Noch funktioniert das Prinzip nur in Zellversuchen. Aber der Ansatz ist vielversprechend und könnte Krebstherapien entscheiden verbessern. Forschende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universitätsmedizin Mainz haben einen neuartigen Wirkstoff entwickelt, der ein zentrales Schutzprotein in Tumorzellen gezielt zerstört. Der Wirkstoff mit dem Namen MA203 setzt dabei auf eine innovative Technologie: Das Protein "Checkpoint kinase-1" (CHK1) wird nicht nur gehemmt, sondern gleich komplett abgebaut – mit weitreichenden Folgen für die Krebszellen.​​

Schutzmechanismus der Krebszellen ausgeschaltet

Normalerweise sorgt das Protein CHK1 dafür, dass Zellen nach Fehlern bei der Zellteilung ihr Erbgut reparieren können. Es trifft dabei keinen Unterschied zwischen gesunden und kranken Zellen – auch Tumorzellen profitieren von dieser Schutzfunktion. Herkömmliche Krebsmedikamente versuchen, die Aktivität von CHK1 nur zu blockieren. Der neue Ansatz geht weiter: Das PROTAC-Molekül MA203 bewirkt, dass CHK1 vollständig von der Zelle abgebaut wird.

Sobald CHK1 verschwunden ist, setzt eine Kettenreaktion ein: Weitere für Tumorzellen wichtige Proteine werden ebenfalls zerstört. Das Erbgut der Tumorzellen bleibt so ungeschützt – die Krebszellen sterben ab. Besonders wirksam zeigte sich MA203, wenn es zusammen mit herkömmlichen Chemotherapien eingesetzt wurde. Gesunde Zellen blieben im Versuch weitgehend unbeschädigt.

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Wie funktioniert MA203?

Das neu entwickelte PROTAC-Molekül funktioniert anders als klassische Krebspräparate. Es "markiert" gezielt das Protein CHK1, sodass die zelleigene Abbaumaschinerie – das sogenannte Proteasom – es erkennt und in harmlose Einzelteile zerlegt. Durch diese gezielte Entfernung entsteht eine Schwachstelle in der Tumorzelle. Gleichzeitig bleibt die Wirkung auf gesunde Zellen gering, was den neuen Ansatz besonders vielversprechend macht. "Chemotherapeutika schädigen gezielt das Erbgut von Krebszellen, um ihre Vermehrung zu verhindern", erklärt Studien-Mitautor Wolfgang Sippl, Pharmazie-Professor an der Uni Halle. "Unser Molekül führte in Zellversuchen in Kombination mit den Medikamenten zu einem verstärkten Zelltod von festen Tumor- und Leukämiezellen."​​

Aussicht auf neue Therapien

Die Ergebnisse der Studie liefern wichtige Hinweise darauf, dass solche Protein-Abbau-Wirkstoffe ein großer Schritt in der personalisierten Krebstherapie sein könnten. Die Forschenden aus Halle und Mainz wollen in weiteren Studien überprüfen, wie sich der Wirkstoff in klinischen Versuchen bewährt. Bis MA203 als Medikament zugelassen werden kann, sind jedoch noch zahlreiche Untersuchungen erforderlich – etwa groß angelegte Studien mit Patientinnen und Patienten.​​

Forschung mit breiter Unterstützung

Das Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und mehreren Stiftungen unterstützt. Die neuen Erkenntnisse erweitern das Verständnis der Tumorbiologie und könnten in Zukunft eine bessere Behandlung schwer therapierbarer Krebsformen ermöglichen.​​

Links/Studien

Die Studie: Ashry R. et al. Identification of a Proteolysis-Targeting Chimera that Addresses Activated Checkpoint Kinase-1 Reveals its Non-Catalytic Functions in Tumor Cells. ist in Angewandte Chemie (2025) erschienen.

gp/pm/perplexity

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