Urmensch Ötzi hatte bereits HP-Viren
Humane Papilloviren, kurz HPV, sind beim Menschen sehr häufig. Sie werden vor allem beim Sex übertragen. Meistens verursachen die Viren keine Symptome, viele Menschen sind im Laufe ihres Lebens einmal infiziert, ohne es zu bemerken. Lediglich eine Handvoll der insgesamt über 200 Viren kann für den Menschen gefährlich werden. Sie werden als high-risk-Viren bezeichnet und können Zellveränderungen auslösen, die wiederum zu Krebs führen können. In den häufigsten Fällen handelt es sich dabei um Gebärmutterhalskrebs. Gegen die high-risk-Viren gibt es mittlerweile eine Impfung.
DNA-Abschnitte von HPV bei Ötzi nachgewiesen
Wie lange krebserregende HP-Viren schon unter den Menschen verbreitet werden, zeigt nun eine aktuelle Preprint-Studie. Die Forschenden konnten sowohl an der berühmten, circa 5.000 Jahre alten Männerleiche Ötzi, als auch an einem weiteren 45.000 Jahre alten Homo sapiens-Fossil aus Westsibirien DNA-Abschnitte des krebserregenden Virus nachweisen. Die Ergebnisse sind noch nicht in einem wissenschaftlichen Peer-Review-Verfahren überprüft – aber sobald sie das sind, könnten sie einen Beitrag zu leisten, genauer festzusetzen, wann und wie die Menschheit erstmals in Kontakt mit HPV kam.
Möglicherweise können Forschende so auch besser erklären, warum es so viele HP-Viren gibt. Bislang legen Beobachtungen nahe, dass das Virus sich schon mit den ersten Menschenaffen entwickelte und diversifizierte. Moderne Menschen sind, so vermutete man, bereits vor 60.000 Jahren erstmals mit der krebserregenden Variante des Virus infiziert worden – und zwar möglicherweise durch die Paarung mit einem infizierten Neandertaler.
Möglicherweise haben wir die Neandertaler infiziert und nicht umgekehrt
Die aktuellen Erkenntnisse stellen das in Frage, denn: Wenn das HP-Virus tatsächlich sowohl bei "Ötzi", als auch bei dem deutlich älteren Fossil aus einer weit entfernten Region vorkam, dann legt dies nahe, dass das Virus bereits sehr lange in unserer Art zirkuliert und deshalb entsprechend weit verbreitet war. So lange, dass wir das Virus nach Annahme der Forschenden möglicherweise nicht von den Neandertalern bekommen haben – sondern diese sich bei uns mit der krebserregenden Variante von HPV angesteckt haben.
Keine neuen Impfstoffe erwartet
"Wird diese Erkenntnis nun bessere Impfstoffe, bessere Behandlungen, bessere Heilmittel bringen? Wahrscheinlich nicht", findet der Virologe Koenraad Van Doorslaer von der University of Arizona. "Aber nicht alle Wissenschaft sollte sich darum drehen. Es sollte einfach nur darum gehen, coole Dinge zu lernen."
Die Infektion mit der krebserregenden Variante des HP-Virus kann mittlerweile durch Impfungen wirkungsvoll bekämpft werden. Es besteht jedoch die Sorge, dass als Reaktion auf weitverbreitete Impfungen andere HPV-Typen in die freigewordenen Nischen gelangen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 mit mehr als 3.000 finnischen Jugendlichen ergab, dass acht Jahre nach Impfungen die stark krebserregenden HPV-Typen, auf die Impfstoffe abzielten, größtenteils fehlten, die Vielfalt der anderen Typen jedoch zunahm.
Links/Studien
Zum Artikel über die noch im Preprint-Stadium befindliche Studie bei Science kommen Sie hier.
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