Kampf gegen Billigimporte aus China soll verschärft werden
- Bundesnetzagentur: Mehrheit der Temu-Produkte mangelhaft.
- Bundeskartellamt leitet Verfahren gegen Temu ein.
- EU plant strengere Einfuhrregeln – ab 2028.
Billigwaren aus Fernost fluten den europäischen Markt. Täglich treffen rund zwölf Millionen E-Commerce-Pakete mit Fast Fashion, Kinderspielzeug oder Elektrogeräten in der Europäischen Union ein, wie die EU-Kommission berichtet. Der Großteil stammt aus China. Das ist eng mit dem Aufstieg von Plattformen wie Temu oder Shein verbunden – doch dieser Trend sorgt für zahlreiche Probleme.
"Die Quote der Temu-Produkte, die nicht konform mit EU-Gesetzen sind, liegt bei rund 62,4 Prozent", teilte die Bundesnetzagentur auf Anfrage von MDR AKTUELL mit. Das ist das Ergebnis einer Überprüfung von 511 Produkten seit Beginn des Jahres bis Anfang November. Darunter waren LED-Lampen, Funkkopfhörer, Router oder Netzgeräte. Es fehlte häufig etwa die CE-Kennzeichnung – ein Hinweis darauf, dass die Produkte nicht alle EU-Anforderungen erfüllen.
Darüber hinaus bemängelte die Bundesnetzagentur fehlende Ansprechpartner in der EU oder Bedienungsanleitungen ohne deutsche Übersetzung. "Solche Produkte dürften nicht importiert werden", erklärte die Behörde, die eng mit dem Zoll zusammenarbeitet. Werden Mängel bei Importen festgestellt, würden diese nicht für den Warenverkehr innerhalb der EU freigegeben.
Stiftung Warentest: Zwei Drittel der Produkte mangelhaft
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Ende Oktober auch die Stiftung Warentest. Sie prüfte 162 Produkte von Temu und Shein – darunter Schmuck, Babyspielzeug und USB-Ladegeräte. Alle getesteten Produkte stammten von Drittanbietern, die über einen der beiden Online-Marktplätze verkauft worden waren.
Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel erfüllte nicht die EU-Sicherheitsanforderungen, ein Viertel wurde sogar als potenziell gefährlich eingestuft. Es gibt diverse weitere Untersuchungen, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen und auch weitere Plattformen wie AliExpress oder den TikTok-Shop geprüft haben.
Täglich zwölf Millionen Pakete mit geringem Warenwert
Laut EU-Kommission wurden im vergangenen Jahr insgesamt 4,6 Milliarden Artikel mit geringem Warenwert in die EU importiert – das entspricht rund zwölf Millionen Sendungen pro Tag.
Trotz der wachsenden Kritik verzeichnen die Plattformen enorme Zuwächse: Temu hatte in der ersten Hälfte des Jahres 2025 durchschnittlich 115 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer pro Monat in der EU, davon rund 20 Millionen in Deutschland. Bei Shein sind es sogar etwa 145 Millionen monatlich, umgerechnet also rund ein Drittel der gesamten EU-Bevölkerung. Beide Plattformen wuchsen in nur sechs Monaten um etwa zwölf Prozent.
Bundeskartellamt prüft Temu
Das hat vor allem mit extrem günstigen Preisen zu tun. So stehen neben Fragen der Produktsicherheit auch mögliche Wettbewerbsverstöße im Fokus von Behörden. Das Bundeskartellamt leitete Anfang Oktober ein Verfahren gegen Temu wegen möglicher Einflussnahme sowie der Festlegung von Preisen auf dem deutschen Marktplatz ein.
"Solche Vorgaben könnten erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen darstellen und letztlich auch Preiserhöhungen auf anderen Vertriebswegen zur Folge haben", erklärte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt.
EU plant strengere Einfuhrregeln - aber das dauert noch
Auch die EU will den Strom "minderwertiger Waren" eindämmen. Bislang sind Artikel mit einem Wert unter 150 Euro von Einfuhrzöllen befreit. Diese Regelung kommt insbesondere Billigplattformen zugute, da sie große Mengen günstiger Produkte zollfrei einführen können.
In den USA hatte es eine ähnliche Regelung für Einfuhren von Waren im Wert von unter 800 Dollar gegeben. Seit Ende August gilt für solche Pakete die gleiche Importsteuer wie für andere Produkte aus dem jeweiligen Herkunftsland – was zu einem Rückgang der Importe geführt hat.
Zölle sollen 2026 in Kraft treten
Die EU will diese Zollbefreiung für kleine Sendungen ebenfalls abschaffen. Damit soll die Überlastung der Zollbehörden verringert und Kontrollen effizienter werden. Denn zwölf Millionen Pakete pro Tag können nicht kontrolliert werden – und es werden noch mehr. Die Plattformen wachsen rasant weiter.
Ursprünglich sollte die entsprechende Reform des EU-Zollkodexes erst in zwei Jahren in Kraft treten. Am Freitag einigten sich die EU-Finanzminister jedoch auf einen früheren Termin: Zölle auf Billigpakete sollen "so bald wie möglich im Jahr 2026" eingeführt werden.
Handelskommissar Maros Sefcovic hatte die Reform in einem Brief an die Minister einen "entscheidenden Schritt" genannt, um die EU im internationalen Handel zu stärken. Der bisherige Zeitplan sei zu langsam, betonte er. Die aktuelle "Wettbewerbsverzerrung" müsse schnell beendet werden.
Die EU macht nun also Tempo. Wie weit das die Flut an Billigimporten eindämmt, wird sich sich zeigen.
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