OB: Weihnachtsmarkt Magdeburg 2025 "kann vorerst nicht genehmigt werden"
- Das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt sieht im Weihnachtsmarkt Magdeburg an sich bereits ein "potenzielles Anschlagsziel."
- Oberbürgermeisterin SImone Borris teilte mit, sie könne vorerst den Weihnachtsmarkt nicht genehmigen.
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) hat mitgeteilt, dass der Weihnachtsmarkt 2025 vorerst nicht genehmigt werden kann. Grund ist nach Angaben der Stadt ein Schreiben des Landesverwaltungsamtes (LVWA), in dem zusätzliche Sicherheitsauflagen gefordert werden.
Landesverwaltungsamt prüft Sicherheitskonzept
Das Landesverwaltungsamt bestätigte auf Nachfrage, dass es am 7. November 2025 auf Bitten der Landeshauptstadt eine fachaufsichtliche Stellungnahme abgegeben hat.
Diese bezog sich demnach auf das 152 Seiten umfassende Sicherheitskonzept und das 45 Seiten starke Überfahrtschutzkonzept. Laut Behörde seien dabei "zahlreiche fachaufsichtliche Hinweise" übermittelt worden, unter anderem zur erwarteten Besucherzahl und zur daraus abgeleiteten Zahl an Sicherheitskräften.
In dem Schreiben sei zudem darauf hingewiesen worden, dass die vorgenommene "Schutzzieldefinition als nicht ausreichend angesehen" werde, so eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes. Weitere Details wollte die Behörde nicht nennen, um sicherheitsrelevante Informationen nicht öffentlich zu machen.
Landesverwaltungsamt: Stadt schafft mit Markt "potenzielles Anschlagsziel"
Nach Angaben der Stadt heißt es in dem Schreiben außerdem, es sei mitgeteilt worden, dass der Weihnachtsmarkt allein durch seinen Betrieb zu einem "potenziellen Anschlagsziel" werde. Das habe ihr bislang niemand so mitgeteilt. Sie werde diese Aussage sehr ernst nehmen, da die Sicherheit oberste Priorität habe. Es sei jedoch nicht begründet, worauf diese Einschätzung beruht.
Das Landesverwaltungsamt habe zudem kritisiert, dass die Weihnachtsmarktgesellschaft die generelle Verantwortung für Anschläge und Amoklagen bei der Polizei und der Sicherheitsbehörde sieht. Borris teilt dazu mit: "Alle Expertinnen und Experten sind sich einig, dass konkrete Terrorabwehr keine städtische Aufgabe ist. Die Verfolgung von Straftaten und die Abwehr konkreter Gefahren sind Aufgaben der Polizei." Beim Kaiser-Otto-Fest sei das Sicherheitskonzept zudem nicht beanstandet worden.
Die Weihnachtsmarktgesellschaft sei – so die Stadt – auch nciht bereit die generelle Verwantwortung für Terror- und Amokereignisse zu übernehmen, dafür das Haftungsrisiko zu tragen oder das gesamte Areal einzuzäunen. Viele andere Hinweise würde der Veranstalter aber ins Sicherheitskonzept integrieren.
Weitere Kritikpunkte des Landesverwaltungsamtes
Weitere Punkte, die das LVWA nach Angaben der Stadt kritisiert, sind der Zugang und das Überfahrtschutzkonzept. Demnach dürften Weihnachtsmärkte nur noch mit Einlasskontrollen durchgeführt werden. Im Sicherheitskonzept fehle zudem eine Risikobewertung des Kinder- und Jugendschutzes.
Rechtsauffassung und politische Brisanz
"Trotz der gegenteiligen Rechtsauffassung können wir aufgrund der Weisung des Landesverwaltungsamts derzeit keine Genehmigung für den diesjährigen Weihnachtsmarkt erteilen", sagte Borris.
Einzelne Punkte wie mehr Sicherheitspersonal seien laut der städtischen Weihnachtsmarkt GmbH grundsätzlich umsetzbar. Strittig bleibe aber, dass die Stadt oder die Marktgesellschaft die volle Verantwortung für Terror- und Amoklagen übernehmen solle, inklusive Haftungsrisiken für das gesamte Veranstaltungsgelände.
Borris: "Fatales Signal"
Sollte der Weihnachtsmarkt nicht stattfinden, wären die Folgen erheblich, so Borris. "Man muss davon ausgehen, dass künftig alle Veranstalter anderer Weihnachtsmärkte und Großveranstaltungen in Sachsen-Anhalt die Verantwortung für die Abwehr von Terror- und Amoklagen übernehmen sollen", teilte die Oberbürgermeisterin mit.
Ein dauerhafter Ausfall des Marktes und der Lichterwelten wäre, so die Oberbürgermeisterin, "eine Kapitulation der Stadtgesellschaft vor dem Anschlag vom 20. Dezember 2024" und damit ein "fatales Signal weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus."
Hoffnung auf Gespräche mit dem Land
Trotzdem gibt sich die Oberbürgermeisterin kämpferisch. "Mein Wunsch und meine Hoffnung sind, dass durch eine Bündelung aller Kräfte der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr doch stattfinden kann", so Borris weiter. Sie habe das Land Sachsen-Anhalt zu einem Gespräch aufgefordert und wolle eine schnelle Lösung erreichen.
Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) kündigte im Stadtrat am Montag an, dass der Weihnachtsmarkt vorerst nicht genehmigt werden kann.Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar GabbertGleichzeitig bleibe sie vorsichtig optimistisch. "Ich hoffe, dass wir mit einer rechtssicheren Lösung ein positives Signal für die beginnende Weihnachtszeit setzen können. Meine Gedanken sind weiterhin bei den Opfern und Hinterbliebenen des schrecklichen Anschlags, nach dem heute der Gerichtsprozess begonnen hat.
Prozess zum Anschlag läuft seit Montag
Am Montagvormittag hatte der Prozess zum Anschlag begonnen. Zum Auftakt wurde die rund 200 Seiten starke Anklage verlesen. Zudem äußerte sich der Angeklagte. Dabei gab er die Tat zu, entschuldigte sich aber nicht und zeigte keine Reue. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.
MDR (Lars Frohmüller, Sören Thümler, Hannes Leonard)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke