Bauern in Sorge: Glasflügelzikade bedroht Kartoffelernte
- Monitoring soll Ausbreitung der Glasflügelzikade überwachen
- Planzenschutzmittel wirken kaum gegen die Schädlinge
Die Ernte der Zuckerrüben bei Könnern in Sachsen-Anhalt beginnt üblicherweise erst im September, erzählt Landwirt Kevin Böttcher von der Pflanzenbau-Genossenschaft Bernburg-Nord. Im vergangenen Jahr wurde noch eine Rekordernte eingefahren. Doch für dieses Jahr macht sich Böttcher Sorgen: "Die Zikade verbreitet Angst und Schrecken, weil wir nicht nur Ertragseinbußen zu befürchten haben, sondern auch Qualitätseinbußen. Gerade der Zuckergehalt sinkt dann ganz schnell mal ab. Das sind dann enorme Einbußen."
Glasflügelzikade erweitert Lebensraum um 50 Kilometer pro Jahr
Kevin Böttcher beteiligt sich am sogenannten Monitoring der Zikade, das heißt er hat Klebefallen aufgestellt, um die Zunahme der Insekten an die Behörden melden zu können. Die Glasflügelzikade ist aus Frankreich eingewandert. Jedes Jahr erweitert sie ihren Lebensraum um etwa 50 Kilometer. Dabei überträgt sie Bakterien und damit Pflanzenkrankheiten. Rüben werden weich wie Gummi, Kartoffeln welken.
Und auch bei anderen Pflanzen könne das zu erheblichen Ertragseinbußen führen, sagt Sven Borchert, Vizepräsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt: "Wir kennen dieses Tier seit einigen Jahren auf Zuckerrübenflächen, wir haben sie auch in den Kartoffeln, in den Gemüsebeständen, in Zwiebeln, nahezu an allen Kultur- und Wirtspflanzen, weil sie unheimlich anpassungsfähig ist."
Insektengift darf nur in Notsituationen eingesetzt werden
Eine Patentlösung gibt es bislang nicht. Viele Pflanzenschutzmittel wirken nur unzureichend. Nur in Notsituationen dürfen Landwirte ein bisher noch nicht zugelassenes Insektengift einsetzen, als letztes Mittel, erklärt Annette Kusterer von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt: "Wenn man das Gedankengut des integrierten Pflanzenschutzes sieht, dann ist der chemische ganz obere Spitze, erstmal muss man alles andere ausnutzen. Und da ist es bei der Zikade so, dass es andere Möglichkeiten gibt, wie ich langfristig zu einer Dezimierung komme. Indem ich zum Beispiel nach der Rübe keinen Weizen anbaue, sondern eine längere Brache habe, um die Zikade auszuhungern."
Eine längere Brache würde für Landwirte Verluste bedeuten. Das Monitoring soll helfen, rechtzeitig zu reagieren. Wenn sich die Glasflügelzikade zu stark und zu schnell verbreitet, können die Behörden Hotspotregionen ausrufen. Für Zuckerrüben ist das in Sachsen-Anhalt bereits in drei Landkreisen geschehen. Dort ist nun – unter bestimmten Bedingungen – auch der Einsatz eines chemischen Mittels erlaubt.
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