Wie Obdachlose und Bedürftige die Weihnachtszeit erleben
Es geht drunter und drüber in der Küche der Leipziger Bahnhofsmission. Ein halbes Dutzend Menschen wuselt umher, räumt Geschirr ein, öffnet Verpackungen mit Lebensmitteln. Eine junge Frau mit überdimensionaler Jacke und schief geschnittenen Haaren steckt den Kopf durchs offene Straßenfenster: "Habt ihr noch was zum Essen da?"
Reger Betrieb in der Bahnhofsmission
Es ist Nachmittag. Lebkuchen, Schokolade sowie Kaffee und Tee gehen besonders gut weg. Becky Mohring, Caritas-Mitarbeiterin in der Bahnhofsmission, reicht ein paar Kekse durch das Fenster zur Straße, während an der Durchreiche zum Flur schon wieder ein anderer Kopf auftaucht.
So geht das in der Weihnachtszeit fast ununterbrochen. Immer wieder blickt jemand durch eines der beiden Fenster und bittet um etwas. Die Lager seien gerade gut gefüllt, sagt Mohring: "In der Regel haben wir in der Weihnachtszeit genug Essen und Spenden. Da bekommen wir viel. Es ist eher in der anderen Zeit des Jahres so, dass wir weniger Spenden bekommen."
Helfer: Zahl der Bedürftigen gestiegen
Es gebe Tage, an denen weit mehr als 100 Bedürftige zu versorgen seien. Die Zahl habe in den vergangenen Jahren zugenommen, vor allem aufgrund teurer Mieten und fehlender Wohnungen, sagen die Helferinnen und Helfer. Viele Bedürftige treffen sich im Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission und quatschen. Ein, zwei Mal pro Woche kommen Sozialarbeiter vorbei, geben den Gästen der Bahnhofsmission Tipps bei Alltagsproblemen, vor allem bei der Wohnungssuche und bei Sozialleistungen.
Johannes von Klinski-Wetzel, der hier ein Freiwilliges Soziales Jahr macht, sagt, hin und wieder komme Stress auf, etwa, wenn Gäste randalierten, unterkühlt seien oder sich eine Überdosis gesetzt hätten. Dann müsse die Polizei oder ein Krankenwagen gerufen werden. "Dafür gibt es dann Tage wie heute, die sind sehr entspannt." Er geht ein paar Schuhe holen, nach denen ein Bedürftiger gefragt hat: "Hier wäre jetzt die Kleiderkammer, hier haben wir die ganzen Kleiderspenden, die wir bekommen, teilweise schon sortiert." Die Kammer ist voll. Doch es könne in den Wintermonaten sehr schnell gehen, dass Socken und Handschuhe aus sind.
Bei all dem Trubel: Die Beschäftigten geben sich Mühe, etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Mit Schmuck, Gesang und einem großen Adventskalender, sagt Becky Mohring, die auch mal Geschenke verteilt: "Ich war vorhin als Weihnachtsperson verkleidet. Es waren aber nicht so viele, die mitmachen wollten." An den Weihnachtsfeiertagen nehmen sich die Mitarbeitenden aber auch Zeit für ihre Familie. Die Bahnhofsmission wird dann nur halbtags geöffnet sein.
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