• Die aktuelle politische Diskussion um die Arbeitszeit ist populistisch, meint der DGB Sachsen.
  • In einigen Branchen gibt es bereits Tarifverträge mit flexiblen Arbeitszeiten.
  • Viele Arbeitnehmer wünschen sich generell mehr Flexibilität.

Es seien derzeit eher die Arbeitgeber, die die Arbeitszeit verkürzten – und das auf Kosten der Beschäftigten. So hat es die IG-Metall-Chefin Christiane Benner gegenüber der "Bild"-Zeitung auf den Punkt gebracht. Deshalb stehe eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn aktuell nicht auf der gewerkschaftlichen Forderungsliste.

Markus Schlimbach ist Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Sachsen. Er findet die Debatte künstlich aufgeladen: "Das ist jetzt ein bisschen Medienaufregung gewesen um eine Sache, die erstens schon seit vielen Jahren bekannt ist und wo es natürlich in den Branchen auch unterschiedliche Auffassungen gibt – und das ist auch ganz normal. Es gibt Bereiche, wo die Tarifverträge und auch die Arbeitszeiten etwas länger geregelt sind und in anderen etwas kürzer. Insofern sind Tarifverträge und auch Tarifforderungen immer der Branche angepasst. Von daher ist das jetzt überhaupt nichts Besonderes."

DGB Sachsen: Diskussion um zu wenig Arbeit ist Populismus

Mit der aktuellen Wirtschaftslage habe das auch nichts zu tun, meint Sachsens DGB-Chef. Dass man die Debatte trotzdem wieder führe, sei für ihn Populismus. Dabei denkt Schlimbach besonders an den Generalsekretär der CDU: "Die Leute arbeiten sehr viel. Carsten Linnemann stellte das dann auch plötzlich fest, dass es der normale Arbeitnehmer gar nicht ist, den er meint. Und da sollten die lieber mal drei Schichten mitarbeiten, als sich ständig nur öffentlich über die zu wenigen Arbeitsstunden hier in Deutschland aufzuregen. Ehrlich, das ärgert mich."

Flexible Tarifverträge existieren bereits

Auch Stephanie Albrecht-Suliak findet, dass die Diskussion innerhalb der Gewerkschaften im Moment eigentlich gar keine sei. Sie ist Landesbezirksleiterin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie. Dort gebe es eh schon Tarifverträge mit flexiblen Arbeitszeitmodellen: "Wir haben in der Chemie Nordost die Möglichkeit, in einem zeitlichen Korridor zwischen 32 und 40 Stunden zu arbeiten. Und das kann je nach Notwendigkeit betrieblich angepasst werden. Das ist eine Möglichkeit, die auch Flexibilität in einer Krise oder bei vollen Auftragsbüchern bietet. Das wird in unseren Betrieben auch angewendet."

Arbeitnehmer wollen mehr Flexibilität

Doch ist die Vier-Tage-Woche unter den Beschäftigten überhaupt so ein großes Thema? Enzo Weber ist Wissenschaftler am Deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Er sagt: Durchaus hätten viele Menschen generell gern weniger Arbeitszeit.

Aber gleich auf vier Tage pro Woche zu wechseln, das wollten die meisten nicht. Und: "Eine flächendeckende Vier-Tage-Woche in Deutschland würde die Stundenkapazität in der deutschen Wirtschaft um 15 Prozent reduzieren. Also das ist etwas, was man sich im Moment nicht leisten kann und deswegen wäre es auch nicht sinnvoll, ein starres Fünf-Tage-Modell durch ein starres Vier-Tage-Modell zu ersetzen. Die Menschen sollten ihre Arbeitszeit selbst festlegen und die Politik sollte dafür die Hürden aus dem Weg räumen."

Unternehmen hatten die Vier-Tage-Woche zuletzt kritisch gesehen. So zeigt eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft vom März: 94 Prozent der knapp 800 befragten Unternehmen befürchten dadurch wirtschaftliche Verluste. Ein Großteil von ihnen hat die Vier-Tage-Woche aber noch nicht getestet.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke