• KI-Chatbots können bei den Schularbeiten unterstützen – nehmen es aber häufig mit der Wahrheit nicht ganz genau.
  • Bei verantwortungsvoller Anwendung kann KI entlasten, nicht zuletzt auch die Eltern der Schüler.
  • Schulen müssen sich dem neuen Trend anpassen – beispielsweise mit neuen Methoden zur Leistungskontrolle.

"Hier ist eine typische Hausaufgabe für Geschichte in der 9. Klasse Gymnasium. Diesmal Industrialisierung im 19. Jahrhundert."

Das ist ChatGPT. Der Chatbot braucht nicht mal eine Minute – bis er ein Referat über die Erfindung der Dampfmaschine ausspuckt, oder für Mathe eine quadratische Funktion analysiert. Was früher die Eltern oder Großeltern waren, sei heute eben künstliche Intelligenz, sagt René Michel vom Sächsischen Lehrerverband.

Michel ist Musiklehrer an einer Oberschule und erkennt den Trend: "Das ist natürlich einfach ein Gehen mit der Zeit. Jetzt gibt es eben den Freund KI, der das für die Schülerinnen und Schüler erledigt. Natürlich ist es nachzuvollziehen, dass man sich da die Arbeit ein bisschen erleichtert."

Halluzinierende KI: Schüler müssen Ergebnisse hinterfragen

Trotzdem versucht Michel seine Klassen darin zu schulen, die künstliche Intelligenz zu hinterfragen. Sonst könnten auch falsche Ergebnisse herauskommen, wie der Oberschullehrer im Fach Deutsch gemerkt hat: "Da ging es um Faust. Und dort hat einfach ChatGPT neue Figuren dazuerfunden. In der Aufgabenstellung, die ich gegeben hatte, hat dann ChatGPT als Lösung neue Figuren mit hineingebastelt, die es im Faust gar nicht gibt. Und dann merkt man natürlich, wenn die Schülerinnen und Schüler das Werk selbst gar nicht gelesen haben, und das aber als richtige Antwort hinstellen Dann ist das einfach falsch in meinen Augen logischerweise."

KI hilft bei Hausaufgaben: Entlastung für Eltern

Deshalb fordert auch Matthias Rose, dass Schülerinnen und Schüler im Umgang mit KI gut geschult werden. Er ist Sprecher des Landeselternrates Sachsen-Anhalt und grundsätzlich sehr offen für künstliche Intelligenz.

Zuhause sei ChatGPT schon ein alltäglicher Begleiter: "Früher musste ich deutlich deutlich mehr bei den Hausaufgaben hier und da mal gefragt werden. Dann habe ich da irgendwelche Sachen erklärt, musste vielleicht nochmal selbst im Buch schauen oder im Internet nachfragen. Das ist heute deutlich weniger geworden und das ist für mich als Vater auch eine Entlastung. Die KI ist da, die geht nicht weg und wir sollten das Beste da rausholen, was so geht."

Neue Leistungsbewertung: ChatGPT stellt Sinn von Hausaufgaben infrage

Ähnlich sieht es Matthias Ballod. Er ist Professor an der Uni Halle und bildet Deutschlehrer aus. In seinen Seminaren ermutigt er dazu, sich mit KI zu beschäftigen. Bei der Vorbereitung des Unterrichts könne sie zum Beispiel Arbeitsblätter, Lösungsblätter oder Aufgaben erstellen.

Ballod meint, dass auch die Leistungsbewertung an Schulen neu gedacht werden müsse: "Die Schüler bekommen Hausaufgaben und der Lehrer kontrolliert sie am nächsten Tag – das ist ein Muster, was meines Erachtens ohnehin schon lange fragwürdig und überkommen ist. Weil Sie natürlich nicht sicherstellen können, dass es die Schüler selbst machen. Sondern die Eltern haben geholfen oder sie haben es abgeschrieben im Bus. Das ist auch nichts Neues und mit ChatGPT geht das jetzt noch viel schneller und viel präziser. Das heißt, der Sinn und Zweck von Hausaufgaben ist so ein Stück weit durch die KI in Frage gestellt."

Ballod ist gespannt, wie sich das in Zukunft weiterentwickelt. Erstmal hilft wohl weiter ChatGPT.

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