In Deutschland gibt es fast 2.000 sogenannte invasive Arten. Die meisten dieser ursprünglich nicht in Deutschland heimischen Arten sind Pflanzen und Insekten, wie die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main am Dienstag mitteilte. Besonders häufig wurden die Tiere und Pflanzen aus benachbarten europäischen Ländern sowie Asien und Nordamerika eingeführt. Der Studie zufolge sind bei fast 98 Prozent der invasiven Arten die Auswirkungen auf heimische Ökosysteme und die Wirtschaft noch unbekannt.

Tourismus und Online-Handel führen zu Anstieg

Breiten sich Arten durch den Menschen in Gebieten außerhalb ihrer Heimat aus, ist die Rede von gebietsfremden oder invasiven Arten. Sie können erhebliche Schäden im Ökosystem anrichten, weil sie einheimische Arten verdrängen können. Einige Tiere, wie etwa der Damhirsch oder das Europäische Wildkaninchen, wurden schon vor Jahrhunderten eingeführt, für Jagdaktivitäten.

Doch inzwischen habe sich die Situation verselbständigt, erklärt Philipp Haubrock, der am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt (Main) beschäftigt war: "Neben landwirtschaftlichen Einführungen spielen heute die Haltung und Freisetzung von Organismen und der Tourismus eine entscheidende Rolle. Der Anstieg des Online-Handels und die globale Bewegung von Waren haben das Risiko der Einschleppung nicht-heimischer Arten durch Verpackungen und Produkte zusätzlich erhöht."

Meisten Arten sind Pflanzen und Insekten

Ein internationales Forscherteam um Haubrock erstellte nun erstmals eine umfassende Liste von insgesamt 1.962 nicht-heimischen Arten in Deutschland, einschließlich der betroffenen Lebensräume, Herkunftsregionen und der dokumentierten Auswirkungen.

"Aufgrund seiner zentralen Lage in Europa und seines umfangreichen Handelsnetzes ist Deutschland besonders anfällig für die Einführung und Ausbreitung nicht-heimischer Arten", erläutert der inzwischen an der britischen Bournemouth University forschende Gewässerbiologe. Er ergänzt: "Die meisten der in Deutschland eingeschleppten Arten sind Pflanzen, dicht gefolgt von Insekten und – mit größerem Abstand – von Wirbeltieren."

Nilgänse sind seit den 1980er Jahren in Deutschland zugegen. Sie gefährden andere Wasservögel und die Landwirtschaft.Bildrechte: IMAGO / Christian Heilwagen

Sachsen bundesweit auf Platz vier, Thüringen und Sachsen-Anhalt knapp dahinter

Zu bekannten invasiven Arten gehören etwa Waschbär, Nutria und Nilgans. Die Nilgans, die ursprünglich aus Afrika stammt und sich seit den 1980er Jahren stark in Deutschland ausbreitete, macht heimischen Wasservögeln Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung. Auch für die Landwirtschaft stellt sie ein Problem dar, weil sie Pflanzen schädigt. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr, wie Studien immer wieder zeigen. Vom Menschen eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten richteten so mehr Schäden an als die meisten Naturkatastrophen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung deutscher und österreichischer Wissenschaftler 2024 herausgefunden.

Die meisten etablierten invasiven Arten wurden der Studie nach in Bayern gemeldet. Sachsen liegt auf Rang vier im Bundeslandranking (1.097 Arten), gefolgt von Thüringen auf Platz sechs (1.020) und direkt dahinter Sachsen-Anhalt (1.019). Auf die Bevölkerungszahl gerechnet, führt Bremen gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Rund 80 Prozent der nicht-heimischen Arten leben an Land, einige kommen in Feuchtgebieten vor. Weniger als fünf Prozent besiedeln Süßwasser- oder andere spezielle Lebensräume.

Link zur Studie

Die Studie "Germany’s established non-native species: a comprehensive breakdown" ist in der Fachzeitschrift "Environmental Sciences Europe" erschienen.

idw/afp/jar

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