• Ein aktuelles Buch stellt die Behauptung auf, das Leipziger Instrumentenmuseum hätte Erwerbungen aus der DDR-Zeit nicht ausreichend erforscht.
  • Prominentes Beispiel ist die Sammlung von Berol und Paul Kaiser-Reka.
  • Die frühere Leiterin des Museums wehrt sich gegen die Kritik und stellt die Quellenarbeit des Buches in Frage.

Ein Buch mit dem Titel "Die DDR als Sammlerin" sorgt für Streit am Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig. Geschrieben haben es Josef Focht, Professor für Instrumentenkunde in Leipzig und von 2014 bis 2021 Leiter des Museums, und die Leipziger Musikwissenschaftlerin Heike Fricke, die ebenfalls an dem Haus forscht. In ihrem Buch erheben sie den Vorwurf, am Musikinstrumentenmuseum sei nach der Wiedervereinigung zu wenig Provenienzforschung betrieben worden. Konkret soll es um rund 450 "Erwerbungen" gehen, die zu DDR-Zeiten in den Besitz des Museums übergegangen sind.

Wenn der Erwerb durch Verstaatlichung erfolgt ist, dann muss der Erwerb zurückgegeben werden.

Josef Focht, früherer Museumsleiter

Josef Focht forscht seit über zehn Jahren zu den Provenienzen im Musikinstrumentenmuseum. Er sagte dem MDR, die Umstände dieser Erwerbungen müssten geklärt werden: "In jedem einzelnen Fall ist zu überprüfen, ob der Erwerb durch Verstaatlichung oder bürgerliche Methoden erfolgt ist." Wenn der Erwerb durch Verstaatlichung erfolgt sei, müsse er zurückgegeben werden, so Focht. Da sei die Rechtslage eindeutig, es gebe eine gesetzliche Pflicht.

Heike Fricke und Josef Focht haben das Buch "Die DDR als Sammlerin" verfasst.Bildrechte: Susann Sika

Prominentes Beispiel: Die Sammlung Kaiser-Reka

Als Beispiel führen Josef Focht und Heike Fricke die Musiksinstrumentensammlung von Berol und Paul Kaiser-Reka an. Vater und Sohn waren im 20. Jahrhundert berühmte Musiker und zugleich Instrumentenbauer und -sammler. Einige ihrer Instrumente kamen zum Beispiel in der königlichen Ballszene in "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zum Einsatz.

1960 ging ein Großteil der Kaiser-Reka-Sammlung in den Besitz des Museums über und landete im Depot. "Wir beleuchten in unserem Buch die Erwerbungsumstände, die nicht ganz unproblematisch sind", sagt Heike Fricke und ergänzt: "Die Familie hat sich übervorteilt gefühlt."

Das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig befindet sich im Grassimuseum – aktuell sorgen Erwerbungen aus der DDR-Zeit für Streit.Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Frühere Museumschefin wehrt sich gegen die Kritik

Eszter Fontana hat das Musikinstrumentenmuseum von 1995 bis 2013 geleitet – und widerspricht den Vorwürfen. Sie sagte dem MDR, sie habe natürlich in ihrer Amtszeit Provenienzforschung betrieben: "Wir hatten im Jahr 2000 die Gelegenheit, eine Inventur zu machen. Seitdem wissen wir, was wir haben und was nicht." Bei der Zahl 450 könne sie belegen, dass sie nicht stimme, so Fontana.

Wir haben im Jahr 2000 eine Inventur gemacht. Seitdem wissen wir, was wir haben und was nicht.

Eszter Fontana, frühere Museumsleiterin

Den heutigen Museumsleiter Stefan Hindtsche beschäftigen die Restitutionen, die möglicherweise auf das Museum zukommen. Er möchte Schaden vom Haus abwenden und betont: "Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, die belegen, dass hier hervorragende Wissenschaft betrieben wurde."

"Hervorragend Wissenschaft betrieben": Museumsleiter Stefan Hindtsche verteidigt die Arbeit an seinem Haus.Bildrechte: Christian Hüller

Hindtsche und Eszter Fontana bemängeln zudem die Quellenlage, auf die sich das Buch stützt. Die in einer Datenbank einsehbaren Quellen genügten nicht den wissenschaftlichen Anforderungen. 

Quelle: MDR KLASSIK, Universität Leipzig, Hollitzer Wissenschaftsverlag; redaktionelle Bearbeitung: td

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