• Der zweite Prozesstag stand ganz im Zeichen der Aussage des Attentäters.
  • Nach seinen Worten befindet er sich seit Montag im Hungerstreik. Das soll für den Ablauf aber keine Auswirkungen haben.
  • Inhaltlich erklärt Taleb A. seinen jahrelangen Ärger mit Behörden.

16:00 | Zweiter Prozesstag beendet

Der Richter unterbricht die Sitzung und beendet damit den zweiten Tag des Prozesses. Zuvor sprach Taleb A. noch über einen verschwundenen USB-Stick und das Testament, das im Auto gefunden wurden.

Der Angeklagte sprach darüber hinaus davon, dass er seit seiner Jugend gegen die saudi-arabische Regierung kämpfen wollte. Dafür habe er noch in Saudi-Arabien eine Bombe gebaut. Als er dann Anfang der 2010er Jahre nach Deutschland kam, habe er weiter gegen die saudi-arabische Regierung kämpfen und eine "militärische Opposition" aufbauen wollen. Er hätte an vorderster Front dafür gekämpft, hätten sich europäische Staaten ihm angeschlossen, sagte er vor Gericht.  

15:43 Uhr | Taleb A. überrascht über fehlenden Schutz des Weihnachtsmarktes

Auf die Frage des Richters danach, ob der Angeklagte vor der Tat Drogen genommen habe, antwortet dieser, dass er am Vortag zwei Bier getrunken habe. Zur Auswahl des Autos, mit der über den Weihnachtsmarkt fuhr, sagt Taleb A., er habe, wie jedes Mal, wenn er ein Auto geliehen habe, das teuerste genommen. In diesem Fall einen SUV.

Wie zuvor erklärt A., er sei über den fehlenden Schutz des Weihnachtsmarktes verwundert gewesen. "Es hat mich nicht nur überrascht, sondern auch schockiert, dass der Weihnachtsmarkt total ungeschützt war", sagte er vor Gericht.

15:20 Uhr | Richter unterbricht Taleb A.

Der Vorsitzende Richter unterbricht die Schilderungen von Taleb A. und richtet sich mit Fragen an ihn. Er wolle unter anderem wissen, ob es das Ziel von A. war, so viele Menschen wie möglich zu töten. Der Angeklagte sagte, er wollte einen Angriff, es war ihm egal ob Menschen verletzt werden und sterben. Auf die Frage, ob Taleb A. als Arzt nicht eigentlich wolle, dass Menschen leben, antwortet er nicht eindeutig und kritisiert stattdessen andere.

Während seinen Ausführungen betont A., dass er die Tat nicht durchgeführt hätte, wenn Menschen auf dem Weihnachtsmarkt gewesen wären, die er kannte.

14:50 Uhr | Angeklagter habe immer wieder Euphorie verspürt

Während der Verhandlung spricht Taleb A. immer wieder davon, Euphorie verspürt zu haben. So sei er euphorisch gewesen, als die Polizisten ihn geschlagen hätten. Auch, als er vor Schmerzen geschrien habe und Journalisten ihn dabei fotografiert hätten, habe er Euphorie gespürt. "Je schlimmer die Folter war, desto euphorischer bin ich geworden", sagte A.

Auch während seiner Zeit in Untersuchungshaft sei Taleb A. schlecht behandelt worden. Der Richter weist ihn erneut darauf hin, sich zur Tat zu äußern und nicht zu den Haftumständen. Dazu habe er später die Gelegenheit.

14:32 Uhr | Taleb A. fühlte während der Tat kein Mitleid

Während der Tat habe A. nicht gewusst, ob er Menschen verletzt habe. Bei seiner Fahrt über den Weihnachtsmarkt habe er sich nur die Stände angeschaut. Erst am Tag nach dem Anschlag erfuhr Taleb A. nach eigenen Angaben davon, dass Menschen bei dem Anschlag ums Leben gekommen waren.

Mitleid habe Taleb A. bei seiner Tat nicht gefühlt. Lediglich danach, als er von der Polizei festgenommen wurde, habe ihm der verhaftende Polizist leidgetan. Der Beamte sei ängstlich gewesen.

14:05 Uhr | Richter weist Taleb A. erneut zurecht

Nach einer einstündigen Pause setzt Taleb A. seine Aussage fort. Der Richter weist ihn darauf hin, dass er sich wiederhole und bereits mehr Redezeit als üblich erhalten habe, berichten MDR-Gerichtsreporter. A. sagt, er habe bis zuletzt nach Gründen gesucht, den Anschlag nicht auszuführen und sei bis kurz vor der Tat unschlüssig gewesen. Er habe versucht, die Bekennervideos auf X zu löschen, um Zeit zu gewinnen – das sei jedoch fehlgeschlagen. Daraufhin habe er den Anschlag verübt.

