• Zwei Drittel der Deutschen fühlen sich häufig oder manchmal gestresst
  • Hohe Ansprüche an die eigene Person sowie Belastungen in Schule und Beruf sind die größten Stressfaktoren.
  • Um den Stress zu bewältigen, gehen die Menschen spazieren in der Natur, widmen sich einem Hobby oder treffen sich mit geliebten Menschen

Schlafprobleme, Erschöpfung und Verspannungen oder auch Gefühle der Überforderung, nervöse Unruhe und Reizbarkeit – all das sind Anzeichen für Stress. Viele Deutsche kennen solche und ähnliche Symptome. Denn zwei Drittel der Menschen hierzulande fühlen sich häufig oder manchmal gestresst. Das ist das Ergebnis einer Befragung der Techniker Krankenkasse (TK), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Lediglich acht Prozent der Befragten gaben in der Studie an, nie gestresst zu sein. 26 Prozent fühlen sich selten gestresst. Jeweils rund ein Drittel fühlt sich manchmal (35 Prozent) oder häufig (31 Prozent) gestresst. Die Umfrage ist repräsentativ. Befragt wurden dafür im Frühjahr dieses Jahres mehr als 1.400 Personen über 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland. Der Vergleich mit früheren Befragungen zeigt: Das Stressempfinden hat insgesamt zugenommen.

Hohe Ansprüche größter Stressfaktor

Die Ursachen für Stress sind dem Report zufolge vielfältig. Größter Faktor sind demnach "hohe Ansprüche an sich selbst". 61 Prozent der Befragten, die sich zumindest manchmal gestresst fühlen, gaben das als Grund an. Belastungen in Schule, Studium oder Beruf wurden fast ebenso häufig als Stressfaktor genannt (58 Prozent). An dritter Stelle folgen politische und gesellschaftliche Probleme, die 53 Prozent der Befragten nennen.

Auf der Arbeit stressen die Befragten unter anderem zu viele Aufgaben, Termindruck oder zu viele Störungen beziehungsweise Unterbrechungen. Zu den genannten politischen und gesellschaftlichen Problemen zählen etwa Kriege und internationale Konflikte, die Angst vor politischer Polarisierung, die Gefährdung der inneren Sicherheit durch Kriminalität und Terrorismus oder Sorgen um Wohlstandsverluste oder die Auswirkungen des Klimawandels.

Männer stresst die Arbeit, Frauen der Haushalt

Große Unterschiede zeigen sich zwischen den Befragten je nach Alter, Geschlecht oder Wohnort. So fühlen sich Jüngere deutlich häufiger gestresst als Ältere. 83 Prozent der 18- bis 39-Jährigen sowie 79 Prozent der 40- bis 59-Jährigen fühlen sich manchmal oder häufiger gestresst, jedoch lediglich 38 Prozent der Befragten ab 60 Jahren.

Frauen leisten auch anderen Erhebungen zufolge deutlich mehr Arbeit im Haushalt und bei der Kindererziehung. Diese Arbeitsbelastung stresst viele Frauen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Frauen sind gestresster als Männer (71 gegenüber 60 Prozent). Hier gibt es auch bei den Ursachen auffällige Unterschiede. Frauen geben als Stressfaktor zum Beispiel viel häufiger "hohe Ansprüche an sich selbst" an als Männer (68 Prozent zu 51 Prozent). Die Arbeitsbelastung im Haushalt stresst Frauen ebenfalls viel stärker als Männer (42 Prozent zu 29 Prozent). Männer geben hingegen häufiger als Frauen Belastungen in Schule oder Beruf als Ursache an (65 zu 53 Prozent).

Nennenswerte Unterschiede zeigen sich auch beim Blick auf die Deutschlandkarte. In Berlin und Brandenburg fühlen sich 78 Prozent der Befragten manchmal oder häufig gestresst. In den norddeutschen Ländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil dagegen lediglich bei 58 Prozent. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen mit 64 Prozent im Mittelfeld.

Stress bewältigen für bessere Gesundheit

Die Studie zeigt zudem einmal mehr, dass Stress schlecht für das Wohlbefinden ist. Gestresste Menschen berichten deutlich häufiger von gesundheitlichen Problemen und Stimmungsschwankungen als Menschen, die wenig oder keinen Stress empfinden. Genannt werden etwa Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Nervosität, Schlafstörungen, Unsicherheit, Gereiztheit, niedergedrückte Stimmung sowie Kopfschmerzen.

Die Krankenkasse befragte die Menschen vor diesem Hintergrund nach ihren Strategien zur Stressbewältigung. 83 Prozent der Befragten gaben an, dass sie spazieren gehen beziehungsweise Zeit in der Natur verbringen, um Stress abzubauen. 78 Prozent widmen sich einem Hobby. Ebenso viele treffen sich mit Familie oder Freunden. 73 Prozent hören oder machen Musik. 67 Prozent kochen selbst oder gehen essen, um Stress abzubauen.

Beziehungen reduzieren Stress

Fachleute raten dazu, einen gesunden Umgang mit Stress zu finden. Sie sprechen von Resilienz, also einer seelischen Widerstandskraft. Die Psychologin Judith Mangelsdorf, Professorin an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin, sagte in einem Interview mit der TK: "Dafür ist es beispielsweise zentral, wirklich Zeit zu investieren, um mit Menschen, die uns guttun, in den Kontakt zu treten. Das stärkt auf beiden Seiten Beziehungen, die mich in kritischen Zeiten unterstützen. Gleichzeitig sind diese Begegnungen zutiefst stressreduzierend, weil Oxytocin ausgeschüttet und damit das Stresshormon Cortisol gesenkt wird."

Zentral ist auch das bewusste Herstellen von positiven Momenten oder Erfahrungen.

Judith Mangelsdorf, PsychologinDeutsche Hochschule für Gesundheit und Sport

Wichtig sei aber auch, Kontakt zu sich selbst herzustellen. Das gehe gut über Zeit in der Natur oder Bewegung ohne gleichzeitigen Medienkonsum, sagt Mangelsdorf. "Zentral ist auch das bewusste Herstellen von positiven Momenten oder Erfahrungen. Wer schon morgens bewusst in den Tag startet und sich beispielsweise drei Dinge vornimmt, die er oder sie heute umsetzen möchte, kann damit einen großen Unterschied im eigenen Leben machen." Positive Emotionen wirkten negativen kurz- und langfristig entgegen.

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