• Viele junge Männer haben Angst, im Ernstfall in den Krieg ziehen zu müssen.
  • Dass bald die "Bedarfswehrpflicht" per Los greifen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Aktuell haben sich wenig Freiwillige für den Wehrdienst gemeldet.
  • Die Jungen kritisieren die Prioritäten der Koalition scharf. Politik werde vor allem für Ältere gemacht, während die Jugend nur gefordert statt gefördert werde.

Hofpause, vor einem Gymnasium im Leipziger Süden. Die Abiturienten vertreten sich die Füße - und quatschen. Die Koalitionspläne zum Wehrdienst und zur Musterungspflicht sind durchaus ein großes Thema, vor allem bei den jungen Männern: "Ich finde das nicht so gut, weil man halt gezwungen wird, Musterung zu machen. Und ich finde, dass sollte jedem selber überlassen sein", meint einer. Ein anderer äußert die Vermutung: "Ich glaube, der einzige Zweck ist, dass wir zur Armee gehen. Und die Armee hat halt nur einen Zweck, und der ist nichts Gutes". Und mit Blick auf die Musterungspflicht meint ein Schüler: "Zur Musterung hätte ich nicht wirklich ein Problem, ehrlich gesagt, hab ich nicht das Gefühl, dass ich da körperlich so fit genug bin."

Junge Männer haben Angst vor Kriegseinsatz

Junge Männer, die in oder nach 2008 geboren wurden, müssen bald zur Musterung. Darauf hat sich die Koalition geeinigt.

Viele vor der Leipziger Schule befürchten jedoch, dass es nicht dabei bleibt, sondern dass sie nach der Musterung auch zum Bund und vielleicht in einen Krieg müssen: "Ich hab keinen Bock zu sterben, ich glaube das geht den meisten Menschen in Deutschland so. Es ist ein Vorteil für niemanden, außer für die, die Kapitalinteressen vertreten oder geopolitische Ziele. Von beidem hab ich wenig, also seh’ ich keinen Grund, mein Leben zu opfern."

Ein anderer fasst es so zusammen: "Klar ist es doof, wenn ich da hin muss und vielleicht sterbe. Ich habe keine Lust darauf, aber es muss ja irgendjemand machen."

Zu wenig Freiwillige: Sorge um "Bedarfswehrpflicht" nicht aus der Luft gegriffen

Die Sorge vor einer Bedarfswehrpflicht ist nicht aus der Luft gegriffen. Denn die Bundeswehr plant aktuell mit einem Bedarf von rund 30.000 Freiwilligen. Tatsächlich haben sich zuletzt aber nur rund 11.000 junge Menschen freiwillig gemeldet.

Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass nach einer entsprechenden Bundestagsentscheidung junge Männer per Los eingezogen werden. Für Frauen soll sich nichts ändern. Sie sind weiterhin nicht verpflichtet, sich mustern zu lassen oder Wehrdienst zu leisten.

Kritik: Koalition fordert junge Menschen, aber fördert sie nicht

Die Kritik vieler richtet sich aber auch gegen die Prioritäten der Koalition. Die lägen eher bei Rentnern und weniger bei jungen Leuten. Für Ältere hatte die Koalition erst im Sommer beschlossen, das Rentenniveau bis 2031 stabil zu halten.

Die junge Generation werde über den Tisch gezogen, kritisiert der 18-jährige Bundesschülersprecher Quentin Gärtner: "Es gibt ganz viele junge Menschen, die anpacken wollen und Verantwortung übernehmen wollen. Aber wir verstehen nicht, wie man sich als Bundesregierung hinstellt und ganz viel Verantwortung einfordern kann und auf der anderen Seite nicht bereit ist, in uns zu investieren. Schule in Deutschland ist eine Katastrophe, die Bildungsqualität nimmt ab."

Auch auf die Belastungen der jungen Menschen geht Gärtner ein: "On top haben wir eine Krise der psychischen Gesundheit, der Kinder und Jugendlichen. Immer mehr kämpfen mit Angststörungen, Depressionen oder sind einsam. All das wird nicht ausreichend behandelt, aber man stellt jetzt dieses Wehrdienstmodernisierungsgesetz vor, das ich an sich gar nicht kritisieren möchte. Aber ich möchte kritisieren, dass man es nicht flankiert mit einer klaren Botschaft an die jungen Leute nach dem Motto: Wir fordern etwas von euch ein, aber fördern euch auch."

Junge Menschen hadern mit Entscheidung der Koalition zur Wehrpflicht

Ein Schüler vor dem Leipziger Gymnasium bringt seine Wut im Bauch auf den Punkt: "Klar, ergibt ja auch Sinn, die alten Leute können wählen, wir können nicht wählen. Dass unsere Interessen nicht vertreten werden, ist vollkommen natürlich."

Um die kleine MDR-Umfrage vor der Leipziger Schule zusammenzufassen: Nicht alle, aber viele haben dafür Verständnis, dass die Bundesrepublik verteidigt werden muss. Doch die Entscheidung der Koalition zu Musterungen und Wehrpflicht - die findet niemand gut.

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