Zwischen Unterricht und Ausklang: Wie Schulen die letzten Wochen vor den Ferien nutzen
- Zum Schuljahresende nimmt der reguläre Unterricht meist deutlich ab – Unterrichtsinhalte weichen dann Filmen, Gesprächen und Ausflügen.
- Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft betont die Bedeutung von Klassenfahrten, Projekten und sozialem Lernen in dieser Zeit.
- Der Landeselternrat kritisiert, dass zu viele Filme im Unterricht geguckt werden.
Vor einem Leipziger Gymnasium hängen nach dem Unterricht mehrere Jungs einer fünften Klasse noch ein bisschen ab. Sie spielen Basketball und zocken auf dem Handy. Die Schultage seien zurzeit aber durchaus stressig, sagt einer: "Das Problem ist halt, wir haben noch drei Wochen bis zu den Ferien, da fällt dem Lehrer erst so auf: Oh, wir brauchen noch Noten. Das ist doof, da schreiben wir jetzt noch eine Arbeit oder so."
Filme statt Formeln: Schulalltag in der Endphase
In wenigen Tagen jedoch erwarten die Kids, dass es – Zitat – "chilliger" wird. Spätestens nach der dreitägigen Klassenfahrt, ab Mitte Juni. "In den letzten Tagen machen wir dann auch Spiele oder gucken Filme oder reden, wie das Jahr war." Ein anderer der Jungs wirft ein: "Es könnte schon sein, dass noch Tests kommen, aber ich glaube eher, dass es nach der Woche vorbei ist." Sein Freund teilt diese Einschätzung: "Nach der Klassenfahrt ist ja dann die letzte Woche und da ist es immer chillig."
An vielen Schulen ist es vermutlich ähnlich. Belegt ist es nicht, dass an den letzten Schultagen kaum noch gelernt wird. Eine Datensammlung über den Unterricht in Nordrhein-Westfalen aus dem Schuljahr 2023/24 scheint das zu bestätigen. Demnach verdreifachte sich in den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien der Anteil von sogenanntem Unterricht in besonderer Form. Auch der Unterrichtsausfall stieg deutlich an. Die Zahl regulärer Unterrichtsstunden dagegen nahm stark ab.
GEW: "Schule ist auch soziales Lernen"
Doch prinzipiell sei daran auch nichts auszusetzen, sagt Burkhard Naumann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen: "Das ist ja auch wichtig, dass man das so wenige Tage vor Schuljahresabschluss so ein bisschen auslaufen lässt. Das ist auch besser, dass man nicht so auf dieses Bulimie-Lernen an der Stelle setzt, sondern alle ein bisschen ruhiger in den Wechsel vom Schuljahr gehen."
Schule ist mehr als Fachunterricht. Schule ist auch soziales Lernen und der gute Umgang miteinander.
Und genau dafür brauche man auch außerhalb des Fachunterrichts mal Zeit, sagt Naumann: "Für Ausflüge, soziale Events oder Projekte." Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wirbt dafür, den Lehrkräften zu vertrauen.
Landeselternrat warnt zu viel Filmkonsum
Kein Verständnis zeigt Matthias Rose vom Landeselternrat Sachsen-Anhalt jedoch, wenn im Unterricht mit zu vielen Filmen Zeit tot geschlagen wird. Zwar gebe es durchaus Filme, die man gesehen haben und die in die Schule gehören, aber: "Dass das die Hauptbeschäftigung ist in den letzten Wochen vor den Ferien, das kann ja nicht das Ziel des Ganzen sein. Und bei dem Unterrichtsausfall, den wir vielerorts haben, ist es schon schwer genug, überhaupt mit dem Unterrichtsstoff klar zu kommen."
Eine Schule sei eben kein Streamingdienst, fügt Matthias Rose hinzu. Im Grunde aber ist der Elternratsvertreter mit dem Gewerkschafter einer Meinung: Alles in Maßen. Und vor allem die soziale Zeit in der Schule sei wichtig, mit Klassenfahrten, Projekte, Spielen und vielem mehr.
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