12:26 Uhr | Der Blick des Täters auf seine Opfer

Bis zum Mittag haben sich die Zuschauerreihen fast bis auf den letzten Platz gefüllt, berichten unsere MDR-Prozessbeobachter. Sie werden Zeuge, wie der Attentäter in Ansätzen seine persönliche Bewertung des Anschlags schildert. So berichtet er von einem Schreiben zum Anschlag an eine Filmregisseurin im Februar. Darin habe er erklärt, dass er es moralisch begründet finde, wenn er deutsche Staatsbürger umbringe. Und weiter sagt er: "Ich bin Psychiater, ich kann nicht sagen, das waren schlechte Menschen, sondern die waren einfach unter Druck". Was er damit meint, erklärt er nicht, wechselt stattdessen wieder das Thema.

Das Gericht macht den Angeklagten darauf aufmerksam, dass die Konzentration nachlasse. Es wird eine einstündige Pause angesetzt. Taleb A. solle danach weiter auf den Tag des Anschlags eingehen, fordert der Richter.

Aus Sicht unseres MDR-Reporters Max Hensch nutzt der Attentäter seine Einlassung, um sich selbst als Opfer dazustellen. Seinen Bericht hören Sie hier im Audio:

12:15 Uhr | Weitere Pläne und Vorwürfe gegen die Behörden

"Die Polizei lügt!", ruft Taleb A. im Prozess. – Wieder geht es um frühere Anschlagspläne, um fehlende Poller vor einem Eiscafé, die angeblich nicht entfernbar gewesen seien. Dann geht es in seiner Aussage darum, ein belebtes Lokal am Ulrichshaus Magdeburg angreifen zu wollen. "Die Sicherheitspoller waren mehrmals wochenlang entfernt", so der Attentäter. Auch von einer Spray-Attacke ist die Rede. Aus Angst, seinen Job zu verlieren, habe er davon aber abgesehen. Taleb A. bezeichnet sich als Aktivist, dem man seit 2016 kein Gehör geschenkt habe. Niemand von den Behörden habe ihn angerufen. Dabei habe er mit der Polizei kooperieren wollen.

Zwischen den sprunghaften Ausführungen platziert Taleb A. immer wieder Aussagen zu Deutschland. Er sei bereit gewesen, für dieses Land zu kämpfen. Deutschland habe die großartigste Geschichte im Westen. "Und die Politiker machen das alles kaputt aktuell", so der Attentäter. Argumente bleibt er allerdings schuldig.

11:55 Uhr | Zuschauer und Opfer können kaum folgen

Unsere Prozessbeobachter berichten, dass sich der Angeklagte in seinen Ausführungen immer wieder verliert: Mal geht es um saudische Frauen, mal um Geld und Spendenbetrug, dann wieder um Beweise und Akten, um neue Anzeigen, um ein Fax an den Präsidenten der Bundespolizei und es werden Namen in den Raum geworfen. Dazwischen fällt der Satz: "Ich liebe den Westen mehr als mein Heimatland." Einige Nebenkläger verlassen zwischenzeitlich den Raum, andere wirken sichtlich genervt, ein Mann in der ersten Reihe hält sich die Hand vor sein Gesicht. Manchmal flüstern sich einige etwas zu.

11:30 Uhr | Details zu früheren Anschlagsplänen

In seiner weiteren Aussage geht es unter anderem um seinen im Herbst 2023 geplanten Anschlag auf die Staatsanwaltschaft Magdeburg. Taleb A. berichtet von seinen Überlegungen, einen Gaszylinder als Waffe zu nutzen. Er habe sich ein Hotelzimmer am Breiten Weg – in Sichtweite zum Justizzentrum – gebucht, sich vor Ort umgesehen und festgestellt, dass die Poller breit genug gewesen seien, um einen Lkw hindurchzufahren. Man hätte auch einen Bombenanschlag verüben können, so der Angeklagte.

Immer wieder spricht Taleb A. davon, Behörden auf Missstände – etwa Korruption bei einer Kölner Asylorganisation – hingewiesen, aber keine Hilfe bekommen zu haben. Er berichtet von Ermittlungen gegen ihn, einer nicht angenommenen Anzeige und einem Strafbefehl, weil er in dieser Sache unter der 112 nachgefragt hatte. Die Staatsanwaltschaft habe so viel Zeit, gegen ihn zu ermitteln, so Taleb A., dabei habe er nur Informationen zur Verfügung stellen wollen.

