Ackerland als Anlage: Warum Investoren massiv Flächen in Sachsen-Anhalt aufkaufen
- Warum Kauf von Ackerland für viele Investoren attraktiv ist
- Konsequenzen für die Landwirtschaft
- Landesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Kaum ein anderes Bundesland ist so landwirtschaftlich geprägt wie Sachsen-Anhalt – mehr als die Hälfte der Fläche wird hier bewirtschaftet. Große Agrargenossenschaften verfügen oft über mehrere tausend Hektar. Das geht auf die früheren LPGs der DDR zurück.
Aus denen sind mittlerweile große Agrargesellschaften entstanden, in die man sich einkaufen kann. Genau das tun zunehmend branchenfremde Investoren. Laut der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft seien inzwischen Versicherer, Möbelkonzerne, Immobilienfirmen und sogar der Discounter Aldi auf dem ostdeutschen Bodenmarkt aktiv.
Warum der Kauf von Ackerland für viele Investoren so attraktiv ist
Seit der weltweiten Finanzkrise 2007 gilt landwirtschaftliche Fläche als sichere Wertanlage. Immer häufiger steigen deshalb finanzstarke Investoren ein. Das hat die Preise für Ackerland erheblich nach oben getrieben: Laut statistischem Landesamt haben sich die Bodenpreise in Sachsen-Anhalt in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht. Eigentlich gibt es gesetzliche Regelungen, die solche Flächenkäufe von branchenfremden Personen verhindern sollen. Doch sogenannte Share-Deals ermöglichen Investoren ein Schlupfloch, wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft mitteilt.
Die Bodenpreise in Sachsen-Anhalt haben sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als vervierfacht.Bildrechte: MDR/Tobias StandarWas sind Share-Deals?
Bei sogenannten Share Deals kaufen Investoren nicht direkt Ackerland, sondern Anteile an Agrarfirmen. Dadurch erhalten sie Kontrolle über Flächen, die diese Betriebe besitzen oder gepachtet haben – oft ohne behördliche Prüfung oder Meldepflicht.
So lassen sich gesetzliche Regeln wie das Grundstücksverkehrsgesetz (GrdstVG) umgehen, die große Flächenaufkäufe eigentlich begrenzen sollen. Für Investoren ist das attraktiv: Sie können auf einen Schlag große Flächen sichern, Steuervorteile nutzen und EU-Subventionen kassieren, die nach Fläche ausgezahlt werden.
Australische Investoren kaufen DAH Gruppe und übernehmen 20.000 Hektar Agrarflächen
Ein konkretes Beispiel ist der Verkauf der Deutschen Agrar Holding, ein großer Agrarkonzern, der deutschlandweit Felder bewirtschaftet und Energie aus Biogas herstellt: Dabei hat ein australischer Investor fast die gesamten Anteile der Firmengruppe erworben und damit die Kontrolle über mehr als 20.000 Hektar Land – Teile davon auch in Sachsen-Anhalt.
Konsequenzen für Landwirtschaft: Linksfraktion warnt vor Ausverkauf
Die Anteilskäufe führen dazu, dass sich viel Ackerland in den Händen von immer weniger Personen konzentriert. Die Linksfraktion sieht darin eine Gefahr für die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt und spricht von "Landgrabbing auf Raten".
Was ist Landgrabbing?
Wer kann die Bodenpreise für Ackerland noch bezahlen?Bildrechte: MDR/Martin KrauseVon Landgrabbing spricht man, wenn große Firmen oder Investoren sehr viele landwirtschaftliche Flächen kontrollieren – oft auf einmal und meist auf Kosten kleinerer Betriebe. Das führt dazu, dass immer mehr Land in immer weniger Händen landet, Preise steigen und kleine Höfe kaum noch Flächen bekommen.
Landesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Die Landesregierung sieht derzeit keinen akuten Handlungsbedarf und erkennt durch Anteilskäufe kein Risiko für die Agrarstruktur in Sachsen-Anhalt. Dabei könnte das Land durchaus eingreifen: Ein Agrarstrukturgesetz könnte Anteilskäufe zumindest meldepflichtig machen und die Übernahme großer Flächen begrenzen. In Sachsen-Anhalt wird das Thema jedoch bislang nicht weiterverfolgt.
Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen beiden Legislaturperioden bereits erfolglos versucht, ein Landesagrarstrukturgesetz zu verabschieden. Gescheitert ist man vor allem aufgrund von Widerständen von Seiten der Landwirtschaft. Wenn man eine Lehre hieraus ziehen kann, dann ist es die, dass man gegen die großen landwirtschaftlichen Verbände kein Agrarstrukturgesetz durchsetzen kann und sollte.
Landwirtschaftsministerium setzt auf Bodenfonds
Gegen ein mögliches Agrarstrukturgesetz stellen sich vor allem die großen Agrargesellschaften – viele kleinere Höfe würden eine neue Regelung begrüßen. Das Landwirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt setzt stattdessen auf einen Bodenfonds mit rund 20.000 Hektar landeseigener Agrarflächen - also etwa 1,7 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtfläche.
Diese Böden sollen bevorzugt an regionale Landwirte zu marktüblichen Konditionen verpachtet werden. Anteilskäufe großer Gesellschaften können dadurch allerdings nicht verhindert werden.
MDR (Tobias Standar), zuerst veröffentlicht am 6. Dezember 2025
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