Die zentrale Erkenntnis des Sachsen-Anhalt-Monitors 2025: Nur etwa 43 Prozent der Menschen im Bundesland sind "solide Demokraten". Sie befürworten das demokratische System und lehnen autoritäre Alternativen klar ab. Die Mehrheit hingegen zählt zu den "fragilen Demokraten" mit grundsätzlicher Zustimmung zur Demokratie, aber Offenheit gegenüber einem starken Führer oder gar einer Diktatur.

Besonders deutlich zeigt sich das bei AfD-Anhängern: Zwei Drittel von ihnen befürworten ein Einparteiensystem. Weniger als ein Fünftel lehnt diese Idee konsequent ab. Auch unter BSW-Wählenden ist die Zustimmung zu autoritären Regierungsformen überdurchschnittlich ausgeprägt. Bei der CDU befürworten ein Viertel der Anhänger ein Einparteiensystem. Auffällig ist zudem: Obwohl AfD-Anhänger objektiv keine schlechtere wirtschaftliche Lage aufweisen, bewerten sie sowohl ihre persönliche Situation als auch die Lage des Landes am negativsten.

Verbundenheit hoch, Vertrauen selektiv

Trotz dieser politischen Ambivalenzen ist die emotionale Bindung an Sachsen-Anhalt stark: 90 Prozent der Befragten leben gern oder sehr gern hier. Die Verbundenheit mit dem eigenen Wohnort und mit Ostdeutschland liegt auf Höchstniveau. Besonders geschätzt werden die ländliche Struktur, das kulturelle Erbe und der soziale Zusammenhalt. Beim Vertrauen in politische Institutionen zeigt sich jedoch ein deutliches Gefälle.

Während Landesregierung und Landtag vergleichsweise starkes Vertrauen genießen, schneiden Bundesregierung und Bundestag deutlich schlechter ab. Die Polizei erreicht den höchsten Vertrauenswert, Parteien und Kirchen hingegen rangieren weit abgeschlagen. Mehr als siebzig Prozent der Menschen glauben, dass Parteien nur an Stimmen interessiert sind, nicht an Meinungen. Nur ein Viertel ist überzeugt, dass sich Politiker wirklich um die Anliegen der Bevölkerung kümmern. Diese wahrgenommene Distanz schwächt die Demokratiezufriedenheit.

Rechtsextreme und antisemitische Tendenzen

Geschlossen rechtsextreme Einstellungen sind mit unter zehn Prozent eher selten. Einzelne Vorurteile hingegen sind deutlich weiter verbreitet. Mehr als die Hälfte der Befragten hält den Islam für eine rückständige Religion. Über 80 Prozent glauben, Langzeitarbeitslose lebten auf Kosten der Gesellschaft. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist damit breiter verankert als geschlossener Rechtsextremismus. Auch antisemitische Einstellungen sind weit verbreitet, vor allem in Form von Schuldabwehr und israelbezogenem Antisemitismus. Unter den SPD-Anhänger ist geschlossener Antisemitismus mit sieben Prozent verbreitet. Besonders auffällig ist, dass BSW-Anhänger in letzterer Kategorie sogar höhere Zustimmungswerte zeigen als AfD-Anhänger.

MDR (Lars Frohmüller, Mario Köhne)

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