11:12 Uhr | Angeklagter äußert sich zur Tat

Es gibt mehrere Ermahnungen des Gerichts, der Angeklagte möge inhaltlich zur Tat aussagen. Dazwischen gibt der Angeklagte bemerkenswerte Details preis: Einerseits hat Taleb A. nach eigener Aussage damit gerechnet, bei seiner Tat – er nennt sie "Eingriff" – getötet zu werden. Andererseits wäre es nicht zum Anschlag gekommen, wenn ihm am 20. Dezember auch nur eine Kleinigkeit dazwischengekommen wäre: "Alles hätte mich daran gehindert."

Er habe seine Tat zwar 16 Monate lang geplant, so der Attentäter. Hätte er aber zum Beispiel kein Taxi bekommen, um zur Autovermietung fahren zu können, wäre er stattdessen "mit dem Zug weitergefahren und im Wald spazieren gegangen". Er hätte "den Plan abgebrochen, alles abgebrochen", erklärt er weiter.

Die weiteren Ausführungen des Angeklagten drehen sich um Philosophie, Wissenschaft und Glauben, seine Knast-Gedichte und seinen Ärger über Behörden, die Polizei und die Politik. Klare Zusammenhänge zur Tat werden dabei zunächst nicht hergestellt.

Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg leitet auch am Dienstag die Verhandlung.Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

10:54 Uhr | Wie die Opfer den Prozess verfolgen

Ein Blick auf die weiteren Prozessbeteiligten: Die anwesenden Nebenkläger beziehungsweise Opfer – knapp 30 sind im Saal – verfolgen aus Sicht unserer Prozessbeobachter die weitere Verhandlung gespannt, aber angefasst. Eine Frau wirkt, als falle es ihr schwer, Taleb A. zuzuhören. Ein anderes Opfer hat die Arme vor sich verschränkt. Ein Opfer verlässt im weiteren Verlauf der Aussage den Saal.

10:29 Uhr | Wieder geht es um den Laptop

Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg ermahnt den Angeklagten, zum Geschehen und der Vorgeschichte auszusagen, statt erneut in politische Äußerungen abzuschweifen.

Und noch einmal geht es um den Laptop, den der Täter zur Verfügung gestellt bekommen hat: Der Richter stellt klar, dass das Gerät allein zur Akteneinsicht dienen soll – eben, weil die Aktenlage so umfangreich ist. Technisch sollte es gar nicht möglich sein, dass der Angeklagte etwas in das Gerät eintippen kann. Man werde das technisch klären, hieß es.

Gestern hatte der Angeklagte mehrfach seinen Laptopbildschirm in Richtung der Kameras gezeigt. Dabei war unter anderem auf dem Bildschirm "Sept. 2026" zu lesen. Im Detail war zu erkennen, dass es sich nicht um Text in einem Textverarbeitungsprogramm gehandelt hat, sondern um vorbereitete Bild-Tafeln mit Text.

Blick ins Detail: Der kleine Pfeil (>) am Bildschirmrand des Laptops zeigt, dass der Text nicht über ein Textverarbeitungsprogramm angezeigt wurde.Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

10:05 Uhr | Täter isst nicht – Gericht bleibt unbeeindruckt

Der zweite Prozesstag hat mit einer Viertelstunde Verzögerung begonnen. Und schon rückt das Verhalten von Taleb A. in den Mittelpunkt: Laut Gericht hat dieser am Morgen lediglich ein Glas Wasser getrunken, aber nichts gegessen. Dennoch wolle er sich weiter äußern. Nach seinen Worten befindet er sich seit Montag in einem dreiwöchigen Hungerstreik. Nichts zu essen, habe ihm in der Vergangenheit körperlich geholfen.

Der vorsitzende Richter stellt klar: Ein Hungerstreik führe nicht zu einer Verzögerung des Prozesses. Die Verhandlung könne auch ohne den Angeklagten fortgesetzt werden, wenn er körperlich nicht mehr in der Lage sei, daran teilzunehmen.

08:59 Uhr | Geringerer Andrang als am ersten Prozesstag

Unsere Prozessbeobachter berichten, dass sich nach dem medialen Großaufgebot am ersten Prozesstag die Reihen am Dienstag bereits gelichtet haben. Eine Handvoll Medienvertreter haben sich bis zum Morgen eingefunden. Erneut sind Dutzende Besucher erschienen.

Mittlerweile sind auch die ersten Nebenkläger im Gerichtssaal. Auch der Angeklagte wurde bereits, erneut mit großem Polizeiaufgebot, in die Halle gebracht.

