• Nach einem Krisentreffen in der vergangenen Woche sagte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Borris, dass der Weihnachtsmarkt definitv stattfinden soll.
  • Noch eine Woche zuvor stand der Markt auf der Kippe. Einem Gutachten zufolgen waren die Sicherheitsbedenken zu groß.
  • Eine Absage des Weihnachtsmarkts hätte laut Borris und den Stadträten aber fatale Folgen.

Wenige Tage vor der geplanten Eröffnung des Weihnachtsmarkts in Magdeburg ist immer noch nicht klar, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichen oder ob noch nachgebessert werden muss. Am Montag haben sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadt zusammen mit der Polizei auf dem Alten Markt getroffen.

Zu welchem Ergebnis die Beteiligten nach der Begehung gekommen sind, teilte die Stadt im Anschluss nicht mit. Es werde in den kommenden Tagen einen weiteren Termin geben, erst danach werde final entschieden. Möglich ist auch, dass sich die Eröffnung um ein paar Tage nach hinten verschiebt, sagte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos).

Bei der Begehung am Montag standen noch einmal die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Prüfstand. Bildrechte: MDR

Borris: Weihnachtsmarkt in Magdeburg findet definitiv statt

Borris hatte nach einem Krisentreffen mit dem Landesverwaltungsamt am vergangenen Mittwoch, den 12. November, gesagt, sie sei sich sicher, dass am 20. November der Markt starten könne. Die Stadt Magdeburg, das Landesverwaltungsamt und die Polizei einigten sich bei dem Treffen über das Sicherheitskonzept. Vereinbarte Änderungen müssten die Stadt und die Veranstalter nach Angaben des Landesverwaltungsamtes nun umsetzen. Dieses sprach selbst von "risikominimierenden und sicherheitserhöhenden Maßnahmen", auf die man sich verständigt habe.

Borris: Zufahrtsschutz war Sache der Stadt

"Beim großen Punkt Zufahrtsschutz haben wir viele Sachen miteinander besprochen", hatte Borris MDR SACHSEN-ANHALT nach dem Krisentreffen in der vergangenen Woche gesagt. Details hatte sie nicht genannt, Einlasskontrollen sowie einen Zaun um das Gelände aber ausgeschlossen. Einer der vom Landesverwaltungsamt bemängelten Punkte war ein fehlender Zufahrtsschutz für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen Gewicht, wie es ihn in Halle gibt.

"Zufahrtsschutz ist Sache der Stadt gewesen", hatte Borris zudem eingeräumt. Dies war auch eine der wesentlichen Fragen nach dem Anschlag – die Zuständigkeit wurde aber zum Zankapfel unter den Behörden. Ferner wurde besprochen, mehr Sicherheitspersonal auf dem Weihnachtsmarkt einzusetzen.

Haseloff schaltet sich in Streit um Weihnachtsmarkt ein

Im Streit um den Weihnachtmarkt hatte Borris zuvor am Montag, den 10. November, gesagt, dass der diesjährige Markt auf der Kippe stehe. Auch Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) hatte sich in die Diskussion eingeschaltet. Er hatte das Krisengespräch angekündigt und gesagt, er erwarte ein offenes Miteinander. Zuvor hatten sich Borris und der Magdeburger Stadtrat an Haseloff gewandt mit der Bitte um Uterstützung.

Landesverwaltungsamt prüfte Sicherheitskonzept

Hintergrund der möglichen Absage war eine Einschätzung des Landesverwaltungsamts zur Sicherheit. Es handelte sich um eine Stellungnahme, die das Amt laut eigener Aussage am 7. November 2025 auf Bitten der Landeshauptstadt abgegeben hat. Laut Behörde sind "zahlreiche fachaufsichtliche Hinweise" übermittelt worden, unter anderem zur erwarteten Besucherzahl und zur daraus abgeleiteten Zahl an Sicherheitskräften.

In dem Schreiben sei zudem darauf hingewiesen worden, dass die vorgenommene "Schutzzieldefinition als nicht ausreichend angesehen" werde, so eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes. Gemeint ist ein zertifizierter Zufahrtschutz bis 7,5 Tonnen. Die Stadt hat aber nur Sperren für Autos mit einem Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen. Eine höhere Zertifizierung ist für den Markt 2025 zeitlich nicht mehr zu realisieren, erklärte die Stadt dem MDR im Oktober.

