• Der Bürgermeister von Könnern betont, eine Umbenennung von Straßen ziehe viel Bürokratie nach sich.
  • Die SED-Opferbeuaftrage Evelyn Zupke befürwortet die Umbenennung etwa von Leninstraßen.
  • Der Historiker Martin Sabrow kritisiert das Schwarz-Weiß-Denken und plädiert dafür abzuwägen, wann eine Umbennung erfolgen muss.

Mitten in Könnern liegt der Leninplatz. Es ist der zentrale Ort in der Kleinstadt. Erst kürzlich hatte die Stadt begonnen, den Platz umzugestalten und neue Bäume und Sträucher eingepflanzt. Was aber bleiben soll, ist der Name, findet Bürgermeister Martin Zbyszewski.

In Könnern sei es nie ein Thema gewesen, den Leninplatz umzubenennen. Zbyszewski meint, das würde auch wieder zu Bürokratie führen. "Die Bewohner müssten ja ihre ganzen Versicherungen umschreiben, Meldeamtswege erledigen – und ansonsten gehört es zur deutschen Geschichte dazu."

Die Bewohner müssten ja ihre ganzen Versicherungen umschreiben.

Martin Zbyszewski, Bürgermeister von Könnern

Zupke für Umbenennung von Straßen

Ganz anderer Meinung ist Evelyn Zupke, Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Straßen, die dieses Regime und damit auch seine Gewalt repräsentieren, müssten umbenannt werden, so Zupke.

"Ich würde immer einen Unterschied machen zwischen Denkmälern und Straßen. Über Denkmäler kann man diskutieren. Die kann man kontextualisieren. Da kann man was machen, da kann man erklären", erklärt Zupke. "Aber Straßennamen sind eben so etwas Präsentes. Nicht nur für die Opfer der SED-Diktatur, aber auch für alle anderen Menschen, die gar nicht so viel über die Geschichte wissen. Dann nehmen die Menschen den Namen auf und hinterfragen ihn gar nicht."

Menschen nehmen den Namen auf und hinterfragen ihn gar nicht.

Evelyn Zupke, Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur

Neben Leninstraßen hält Zupke auch Namen wie Wilhelm-Pieck-Straße, Straße der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft und Ernst-Thälmann-Straße für nicht mehr zeitgemäß.

Sabrow betont Ambivalenz der Personen

Der Historiker Martin Sabrow mahnt zu mehr Behutsamkeit in der Diskussion um Straßennamen. Viele Namensgeber seien ambivalent. "Beginnen wir mit Ernst Thälmann, ein Vorkämpfer der KPD in der Weimarer Republik, ein Gegner der Demokratie. Gleichzeitig bzw. später ein Opfer des NS-Terrors. Clara Zetkin, die öffentlich erklärte, dass sie noch als Alterspräsidentin den ersten deutschen Rätekongress Sowjetdeutschlands eröffnen dürfte. Auf der anderen Seite ist sie eine sozialistische Vorkämpferin der Frauenrechte."

Leninstraßen dagegen passen auch Sabrows Ansicht nach nicht mehr in die heutige Zeit. "Er ist nicht für den Stalinismus verantwortlich, aber er hat ihn mit vorbereitet. Er ist ein Gewaltherrscher. Insoweit halte ich den Namen Lenin-Straße heutzutage wirklich für anstößig."

Straßen umbenennen können nur die Kommunen. Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke will dazu mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im nächsten Jahr ins Gespräch kommen.

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