• Viele Stadtwerke befürchten, dass Heizen wegen der hohen Investitionskosten für einen klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung langfristig unbezahlbar werden könnte.
  • Sie fordern deshalb mehr Geld vom Bund und einen staatlich abgesicherten Fonds, wodurch mehr privates Kapital mobilisiert werden soll.
  • Schwarz-Rot arbeitet laut dem energiepolitischen Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion bereits an gesetzlichen Grundlagen für einen solchen Fonds.

Unter Erfurt in 5.000 bis 7.000 Metern Tiefe ist es sehr warm. Diese Wärme wollen die Stadtwerke Erfurt perspektivisch für die Wärmeversorgung nutzen – per Tiefengeothermie, erklärt Pressesprecher Henry Köhlert.

"Die Idee ist weiterhin, dass wir Löcher bohren werden (…), dann geht das Loch quasi an der anderen Seite wieder hoch. Wenn das dann fertig ist, wird – ganz vereinfacht gesagt – auf der einen Seite kaltes Wasser reingelassen, das erhitzt sich im Erdinneren und steigt dann eben mit 180, 200 Grad auf der anderen Seite wieder hoch und kann für unsere Fernwärme genutzt werden."

Stadtwerke warnen vor unbezahlbarer Wärmeversorgung

Es sind nicht nur einmalige Projekte wie aus Erfurt, die die Wärmeversorgung in Deutschland bis 2045 klimaneutral machen sollen. In Leipzig soll etwa Abwärme der Raffinerie Leuna genutzt werden. Doch die Investitionskosten für Um- und Neubau sind hoch.

Energieversorger fürchten, sie auf die Verbraucherpreise umlegen zu müssen. Die würden dann steigen, warnt der Verband kommunaler Unternehmen, kurz VKU. Laut einer Verbands-Umfrage glaubt die Hälfte der Stadtwerke dementsprechend nicht an langfristig bezahlbare Wärme.

Frank Viereckl, Sprecher der Stadtwerke Leipzig, fügt hinzu: "Aus der Umfrage kommt natürlich auch ein gewisser Frust hervor, weil wir endlich Entscheidungen der Politik fordern."

Mehr private Investitionen durch staatlich abgesicherten Fonds

Gefordert werden politische Reformen, unter anderem eine höhere Bundesförderung für Wärmenetze mit 3,5 Milliarden Euro im Jahr und ein Energiewendefonds.

Dazu merkt Viereckl an: "Hinter der Überlegung von Fonds steckt, dass in Deutschland relativ viel Geld vorhanden ist. Es ist nur nicht beim Staat. Und wenn man Privatanleger dazu animiert, Geld anzulegen, um in solche Fonds zu investieren, wäre das sicherlich sehr sinnvoll."

Dem stimmt auch der energiepolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Andreas Lenz, zu – und verweist auf konkrete Pläne: "Wir haben hier entsprechend auch einen Haushaltsposten eingestellt für einen solchen – wie auch immer man das bezeichnet – Energiewendefonds." Denn es sei klar, dass die aufgerufenen Investitionssummen nicht nur der Staat tragen könne. "Da braucht man auch privates Kapital und hier gilt es (...), dann möglichst staatliche Absicherungsinstrumente zu schaffen."

Schwarz-Rot arbeitet an Energiewendefonds

Wie der Fonds konkret aussehen soll, wird noch diskutiert. Laut Lenz sollen Eckpunkte noch in diesem Jahr festgelegt werden. Anfang nächstes Jahr sollen gesetzliche Regelungen stehen.

Dabei soll auch eine weitere Forderung der Stadtwerke erfüllt werden, die das umstrittene Heizungsgesetz betrifft, sagt Nina Scheer, energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion: "Wir haben mit dem Koalitionsvertrag im Bereich des Gebäudeenergiegesetzes eine Reform mit der Aussage angekündigt, dass das Heizungsgesetz abgeschafft werden soll. Und das betrifft die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die wir in der letzten Legislaturperiode in der Ampelkoalition hatten und verabschiedet haben."

Die Investitionen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu stemmen, ist eine Mammutaufgabe. Die Stadtwerke Erfurt sehen es positiv. Sobald die Umstellung auf Tiefengeothermie geglückt sei, könnten die Wärmepreise für 50 bis 100 Jahre stabil gehalten werden, glaubt man hier.

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