• Im Burgenlandkreis hat für Landwirt Martin Beck die Erdbeersaison begonnen – und mit ihr der große logistische Kraftakt.
  • Ohne Erntehelferinnen und -helfer aus dem Ausland könnten viele Betriebe ihre Felder gar nicht bewirtschaften.
  • Seit dem Ukraine-Krieg hat sich die Herkunft der Helfer verschoben – und qualifiziertes Personal wird rar.

Das frische Stroh raschelt unter Martin Becks Schuhen beim Gang durch die sauber gezogenen Reihen von Erdbeerpflanzen: "Wir sind jetzt hier auf unserem Erdbeerfeld in Werschen und stehen vor unserer letzten Sorte. Die ist erst so weit gewachsen, dass die Blütenstände nach oben kommen und noch gar keine Blüten wahrnehmbar sind." Beck ist Landwirt, sein Familienbetrieb liegt in Hohenmölsen, im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Sie bauen Weizen, Zuckerrüben, Raps an und bewirtschaften jede Saison sieben Erdbeerfelder zwischen Leipzig, Halle und Zeitz.

Ohne Saisonkräfte geht es nicht

Hier in Werschen ist heute bei Sonnenschein schon am Vormittag reger Betrieb: Die Menschen pflücken sich ihre Erdbeeren selbst. Die rund 20 Erntehelferinnen und -helfer, die Martin Beck beschäftigt, sind auf anderen Feldern im Einsatz: "Wir kriegen die Leute zusammen", sagt Beck. "Wichtig ist natürlich die Bezahlung." Seine erfahrensten Leute kämen auf 17 bis 18 Euro Brutto in der Stunde. "Mit dem Mindestlohn könnte man das jetzt so nicht stemmen."

Beck beschäftigt überwiegend polnische Frauen in der Saisonarbeit. Untergebracht sind sie in angemieteten Wohnungen in Ortsteilen rund um den Hof. Auch Simon Schumacher bekräftigt: Schlechte Bezahlung und schäbige Unterkünfte könnten sich Landwirte gar nicht erlauben.

Landwirte locken mit guten Bedingungen

Schumacher ist im Vorstand des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände: "Die können ja von heute auf morgen abreisen, die Arbeitnehmer, die sind da ganz frei. Wir können und wollen die da auch nicht binden. Sobald die ein besseres Angebot haben oder sie irgendwas stört, verlassen sie den Hof und gehen zum nächsten Arbeitgeber."

Deshalb ließen sich die Arbeitgeber viel einfallen, erzählt Schumacher weiter: "Viele haben in den letzten Jahren, gerade nach Corona, massiv in Unterkünfte investiert. Das hat jetzt eher den Standard einer Jugendherberge." WLAN gehöre dazu, oft auch Bolzplatz oder Tischtennisplatte. Wer erkranke, werde zum Arzt gefahren.

Suche nach Arbeitskräften wird schwieriger

Rund 130.000 Saisonarbeitskräfte würden allein für Spargel und Erdbeeren benötigt – fast die Hälfte aller Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft, sagt Schumacher. Doch die zu finden, sei nicht mehr so leicht wie vor 15 Jahren, schreibt Robert Dahl an MDR AKTUELL. Er ist der Geschäftsführer von "Karls", Deutschlands größtem Erdbeeranbauer: "Seit dem Krieg in der Ukraine kommen die meisten aus Rumänien. Die 13 Jahre davor waren es fast ausschließlich Studentinnen und Studenten aus der Ukraine." Etwa 700 Helferinnen und Helfer braucht das Unternehmen, um die Erdbeerernte einzuholen.

Die meisten Betriebe finden genug Leute, sagt Simon Schumacher vom Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände. Aber: "Es gibt eine Lücke und zwar gerade wirklich für leistungsstarke Leute, die auch einen Autoführerschein haben und auch Vorarbeitertätigkeiten ausführen können." Landwirt Martin Beck in Hohenmölsen wirbt seine Saisonarbeitskräfte in erster Linie über Mund-zu-Mund-Propaganda: Bislang konnte er so Erdbeersaison um Erdbeersaison genug Erntehelferinnen und -helfer finden.

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