Sachsen sticht bei Patent-Anmeldungen der Hochschulen heraus
- Ein Forscher aus Sachsen hat ein Verfahren entwickelt, um seltene Erden aus alten Energiesparlampen zu gewinnen und zu recyceln.
- In Sachsen werden in Relation mehr Patente als in Westdeutschland angemeldet.
- Die Wirtschaftsforschung Sachsen vernetzt Unternehmen mit Wissenschaftlern und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Eine alte Energiesparlampe hat womöglich jeder noch rumliegen. Also keine moderne LED, sondern so eine klassische, von Innen weiß beschichtete Energiesparlampe. In dieser weißen Schicht unterm Glas stecken seltene Erden, Metalle, deren komplizierte Namen der Forscher Peter Boelens auswendig kann: "Es gibt Ytrium, Europium, Terbium, Lanthan und Cer." Vor allem Terbium sei teuer und in der Windradindustrie begehrt.
Patent für Recycling von Energiesparlampen
Boelens will diese seltenen Erden deshalb recyceln. Dafür hat er ein Verfahren mitentwickelt, das die Stoffe aus alten Energiesparlampen separiert – mithilfe von Biotechnologie und Magnetismus. Das Recycling könne sich lohnen.
"In den vergangenen 15 Jahren wurden jährlich in Europa ungefähr 800 Millionen Lampen entsorgt. Das ist eine ganz schöne Menge", erklärt Boelens. "Und bis jetzt wurden die Lampen ziemlich gut eingesammelt und separat behandelt, aber die seltenen Erden wurden in ganz Europa nur deponiert. Es gab bis jetzt keine einzige Firma, die sie recyceln konnte."
Viele Patentanmeldungen in Sachsen
Boelens Firma kann. Das Verfahren dafür wurde von ihm und dem Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie in Freiberg patentiert. Es ist nur ein Beispiel für die rege Forschungstätigkeit sächsischer Hochschulen. Wie viele Patente diese jährlich anmelden, hat sich Joachim Ragnitz vom Dresdner ifo-Institut angesehen. Das Ergebnis hat ihn überrascht.
Er habe sich die Patentanmeldungen insgesamt angeschaut und vor allem bei den Hochschulen. "Und da ist das auffällige und interessante, dass in Sachsen mit 23 Patenten je 100.000 Einwohnern aus den Hochschulen viel, viel, mehr Innovationen patentiert werden, als das in Westdeutschland der Fall ist, wo man heute bei vier Patenten je 100.000 Einwohnern ist."
In Sachsen werden mit 23 Patenten je 100.000 Einwohnern aus den Hochschulen viel mehr Innovationen patentiert als in Westdeutschland mit vier Patenten je 100.000 Einwohnern.
Sachsen sticht bei den Patentanmeldungen durch Hochschulen regelrecht heraus. Ein Grund ist Ragnitz zufolge, dass Sachsen stark auf Natur- und Ingenieurwissenschaften setzt– vor allem in Dresden, Chemnitz und Freiberg. Die dortigen Hochschulen würden die schwache Forschungstätigkeit sächsischer Unternehmen kompensieren. Ragnitz sieht aber auch ein Problem. Es gelinge nicht ausreichend, die Hochschulpatente wirtschaftlich nutzbar zu machen.
Vernetzung zwischen Forschung und Unternehmen
Andreas Horn von der Wirtschaftsforschung Sachsen will das so nicht stehen lassen. Er sagt, Sachsen tue viel, um universitäre Forschung in wirtschaftliche Erfolge zu überführen. "Wir organisieren jedes Jahr für die Schwerpunktbranchen eine ganze Reihe von Projektwerkstätten, wo wir eben neue Technologietrends mit den Anwendern zusammenbringen", erklärt Horn. Dort kämen Unternehmen, Wissenschaftler und auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zusammen. "[Sie] reden über Technologietrends und (...) gemeinsam [darüber], wie sie daraus Produkte und Dienstleistungen entwickeln können, um die dann auch wirtschaftlich zu nutzen."
Besser könne man immer werden, resümiert Wirtschaftsförderer Horn. Aber im Großen und Ganzen sei er zufrieden. Zumindest Peter Boelens will sein Patent tatsächlich wirtschaftlich nutzen. Für das Recycling seltener Erden in Energiesparlampen rede er derzeit mit Industriepartnern.
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