• Medfluencer erreichen Millionen Menschen – und nutzen das ihnen entgegengebrachte Vertrauen zunehmend auch für den Verkauf von Produkten.
  • Bei Verbraucherzentralen häufen sich Beschwerden über wirkungslose Gesundheitsprodukte, die über soziale Medien beworben werden.
  • Einige europäische Länder reagieren bereits und verpflichten große Influencer zu strengeren Regeln und mehr Verantwortung für ihre Inhalte.

Jasper Iske ist Assistenzarzt in der Kardiologie an der Charité. Er beobachtet in den Sozialen Medien immer mehr Medizinerinnen und Mediziner, die das Vertrauen in sie ausnutzen um Produkte, wie Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. "Die Zielgruppe sind hilfesuchende Menschen, die darauf hoffen, bei diesen Pseudoexperten Antworten zu bekommen oder Hilfe zu finden. Und wenn diese Personen dann anfangen, Fakten zu verdrehen, um letztlich daraus Profit zu schlagen, dann stört mich das besonders."

Also entschied Iske vor zwei Jahren dem etwas entgegenzusetzen. Regelmäßig erklärt er in Videos, wie man falsche medizinische Tipps erkennt und welche gefährlichen Konsequenzen die Ratschläge haben können. Da ist das Spezialpflaster, dass in wenigen Tagen einen Bluterguss fast gänzlich verschwinden lässt, noch eines der harmlosesten Produkte. In manchen Fällen wurde von regulären Krebsbehandlungen abgeraten, stattdessen würde ein Nahrungsergänzungsmittel Genesung bringen.

Zwischen Aufklärung und Irreführung

Erik Bodendiek von der sächsischen Landesärztekammer sieht die Präsenz zweifelhafter Medfluencer zwar zunehmend als Problem, weiß aber auch um die Chance, die in den sozialen Medien steckt. "Man kann über die modernen Medien, über Influencing, gerade auch über die Mitteilung medizinischer Inhalte, Aufklärung betreiben."

Man kann, wenn es gut gemacht ist, die Gesundheitskompetenz der Menschen stärken. Man kann mit Mythen aufräumen.

Erik Bodendiek Landesärztekammer Sachsen

Beschwerden bei Verbraucherzentralen zu falschen Gesundheitstipps häufen sich

Tatsächlich könne man sich auch an die Ärztekammer wenden, falls Ärztinnen oder Ärzte Produkte bewerben, was in diesem Rahmen nicht erlaubt sei, betont Bodendieck. Bei Susanne Punsmann von der Verbraucherzentrale landen hunderte Beschwerden über wirkungslose medizinische Produkte, die über soziale Medien beworben wurden. "Wenn man überlegt, als man früher noch klassisch Fernsehen geguckt hat, wie wenig Werbung es gab, zu welchem Zeitpunkt es Werbung gab, welche Werbung wie geschaltet werden durfte und dass bei Arzneimitteln immer der Hinweis kam, 'Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker'. Mittlerweile ist man dieser Gesundheitswerbung rund um die Uhr ausgesetzt und das hinterlässt dann natürlich auch Spuren."

Kommunikationswissenschaftler: Influencer für Fake-Tipps belangen

Wissenschaftler Raffael Heiss vom Management Center Innsbruck, forscht zu Gesundheitskommunikation und kennt die Medfluencer-Szene sehr gut. Es gebe Länder in Europa, die mittlerweile versuchen, die Kreativschaffenden in den Sozialen Medien mehr in die Verantwortung zu nehmen. "In Italien gibt es ein Gesetz, wo man eben Influencern mit einer großen Followeranzahl, die gleiche redaktionelle Verantwortung auferlegt, wie traditionellen Medien, damit man sie, wenn sie irreführende Informationen verbreiten, dann auch entsprechend belangen kann." Wie diese Regulierung greifen wird, könne man aktuell noch nicht bewerten, so Raffael Heiss.

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