Windenergie-Verband: Geringe Gefahr durch defekte Windräder
- Die Wartung eines Windrads ist aufwendig – von der Elektrik bis zur Trafostation wird jede Komponente genau geprüft.
- Der Branchenverband Windenergie schätzt die Gefahr durch defekte Windräder als gering ein, jedoch könne man Unfälle nie ganz ausschließen.
- Der TÜV fordert verpflichtende Zweijahreskontrollen und einheitliche Regeln für Windräder – bisher ist die Gesetzeslage lückenhaft und Störfälle werden nicht zentral erfasst.
Jonas Paape hockt vor einem kleinen Trafohäuschen und kontrolliert die Sicherungen. Neben ihm erhebt sich ein weißes Windrad 74 Meter in die Höhe. Vor fast 20 Jahren ist es am Stadtrand von Leipzig in Betrieb gegangen. Der Wind weht kräftig, aber das Windrad steht still.
Die Elektrik muss komplett geprüft werden. Mit der geplanten Wartung werden Service-Techniker Paape und sein Kollege einen Tag beschäftigt sein: "Dafür sind wir hier, um oben in der Anlage die Motoren durchzumessen, nach auftretendem Kurzschlussstrom, die Steckdose und die Beleuchtung, damit eventuelle Benutzer und Monteure, die hier unterwegs sind, nicht zu Schaden kommen können."
Außerdem, sagt Paape, kümmere er und sein Team sich um die Wartung der Trafostation und der Übergabestation: "In erster Linie, dass wir sie sauber halten, was auch elektrische Sicherheit bedeutet, das sich nirgendwo zum Beispiel Spinnweben bilden und Feuchtigkeit ziehen und Kurzschlüsse verursachen."
Mögliche Schäden wären zum Beispiel auch abgerissene oder gequetschte Kabel oder lockere Schrauben. Paape führt an anderen Tagen auch Blitzschutzprüfungen durch. Für Bauteile wie Rotorblätter seien andere Teams zuständig.
Rotorblattabrisse nicht auszuschließen
Neben Wartungen der Hersteller und Betreiber gebe es nach Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik regelmäßig auch Kontrollen von unabhängigen Sachverständigen, erklärt Stefan Grothe, Fachreferent Technik beim Bundesverband WindEnergie.
Der Verband hat erst im April Grundsätze für die wiederkehrende Prüfung von Windenergieanlagen herausgegeben. "Um Prüfinhalt und Prüfumfang bei Windenergieanlagen noch mal zu konkretisieren und detaillierter zu beschreiben", sagt Grothe: "Darüber hinaus auch den regulatorischen Rahmen zu benennen und dort auch Anforderungen an Dokumentation und den Sachverständigen selber."
Ganz ausschließen könne man Havarien oder Unfälle wie Rotorblattabrisse nicht, aber diese kämen in Anbetracht von mehr als 30.000 Windkraftanlagen in Deutschland selten vor, sagt Grothe.
TÜV: 50 Störfälle pro Jahr
Auch der TÜV übernimmt teilweise Kontrollen an den Anlagen. Der TÜV-Verband geht von etwa 50 gravierenden Störfällen im Jahr aus und kritisiert, dass diese nicht zentral gemeldet und genau statistisch erhoben werden.
Geschäftsführer Joachim Bühler fordert schon lange eine bessere, gesetzlich verpflichtende Regelung. Seit 2004 gebe es zwar eine bundeseinheitliche Regelung, aber die Prüfung alle zwei Jahre könne durch betriebsinterne Wartungen auf vier Jahre ausgeweitet werden.
Außerdem gebe es bei Altanlagen, also Anlagen die vor 2004 errichtet worden seien, keine bundeseinheitlichen Regeln, sagt Bühler: "Da kommt es zum Teil auf die jeweilige Region an und welche Auflagen das Bauamt den Betreibern macht. Deswegen haben wir einen regulatorischen Flickenteppich in Deutschland."
Der TÜV spreche sich deshalb dafür aus, die Regelungen zu vereinheitlichen: "Zum Beispiel verpflichtende Kontrollen alle zwei Jahre an sämtlichen Windenergieanlagen in Deutschland durchzuführen", sagt Bühler.
Keine Sicherheitsbedenken
Sorgen, dass die Windräder nicht sicher sind, macht sich Servicetechniker Jonas Paape nicht. Er vertraut der Technik und den Kontrollen und freut sich am meisten auf die Wartung hoch oben in der Gondel – wegen des Ausblicks: "Es ist jedes Mal aufs Neue wunderschön, wenn man dichten Nebel hat, oben steht und bis auf die eigene Anlage nichts sieht. Das ist ein Gefühl, das kann man nicht beschreiben."
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