Bildrechte: MDR/Engin Haupt

08:10 Uhr | Was heute vor Gericht passieren soll

Der zweite Prozesstag soll Klarheit über die Motivation des Attentäters bringen, der gestern die Tat eingeräumt hatte. Gerichtssprecher Löffler rechnet damit, dass Taleb A.s Einlassung "längere Zeit" dauern wird. Hintergrund ist auch, so das Gericht, dass der Angeklagte im Vorfeld nicht mit dem psychiatrischen Sachverständigen gesprochen hatte. Insofern soll die Aussage klären, "was in seinem Kopf vorgegangen ist", so Löffler. Derartige innere Vorgänge könne man nur erfahren, wenn man die Person anhöre. Mehr stehe nicht auf der Tagesordnung.

Für das Gericht und auch für den psychiatrischen Sachverständigen (ist es) wichtig zu erfahren, wie die Motivationslage des Angeklagten gewesen ist, was in seinem Kopf quasi vorgegangen ist.

Christian Löffler, Gerichtssprecher

Laut Gericht haben zudem alle Verfahrensbeteiligten (das Gericht, die Verteidigung, die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage) das Recht, Fragen an den Angeklagten zu richten. Er wiederum könne frei entscheiden, welche Fragen er beantworten möchte.

Am Dienstag stehen allein die Aussagen des Angeklagten auf dem Plan, so Gerichtssprecher Löffler.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

06:52 Uhr | Eine Minute Tat, zwei Stunden Anklageschrift

Auch zum heutigen zweiten Prozesstag bringen sich die Gerichtsreporter diverser Medien wieder in Stellung. Für MDR AKTUELL war gestern Doreen Jonas als Beobachterin vor Ort. Ihr gehen weiterhin die vielen Details der Anklageschrift, die den Fokus auf das Schicksal der Opfer gelegt hat, nicht aus dem Kopf.

Hier im Audio reflektiert sie den ersten Prozesstag und erklärt auch, wieso der Magdeburger Weihnachtsmarkt für dieses Jahr auf der Kippe steht:

05:50 Uhr | Das bedeutete die Botschaft auf dem Laptop

Für Fragen sorgten Szenen zum Beginn des Prozesses am Montag: Da hatte der Angeklagte den Bildschirm seines Laptops in Richtung der Kameras gehalten, um mehrere Botschaften zu zeigten, darunter "Sept. 2026". Beobachter hatten bereits da vermutet, dass es sich um eine Anspielung auf die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt handelt.

Dazu gibt es nun Klarheit. Taleb A. äußerte sich am ersten Prozesstag dazu. "Da ist die nächste politische Wahl in Sachsen-Anhalt", erklärte der aus Saudi-Arabien stammende Mann, der als Islamkritiker bekannt ist. Während seiner Einlassung zeigte er den Laptop erneut in die Kamera. Daraufhin gab es eine Ermahnung durch den vorsitzenden Richter, Dirk Sternberg, politische Äußerungen zu unterlassen und sich auf die Tatvorwürfe zu konzentrieren. Viele Nebenkläger verfolgen die Szene kopfschüttelnd, so unsere Beobachter.

Nun ist klar: Der Attentäter spielte mit seiner Botschaft auf die kommende Landtagswahl an.Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

04:13 Uhr | Tag 2: Angeklagter will sich erneut äußern

Der Prozess zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wird am Dienstag, 9.30 Uhr, voraussichtlich mit der Aussage des Angeklagten fortgesetzt. Taleb A. kündigte gestern an, sich "stundenlang, vielleicht tagelang" äußern zu wollen vor dem Landgericht Magdeburg.

03:58 Uhr | Viele Opfer haben Gerichtssaal gemieden

Zum Prozessauftakt gegen Taleb A. sind zahlreiche Nebenkläger nicht persönlich erschienen. Im Saal waren nur wenige Plätze besetzt. Viele wollten die Begegnung mit dem Angeklagten vermeiden, erklärt Opferanwältin Petra Küllmei, die mehr als 100 Betroffene vertritt. "Für viele ist die Nähe zum Täter kaum auszuhalten, viele haben psychische oder körperliche Probleme", sagt sie. Wer anwesend war, reagierte oft fassungslos, als der Angeklagte sprach, manche schüttelten den Kopf, andere wandten sich ab.

Die Betroffenen sind laut Küllmei auch erschüttert, "dass ihm jetzt doch die Bühne geboten wird, all das, was in seinem Kopf ist, hier loszuwerden." Man dürfe fragen, so die Anwältin, ob er das darf und ob man ihm nicht das Rederecht begrenzen oder entziehen könne. "Und das ist eben die Aufgabe von uns als Anwälten, den Betroffenen das zu erklären."