Landesverwaltungsamt: Stadt schafft mit Markt "potenzielles Anschlagsziel"

Nach Angaben der Stadt hieß es in dem Schreiben außerdem, dass der Weihnachtsmarkt allein durch seinen Betrieb zu einem "potenziellen Anschlagsziel" werde. Borris hatte zuvor gesagt, dass ihr das bis dahin niemand mitgeteilt gehabt habe. Allerdings heißt es bereits im Sicherheitskonzept des vergangenen Weihnachtsmarktes, das MDR INVESTIGATIV vorliegt, wortwörtlich: "Trotzdem stellt ein Weihnachtsmarkt auf Grund seiner Symbolik ein potenzielles Ziel dar." Und: "Bedingt durch die Lage im Zentrum der Stadt Magdeburg und den Erfahrungen aus anderen Städten Europas besteht für den Weihnachtsmarkt eine Gefahr durch Anschläge mit Fahrzeugen jeder Art."

Das Landesverwaltungsamt habe zudem kritisiert, dass die Weihnachtsmarktgesellschaft die generelle Verantwortung für Anschläge und Amoklagen bei der Polizei und der Sicherheitsbehörde sieht. Borris teilt dazu mit: "Alle Expertinnen und Experten sind sich einig, dass konkrete Terrorabwehr keine städtische Aufgabe ist. Die Verfolgung von Straftaten und die Abwehr konkreter Gefahren sind Aufgaben der Polizei." Beim Kaiser-Otto-Fest sei das Sicherheitskonzept zudem nicht beanstandet worden.

Weihnachtsmarktgesellschaft sieht sich für Terrorabwehr nicht zuständig

Die Weihnachtsmarktgesellschaft selbst hatte in diesem Kontext mitgeteilt, dass die Abwehr von Anschlägen, Terror und Amoktaten aus ihrer Sicht nicht final beim Veranstalter liegen kann, da er sonst vollständig haftbar sei. Terrorabwehr sei staatliche Aufgabe. Die Weihnachtsmarktgesellschaft teilte zudem mit, viele Anregungen übernehmen zu wollen – etwa Nachbesserungen beim Jugendschutz.

Es müsse aber noch geklärt werden, welche Kompetenzen private Sicherheitskräfte im öffentlichen Raum haben, wenn dieser nicht umzäunt ist. Das Gelände zur Durchführung von Einlasskontrollen zu umzäunen, sei nicht möglich. Borris erklärte dazu, Zugangskontrollen würden das Risiko schaffen, dass sich Schlangen bildeten und hier ein neues Anschlagsziel entstehe.

Absage des Weihnachtsmarktes hätte laut Borris "fatale Folgen"

Die Oberbürgermeisterin hatte am vergangenen Montag, den 10. November, gesagt, ein dauerhafter Ausfall des Marktes und der Lichterwelten wäre, "eine Kapitulation der Stadtgesellschaft vor dem Anschlag vom 20. Dezember 2024" und damit ein "fatales Signal weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus."

Rückendeckung hatte Borris in dem Streit vom Stadtrat bekommen. Im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT argumentieren Ratsmitglieder, dass hier das Land in der Verantwortung sei und diese auch wahrnehmen müsse. Würden die Kriterien des Landesverwaltungsamtes grundsätzlich ausgelegt, müsse nahezu jede große Veranstaltung in Sachsen-Anhalt direkt abgesagt werden.

Prozess zum Anschlag von 2024 läuft

Am 10. November begann der Prozess zum Anschlag. Zum Auftakt wurde die rund 200 Seiten starke Anklage verlesen. Zudem äußerte sich der Angeklagte. Dabei gab er die Tat zu. Seit Dienstagvormittag wird die Verhandlung fortgesetzt.

dpa, afp MDR (L. Frohmüller, S. Thümler, H. Leonard, A. Plaul, M. Knop-Schieback, K. Bunk) | Erstmals veröffentlicht am 10. November 2025

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