kann, zum Beispiel ein öffentlicher Fitness-Parcours. Damit gelingen gleich zwei Dinge auf einmal: Zusammen setzten sich Menschen für etwas ein – und wenn es gelingt, gibt es auch noch einen neuen Ort. Und weil so ein Parcours kostet: Warum nicht versuchen, Fördermittel über die Kommune, das Land oder Stiftungen für das Projekt zu gewinnen? Oder über einen Sportverband?
6. Treten Sie in einen Verein ein!
In Deutschland gibt es mehr als 600.000 Vereine mit mehr als 50 Millionen Mitgliedern. Diese hohen Zahlen kommen nicht von ungefähr. Ein Verein verspricht nicht nur Sport, Karneval oder eine Modelleisenbahn, sondern auch ganz viel Gemeinschaft und Zusammenhalt. Laut Bundesverband der Vereine und des Ehrenamts sind Vereine zu mehr als 90 Prozent für alle Veranstaltungen in Städten und Dörfern verantwortlich. Sie tragen also zu einem erheblichen Teil zum gesellschaftlichen Leben bei und sorgen dabei ganz nebenbei für Zusammenhalt. In ihrem Verein fehlen Brücken zu anderen Altersgruppen oder gesellschaftlichen Gruppen, die sie mit integrieren möchten? Oder es gibt extremistische oder diskriminierende Vorfälle? Unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund bietet hier Hilfestellung.
7. Lernen Sie eine Familie aus der Ukraine kennen
Oder lernen sie über ein Tandem in der Nachbarschaft eine neue Sprache: "Migration stellt das gesellschaftliche Selbstverständnis infrage", schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung über ein Dossier zum Thema. Und stellt fest, dass Zugehörigkeiten und Zusammenhalt neu ausgehandelt werden müssten. Eine große Aufgabe für Deutschland, nicht erst seit dem bekannten Ausspruch der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel – "Wir schaffen das". Aus den verschiedensten Gründen migrieren Menschen nach Deutschland. Integration funktioniert über Bildung, Arbeit oder eine Wohnung. Aber auch durch den Zusammenhalt einer Gesellschaft, wie die Bertelsmann Stiftung schreibt. Schon das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen kann dabei helfen.
8. Beteiligen Sie sich an einer Petition
Eine Gesellschaft funktioniert durch Teilhabe. Wer sich einbringt, kann aktiv mitgestalten. Dazu muss man nicht gleich Bundeskanzler werden oder Bürgermeisterin. Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu beteiligten – wie etwa wählen zu gehen. Aber es muss ja nicht immer ums große Ganze gehen. Teilhabe beginnt im Kleinen und kann viel bewirken. Auch, wenn manchmal ein langer Atem benötigt wird. Wie etwa im Dörfchen Steinfeld in Sachsen-Anhalt. Dort kämpften Einwohner seit Jahren für eine Fußgängerampel und haben dafür sogar eine Petition im Internet gestartet. Ganz nebenbei taten sie damit auch etwas für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Beteiligen oder starten – bei Petitionen sind die Hemmschwellen da inzwischen niedrig, zumindest im Internet. Aber auch Bürgerinitiativen und Bürgerräte können zum Beispiel helfen, eine Idee umzusetzen – zum Beispiel um ein altes Gebäude zum Treffpunkt umzugestalten. Auch lokale Bürgerinitiativen und zivilgesellschaftliche Gruppen können Bürgerräte starten und so den Willen in einem Ort ergründen. Verschiedene Akteure bieten hier Hilfestellung an.
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