Gesetzlich Krankenversicherte müssen mit steigendem Zusatzbeitrag rechnen
- Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen geht davon aus, dass die Zusatzbeiträge im Schnitt steigen werden.
- Die Kassen selbst haben Vorschläge, wie Kosten eingespart werden können.
- Gesundheitsökonomen beobachten außerdem, dass die generelle Ineffizienz des deutschen Gesundheitssystems ein weiterer Kostentreiber ist.
Jedes Jahr kurz vor Weihnachten ist es soweit – und manchmal ist es keine schöne Überraschung: Die gesetzlichen Krankenkassen geben bekannt, ob sie ihren Zusatzbeitrag erhöhen und die Mitglieder mehr zahlen müssen.
Spitzenverband: Zusatzbeiträge werden im Schnitt steigen
Die AOK Plus zum Beispiel, die mitgliederstärkste Krankenkasse in Sachsen und Thüringen, hatte den Zusatzbeitrag vor einem Jahr – genauso wie zahlreiche andere Krankenkassen – stark erhöht: von 1,8 auf 3,1 Prozent. Stefan Knupfer, Vize-Vorstandschef prognostiziert: "Wir sind in diesem Jahr sehr optimistisch, dass wir ins neue Jahr mit einem stabilen Beitragssatz von 3,1 Prozent ins Rennen gehen können."
Das Sparpaket der Bundesregierung in Höhe von zwei Milliarden Euro, um die Kassen zu entlasten, sei bei fehlenden 15 Milliarden Euro aber nur eine kleine Linderung. Auch dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen reicht das Paket nicht und er geht deshalb davon aus, dass die Zusatzbeiträge im Schnitt steigen werden.
Kassen machen Vorschläge zur Kosteneinsparung
Ob man auch bei Deutschlands größter Krankenkasse, der Techniker Krankenkasse, darunterbleiben will, sei noch nicht klar, sagt Alexander Krauß, Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen: "Die Bunderegierung hat so ein Mini-Sparpaket vorgelegt, aber wir brauchen deutlich mehr Einsparungen. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass man bei den Arzneimitteln weiter spart. Weil wir relativ viele kaufen, wollen wir Rabatte haben, die es auch schon mal gab." Man habe aber viele weitere Vorschläge, wie eine digitale Ersteinschätzung bei einer Neuerkrankung.
Die AOK Plus und DAK Gesundheit fordern zum Beispiel staatliche Zuschüsse, um die Beiträge von Bürgergeldempfängern ausreichend zu finanzieren.
Gesundheitsökonom: Deutsches Gesundheitssystem ist ineffizient
Auch der Dresdener Gesundheitsökonom Joachim Kugler sieht Handlungsbedarf: "Die Wissenschaft sagt seit 20 Jahren, dass unser Gesundheitssystem ineffizient ist. Wir haben europaweit unglaublich viele Krankenhäuser und Krankenhausbetten. Die Ambulantisierung, die in unseren Nachbarländern stattfindet, die findet bei uns in ganz geringem Ausmaß statt. Wir könnten auch Gelder sparen, indem wir unser Gesundheitssystem effizienter machen würden. Aber das ist derzeit nicht auf der Agenda."
Aktuell liegt der Zusatzbeitrag der Krankenkassen zwischen 2,2 und 4,4 Prozent – jede Kasse entscheidet selbst. Die Bundesregierung schätzt den durschnittlichen Zusatzbeitrag im kommenden Jahr auf 2,9 Prozent.
Rücklagenpflicht setzt Kassen zusätzlich unter Druck
Eine Täuschung, sagt der Vorstandsvorsitzende der DAK Gesundheit Andreas Storm, denn man habe die Rücklagen nicht mitberechnet, zu denen die Kassen verpflichtet sind. "Das Problem ist, dass viele Kassen unterhalb ihrer Mindestrücklage liegen und deshalb Überschüsse erwirtschaften müssen. Ansonsten ist die finanzielle Stabilität des Systems gefährdet. Und wenn man diesen Effekt miteinrechnet, kommt man zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei mindestens 3,1 Prozent liegen wird oder noch darüber."
Storm hält es zudem für eine absurde Entwicklung, wenn man den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen ausschließlich auf den Beitragssatz reduziere. Erhöht sich der Beitrag, können Mitglieder die Kasse wechseln. Die Kassen und Experten raten Versicherten, vor einem Wechsel immer auch auf das Leistungsspektrum und die persönlichen Bedürfnisse zu achten.
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