• Die freie Kulturszene in Dresden fürchtet wegen der Haushaltssperre um ihre Existenz.
  • Schon jetzt gibt es diverse Kulturvereine und Netzwerke in der Stadt nur, weil sich Menschen ehrenamtlich engagieren.
  • Eine mögliche Absenkung der Haushaltssperre auf zehn anstatt auf 25 Prozent sehen Kulturschaffende kritisch.

Schon mehr als 3.000 Unterschriften sind in kurzer Zeit zusammengekommen. Die Petition "Dresden streicht, wovon es lebt" bringt auf den Punkt, was zahlreiche Kulturschaffende in der Stadt umtreibt: Die Sorge, dass geplante Einsparungen im kommenden Haushalt vor allem die freie Szene treffen. Viele Einrichtungen, Vereine und Künstlerinnen fürchten um ihre Existenz.

Mitinitiatorin der Petition ist Andrea O’Brien, Geschäftsführerin des Erich-Kästner-Hauses für Literatur und Sprecherin des "Netzwerk Kultur Dresden". "Die Lage der freien Kulturszene ist schon seit vielen Jahren sehr prekär", sagt O’Brien. Klar sei: Mit der drohenden Haushaltssperre von 25 Prozent würden viele Vereine nicht überleben. "Deswegen haben wir entschieden, die Öffentlichkeit zu informieren – über die Folgen, die diese Kürzungen für uns alle hätte."

Kultur in Dresden ist auf Ehrenamt angewiesen

Die Freie Szene sei weit mehr als ein Zusatzangebot, argumentiert O’Brien. Sie bezeichnet die stadtunabhängigen Kulturangebote als ein Fundament, auf dem das kulturelle und gesellschaftliche Leben vieler Stadtteile aufbaue. Eines dieser Angebote ist das "TanzNetzDresden", ein Netzwerk für freischaffende Tänzerinnen und Choreografen. Anna Till ist im Vorstand des Netzwerks, selbst Tänzerin und Mitglied im Kulturbeirat der Stadt. Sie erlebt die Situation sehr persönlich: "Als erstes frage ich mich schon: Wie mache ich weiter? Das ist tatsächlich die dringendste Frage."

Als erstes frage ich mich schon: Wie mache ich weiter?

Anna Till, Vorständin "TanzNetzDresden"

Das "TanzNetzDresden" bietet professionelles Training, Workshops und Austauschformate – vieles davon gibt es nur, weil sich Menschen überwiegend ehrenamtlich engagieren. Doch bei einer Streichung der institutionellen Förderung stünde alles still. "Momentan ist ja vorgesehen, dass wir in der institutionellen Förderung auf null gehen", so Till. Wenn das Netzwerk aus dem Fördertopf falle, würde dies bedeuten, dass auch keine Drittmittel mehr akquiriert werden können.

Stadtrat in Dresden entscheidet über Kürzungen

Die Stadt selbst verweist auf eine massive Haushaltslücke. Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch betont allerdings, dass nicht alle Entscheidungen politisch gewollt seien: "Seitens der Kulturverwaltung wollen wir keinen Kulturrückbau betreiben." Über den Haushalt entscheide am Ende der Dresdner Stadtrat. "Aber Fakt ist, dass mit der verhängten Haushaltssperre natürlich nicht mehr alle Einrichtungen die gleiche Summe bekommen können wie bisher."

Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch will keinen "Kulturrückbau" betreiben, Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer: Der Finanzausschuss hat nun geringere Kürzungen vorgeschlagen, über die der Stadtrat am Donnerstag entscheiden soll. "Ich hoffe darauf, dass die Haushaltssperre im Bereich der freien Träger dahingehend korrigiert werden soll, dass nur zehn Prozent des Gesamtbudgets zur Kürzung sind und nicht 25 Prozent", so Klepsch. Damit müssten bei der Förderung freier Träger nicht mehr 1,4 Millionen gekürzt werden, sondern lediglich 550.000 Euro.

Für einige würde es immer noch das Aus bedeuten. Für andere wäre es zumindest ein kleiner Spielraum.

Andrea O’Brien, "Netzwerk Kultur Dresden"

Unsichere Zukunft für Kulturarbeit in Dresden

Andrea O’Brien vom "Netzwerk Kultur Dresden" sieht jedoch auch diese Kürzung kritisch. "Für einige würde es immer noch das Aus bedeuten. Für andere wäre es zumindest ein kleiner Spielraum, Zeit zu gewinnen", so O’Brien.

Wenn absehbar sei, dass ein Haus nicht mehr erhalten werden könne, müsse man an die Abwicklung gehen – und das lasse sich nicht mehr revidieren. Klar ist: Bei der Stadtratsentscheidung stehen nicht nur Budgetfragen auf dem Spiel, sondern auch die Frage, ob eine über Jahrzehnte gewachsene Kulturlandschaft in Dresden erhalten bleibt.

Redaktionelle Bearbeitung: ngh

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