Es wirkt wie eine Vertuschung: Am vergangenen Freitag wurden Gerichtsdokumente veröffentlicht, wonach der Facebook-Mutterkonzern Meta die Veröffentlichung unliebsamer Studienergebnisse gestoppt hat. Das Forschungsprojekt Mercury habe 2020 gezeigt, dass Nutzer, die eine Woche lang auf Facebook oder Instagram verzichteten, anschließend weniger Gefühle von Depression, Angst, Einsamkeit und weniger sozialen Vergleichsdruck berichtet haben. Meta begründete den Schritt damit, dass das Design der Studie fehlerhaft sei.

Doch ist es so einfach, dass soziale Medien krankmachen und ein Verzicht das psychische Wohlbefinden steigert? Neue Daten aus Deutschland und den USA legen nahe, dass nicht jeder Nutzer von Social Media leidet – aber wer Probleme hat, der profitiert vom Verzicht.

Wie viel Zeit verbringen Deutsche auf Social Media – und wer nutzt am meisten?

Zunächst: Etwa 96 Prozent der über 18-Jährigen in Deutschland nutzen soziale Medien. Das geht aus dem Deutschen Gesundheitsbarometer hervor, das Forschende vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum und vom Deutschen Zentrum für psychische Gesundheit ausgewertet haben. Dafür gaben über 22.000 befragte Personen zwischen September 2024 und November 2025 Auskunft über ihr Nutzungsverhalten.

Im Schnitt verbrachten die Befragten täglich drei Stunden und 18 Minuten am Handy auf sozialen Plattformen. Bei den 18- und 19-Jährigen war das am ausgeprägtesten. Sie nutzten die Plattformen sogar vier Stunden täglich, während es bei den über 80-Jährigen nur zwei Stunden täglich waren. Frauen waren zudem stärkere Nutzer als Männer. Und in Großstädten wie Hamburg und Berlin waren die Leute täglich über vier Stunden online, während die Befragten in den Flächenländern Bayern und Mecklenburg-Vorpommern nur drei Stunden tägliche Nutzung berichteten.

Suchtgefahr bei jungen Nutzern: Für wen Social Media riskant wird

Problematisch daran: Mehr als jeder Vierte zeigte laut der Datenauswertung Anzeichen einer suchtartigen Nutzung. Davon betroffen waren 25,4 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen. Am stärksten zeigt sich die Gefährdung bei den 18- und 19-Jährigen. Hier sind 51,3 Prozent suchtgefährdet. Bei den 20- bis 39-Jährigen waren es mit 34,96 Prozent immer noch mehr als jede dritte befragte Person.

Damit diese Risiken reduziert werden könnten, müssten nicht nur Einzelpersonen, sondern am besten ein ganzes soziales Umfeld gemeinsam verabreden, die Nutzungsdauer zu reduzieren, rät Julia Brailovskaia, Psychologie-Professorin an der Ruhr-Universität Bochum. "Schon 30 Minuten weniger pro Tag verbessern deutlich die psychische Gesundheit."

Digital Detox im Test: Wer profitiert wirklich vom Social-Media-Verzicht?

Aber wie stark ist der Nutzen einer solchen Social-Media-Detox-Kur? Eine relativ kleine Studie aus den USA zeigt jetzt: Immerhin eine bestimmte Gruppe profitiert auf jeden Fall davon. Die Studie ist im Fachmagazin JAMA Network Open erschienen. Ein Team um John Torous vom Beth Israel Medical Center in Boston hatte insgesamt 373 junge Menschen (74,3 Prozent Frauen) zwischen 18 und 24 Jahren für die Untersuchung gewinnen können.

Die Teilnehmenden installierten sich eine App, die zwei Wochen lang die Smartphone-Nutzung dokumentierte, darunter Daten zum Status des Bildschirms, Aufzeichnungen der Bewegungssensoren und der GPS-Position. Außerdem verschickten die Forscher täglich die Aufforderung zu einer Selbstauskunft. Daneben füllten die Teilnehmenden mehrfach standardisierte Fragebögen zu ihrer mentalen Gesundheit aus.

Ergebnisse der Detox-Studie: Weniger Depressionen, doch Einsamkeit bleibt

295 Personen entschieden sich nach den zwei Wochen dafür, eine weitere Woche lang Digital-Detox zu versuchen. Dabei sollten sie vor allem auf die fünf Plattformen Dacebook, Instagram, Snapchat, TikTok und X verzichten. Das klappte allerdings nicht immer. Besonders Instagram und Snapchat wurden laut den Smartphone-Daten häufig weitergenutzt.

Die Auswertung aller Daten zeigte, dass sich kein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und psychischen Problemen ließ. Aber: Wer von Sucht und Belastungen berichtete, bei dem reduzierten sich diese Symptome durch die digitale Entgiftung. Vor allem Gefühle von Depressionen und Schlafprobleme gingen rasch zurück. Nur Einsamkeitsgefühle konnte Digital Detox nicht stoppen. Die Forschenden überrascht das nicht, denn der Rückzug von bestimmten Plattformen könne auch das Gefühl von sozialer Verbundenheit beschränken.

Das Team vermutet, dass nicht die Länge der Zeit vor dem Bildschirm entscheidend ist. Denn viele Teilnehmer der Detox-Kur verbrachten sogar mehr Zeit an ihren Handys. Stattdessen sei wahrscheinlich entscheidend, dass durch den Detox problematische Verhaltensweisen wie negative soziale Vergleiche oder suchtartige Nutzung reduziert wurden.

Links/Studien

  • Calvert, Elombe et al.(2025): Social Media Detox and Youth Mental Health, JAMA Network Open

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