Mehr dazu im Video:

03:23 Uhr | Kosten, Sicherheit und Strafmaß – Fragezeichen bei vielen Menschen

Der Prozess gegen Taleb A. sorgt für großes Aufsehen, auch bei den Nutzerinnen und Nutzern von MDR SACHSEN-ANHALT. Viele fragen nach den Kosten des Verfahrens. Für den Prozess wurde eigens ein provisorischer Gerichtssaal errichtet. Laut Justizministerium war das notwendig, weil bestehende Säle zu klein und nicht ausreichend gesichert seien. Wegen der großen Zahl an Nebenklägern und des hohen Medieninteresses sei ein spezielles Interimsgebäude nötig gewesen.

Der neue Hauptsaal bietet Platz für rund 700 Menschen. Hinzu kommen separate Bereiche für Polizei, Haftunterbringung und Presse, mit bis zu 200 Arbeitsplätzen. Auf der Tribüne für die Nebenklage können bis zu 450 Personen sitzen. Insgesamt umfasst das Gebäude rund 4.700 Quadratmeter, der Gerichtssaal selbst rund 2.000. "Die Kosten stehen dabei nicht im Vordergrund. Es ist unsere rechtsstaatliche Pflicht, ein solches Verfahren so zu führen", hatte Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) erklärt..

Einige Nutzer fragen im Internet, warum man dem Angeklagten mit dem Prozess eine Bühne biete. Beobachter berichten jedoch, der Vorsitzende Richter unterbinde politische Aussagen und mahne den Angeklagten, sich auf die Tat zu konzentrieren. Der MDR zeigt Taleb A. bewusst nur verpixelt, um ihm keine zusätzliche Möglichkeit für Selbstdarstellung zu geben. Auch das mögliche Strafmaß interessiert viele: Juristen halten eine lebenslange Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung für wahrscheinlich.

02:55 Uhr | Magdeburger Weihnachtsmarkt 2025 vorerst nicht genehmigt

Der Magdeburger Weihnachtsmarkt erhält in diesem Jahr zunächst keine Genehmigung. Das Landesverwaltungsamt hatte das Sicherheitskonzept der Stadt in einem Schreiben kritisiert – unter anderem beim Zufahrtsschutz und beim Einsatz von Sicherheitskräften. Oberbürgermeisterin Simone Borris informierte den Stadtrat am Abend über die Entscheidung. Trotz einer abweichenden Rechtsauffassung will die Stadt der Weisung des Landes folgen. Ob der Weihnachtsmarkt überhaupt stattfinden kann, ist offen.

Nach Angaben der Stadt heißt es in dem Schreiben unter anderem, dass der Weihnachtsmarkt allein durch seinen Betrieb zu einem "potenziellen Anschlagsziel" werde. Das habe ihr bislang niemand so mitgeteilt, teilte OB Borris mit. Sie werde diese Aussage sehr ernst nehmen, da die Sicherheit oberste Priorität habe.

02:35 Uhr | Bilanz des ersten Prozesstags

Am ersten Prozesstag bleib vieles unklar. Der 51-jährige Angeklagte äußert sich kaum zur Tat, sondern verliert sich in langen Monologen über angebliche Vertuschungen der Polizei, Frauenrechte in Saudi-Arabien und politische Themen. Zwischendurch spricht er sogar über eine Katze. Immer wieder hält er seinen Laptop mit der Aufschrift "Sept. 2026" in die Kameras, ein Verweis auf die nächste Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.

Mehr zum ersten Prozesstag lesen Sie hier:

Einmal richtet er das Wort an die Eltern eines getöteten Kindes und bittet sie um Verzeihung. Mehrere Nebenkläger reagieren sichtlich erschüttert; einige verlassen zwischenzeitlich den Saal. Richter Dirk Sternberg mahnt den Angeklagten mehrfach, sich auf die Tat zu konzentrieren.

02:27 Uhr | Prozess startete unter hohen Sicherheitsvorkehrungen

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag vor dem Landgericht Magdeburg der Prozess gegen Taleb A. begonnen. Mehr als zwei Stunden lang zeichnet die Anklage die Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt nach, mit Namen, Verletzungen und Schicksalen. Sechs Menschen, darunter ein Kind, kamen ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Viele Betroffene sitzen dem Angeklagten zum Prozessauftakt erstmals gegenüber.

MDR (Hannes Leonard, Engin Haupt, Emma Mack, André Plaul)

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