• In Erfurts subkultureller Szene nehmen Bedrohungslagen und Sicherheitsbedenken zu. Darüber haben Akteure nun diskutiert.
  • Gerade bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei Aufmerksamkeit, Austausch und gemeinsames Lernen wichtig.
  • Für viele Veranstaltungen ist inzwischen sehr wichtig, dass sich alle Menschen wohlfühlen.

Konzerte, Podiumsdiskussionen oder Lesungen – Elli Renger organisiert in Erfurt Kulturveranstaltungen im subkulturellen Bereich. Das wird immer schwieriger: "Wir haben einen Rechtsruck und der ist nicht nur im Fernsehen zu spüren oder zu sehen, sondern auch auf der Straße oder bei Veranstaltungen zu spüren", erzählt die Veranstalterin.

Zum Teil führe das auch zu akuten Bedrohungslagen. Für Renger heißt das mittlerweile, vor jeder Veranstaltung zu überlegen, wie alles gut über die Bühne gehen kann. "In welchem Rahmen ist jetzt diese Veranstaltung, in welcher Öffentlichkeit? Ist das eher in einem kleinen Kreis, in einem internen, geschützten Raum? Oder wie groß ist dieser Raum?" – Solche Fragen muss sie sich nun jedes Mal stellen.

Kulturveranstaltungen: Wenig Geld, viele Ansprüche

In der freien Szene in Erfurt ist vieles nur möglich, weil Menschen sich ehrenamtlich engagieren oder mit wenig Geld ein Projekt stemmen. Fragen rund ums Thema Sicherheit lösen da schnell ein Gefühl der Überforderung aus. Lena Kuhn von der Stadtverwaltung hat deswegen einen ganzen Nachmittag zum Informationsaustausch organisiert.

Lena Kuhn informierte Kulturmenschen in Erfurt über Sicherheitskonzepte und -anforderungen.Bildrechte: MDR/Mareike Wiemann

"Ich möchte mit dieser Veranstaltung auch ein bisschen die Angst oder die Zurückhaltung davor nehmen, dass man vielleicht denkt: 'Ich kann gar nicht veranstalten, weil ich diese Sicherheitsmaßnahmen, von denen ich lese oder höre, nicht leisten kann'", erklärt die sogenannte Kulturlotsin. Einfache Antworten gibt es laut Kuhn in diesem Bereich nicht. Manches sei vorgeschrieben, etwa beim Thema Brandschutz, anderes nicht. Auch die Frage, ob man Geld investieren müsse, ließe sich nicht pauschal beantworten.

Ich möchte mit dieser Veranstaltung auch ein bisschen die Angst nehmen.

Lena Kuhn, Kulturlotsin der Stadt Erfurt

Immer wieder sei am Ende eines solchen Entscheidungs- und Planungsprozesses aber klar, dass Geld in die Hand genommen werden muss für externe Sicherheitskräfte. Lena Kuhn verweist darauf, dass im Rahmen der städtischen Projektförderung auch Sicherheitsmaßnahmen finanziert werden können.

Kunst und Kultur für Kinder

Aber auch auf andere Bereiche rund ums Thema Sicherheit möchte sie aufmerksam machen. Es geht ihr zum Beispiel auch um den Kinder- und Jugendschutz. Bei der Informationsveranstaltung ist deswegen Heiko Höttermann vom Jugendamt vor Ort.

Es sei laut dem Experten sinnvoll, ein eigenes Schutzkonzept für sie zu erarbeiten: "Zum Beispiel geht es darum, dass man sichere Räume schafft und dass man gemeinsam mit der Klientel diskutiert: 'Was haben wir für Potenziale? Was ist toll bei uns? Und was ist vielleicht nicht so toll, was möchten wir verbessern?'" Die Arbeit an einem Schutzkonzept braucht laut Höttermann viel Zeit. Es sei ein Prozess, der von Erfahrungswerten lebe.

Festival zwischen Erfurter Platten

Von solch einem ständigen Dazulernen beim Thema Sicherheit berichten auch andere bei dieser Nachmittagsveranstaltung. So etwa Manuela Klein, die seit einigen Jahren ein Stadtteilfest im Erfurter Plattenbau-Stadtteil Wiesenhügel veranstaltet. Zunächst sei das noch ohne Security passiert, dann mit: "Wir haben für uns entschieden, dass es gut ist, wenn jemand da ist, der ein Auge auf die Leute hat. Der so ein bisschen beobachtend im Hintergrund ist und wenn es eine brenzlige Situation gibt, die nicht eskaliert", erinnert sich die Veranstalterin. "Wir wollen ja, dass die Leute auch alle mit einem guten Gefühl wieder nach Hause gehen."

Klein betont, dass nie etwas passiert sei. Dennoch habe man sich für die Security entschieden. Hier hat sich etwas in den Köpfen geändert. Das merkt man an diesem Nachmittag immer wieder: Die Veranstalterinnen und Veranstalter veranstalten nicht mehr nur, sondern haben den Anspruch, dass es allen Menschen gut geht auf ihren Festen oder Konzerten.

Redaktionelle Bearbeitung: tsa, tis

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