Matthias Gläser stammt aus Sachsen und ist vor einigen Jahren in den Landkreis Wittenberg gezogen. In der Kurstadt Bad Schmiedeberg kaufte er ein Haus, das 1925 erbaut worden war: ein graues Gebäude, reich an Baumängeln, ausgestattet mit einer Ölheizung. Für Gläser, der viel handwerkliches Geschick besitzt, wurde das Gebäude zu seinem Arbeitsplatz.

Er baute alles gründlich um. Angefangen bei den Fenstern, über die Fassadendämmung bis zur Installation einer neuen Heizung – er entschied sich für eine Wärmepumpe. Nach knapp zwei Jahren sagt er, dass die Heizung die weitaus kleinste Anstrengung gewesen sei. Diese Investition habe sich sofort gelohnt.

Inzwischen sieht das Haus von Matthias Gläser so aus.Bildrechte: André Damm/MDR

Trotz Zweifeln: Gläser geht Risiko ein

"Die Ölheizung stammte von 1993. Mir war klar, dass die raus muss. Also habe ich meinen alten Heizungsbauer gefragt. Von dem hieß es aber, dass Wärmedämmung und Wärmepumpe bei solch einer alten Bude gar keinen Sinn machen würden", sagt Gläser.

Doch mit dieser Antwort gab er sich nicht zufrieden. "Da fragt man hier mal, fragt man da mal. Ich war mir unsicher. Wir haben keine Fußbodenheizung, auch nur normale Heizkörper. Wärmetechnisch ist das jetzt nicht der Riesen-Vorteil."

Doch je mehr sich der Bad Schmiedeberger mit der Technologie beschäftigte, desto entschlossener ging er ins Risiko. Er begann aufwändig das Haus zu dämmen und tauschte die Ölheizung gegen eine moderne Wärmepumpe aus.

Die alten Heizkörper mussten nicht durch neue, größere ersetzt werden, auch die Installation neuer Leitungen war nicht notwendig. "Ich war sofort hochzufrieden. Heizkörper aufdrehen und es wird sofort warm. Es hat genauso geheizt wie die Ölheizung. Das fand ich sportlich."

Wechsel zur Wärmepumpe zu keiner Zeit bereut

Gläser und seine Ehefrau mögen es gern warm, erzählt der Mann. Deutlich mehr als 20 Grad sollten es zum Wohlfühlen schon sein. "Das Thema ist aber der Energieverbrauch. Durch die Wärmedämmung soll der Verbrauch nicht überhandnehmen. Die Wärmepumpe hat 14 KW, das Haus hat 150 Quadratmeter Wohnfläche. Die heizt alles warm."

Im ersten Jahr, erzählt Gläser, sei die Wärmepumpe komplett durchgelaufen: im Sommer, im Winter, am Tag und in der Nacht. "Da lag der Stromverbrauch bei rund 10.000 KW im Jahr. Das ist natürlich gewaltig. Trotzdem aber noch ein Drittel preiswerter als die bisherige Ölheizung."

Und wenn es nach dem privaten Haussanierer geht, soll es noch günstiger werden. "Inzwischen ist das Haus größtenteils gedämmt. Und dann wollen wir die Wärmepumpe nur noch zu bestimmten Zeiten anstellen, Zeitschaltuhren einsetzen. Ich glaube, dadurch könnten wir pro Jahr einige tausend Kilowattstunden Strom einsparen." In keinem Moment habe er den Wechsel zur umweltfreundlichen Technologie bereut, sagt Matthias Gläser.

Wärmepumpen für Altbauten: Wann sie sinnvoll sind und wann nicht

Sind Wärmepumpen somit auch für alle alten Häuser die erste Wahl? "Das kommt darauf an", erklärt Marcel Kunert von der Energieberatung Bad Schmiedeberg. Er ist außerdem unabhängiger Sachverständiger im Bereich Heizungsbau. "Es gibt leider keine Musterlösung. Jedes Haus ist anders. Uns erreichen dazu täglich viele Anfragen." Kunert zufolge sind die Dämmwerte entscheidend. Bei guter Dämmung werde die Heizlast gesenkt. Eine Wärmepumpe sei dann eine gute Lösung.

Entscheiden sich die Hausbesitzer gegen die meist kostspielige Dämmung, führe kein Weg an größeren Heizkörpern vorbei. Doch das müsse man sich vorher immer individuell berechnen lassen. Manche Unternehmen im Heizungsvertrieb seien nur auf das schnelle Geschäft aus, warnt der Energieberater. "Prinzipiell gilt, eine Wärmepumpe passt in nahezu jedes Haus, wenn die Dämmung stimmt. Mitunter ist es aber auch besser, die Wärmepumpe mit einer klassischen Gasheizung zu kombinieren, gerade im Winter, wenn es richtig kalt ist."

Sachsen-Anhalt ist Spitzenreiter bei Wärmepumpen

In Sachsen-Anhalt verfügen laut MDR Data 83 Prozent der im vergangenen Jahr neu gebauten Wohngebäude über eine Wärmepumpe. Damit ist Sachsen-Anhalt unter allen Bundesländern Spitzenreiter beim Einbau von Wärmepumpen. Deutschlandweit lag der Wärmepumpen-Anteil bei Neubauten bei 69 Prozent. Neun Prozent der neuen Gebäude in Sachsen-Anhalt haben eine Gasheizung, drei Prozent sind an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Anders sieht es beim Wohnungsbestand aus, der in Sachsen-Anhalt 581.000 Gebäude umfasst. Trotz des Wärmepumpen-Booms ist Gas in Sachsen-Anhalt nach wie vor der mit Abstand verbreitetste Energieträger zum Heizen.

Zum Zeitpunkt der Volkszählung 2022 waren etwa 56 Prozent davon mit einer Gasheizung ausgestattet. 21 Prozent wurden mit Öl beheizt, neun Prozent waren an das Fernwärmenetz angeschlossen. Nur rund 20.000 Gebäude – das entspricht etwas mehr als drei Prozent – nutzten damals Solarenergie oder Wärmepumpen.

MDR (André Damm, Susanne Liermann, Marius Rudolph) | Erstmals veröffentlicht am 8. November 2025

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