Es ging dann doch überraschend schnell. Nach der Beseitigung des zerstörten Teils der Dresdner Carolabrücke sind beide noch stehenden Verkehrszüge kontrolliert zum Einsturz gebracht worden. Zwei große Bagger begannen am Morgen mit den Arbeiten am Mittelteil des Strangs A. Sie zerstörten von oben zuerst den Asphalt der Fahrbahn sowie die Fahrbahnplatte aus Beton und zerschnitten die Spanndrähte. Am Mittag war der Brückenzug dann soweit geschwächt, dass er auf das Fallbett in der Elbe stürzte. Mehr als 1.700 Menschen verfolgten am Mittag die Arbeiten über eine Livecam der Stadt.

"Ich vermute, dass der relativ schnelle Einsturz bei einer noch nicht vollständigen Schwächung, schon auf eine deutliche Vorschädigung hinweist", sagte der zuständige Abteilungsleiter vom Straßen-und Tiefbauamt der Stadt Dresden, Holger Kalbe dem MDR. Am Nachmittag wurde nach dem gleichen Prozedere auch Zug B zu Fall gebracht. "Dann wird das schräg liegende Teil auf der Neustädter Seite nach unten abgelegt, auf dem Boden zerkleinert und weggefahren, so dass wieder Platz geschaffen wird für die Elbe."

Ich vermute, dass der relativ schnelle Einsturz bei einer noch nicht vollständigen Schwächung, schon auf eine deutliche Vorschädigung hinweist.

Holger KalbeAbteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke

13.000 Tonnen Material für das Fallbett

Das Fallbett war seit vergangener Woche mit insgesamt etwa 13.000 Tonnen Material unter die Rest-Brücke gebaut worden - aus Wasserbausteinen, Leerrohren und Sand sowie Rohren, durch die der Fluss geleitet wird. Nachdem die Arbeiten an den Brückenteilen auf der Neustädter Seite beendet sind, soll es auf die Altstädter Seite umgesetzt werden.

Zehn Wochen allein für den mittleren Teil

Für die zügige Bergung der Trümmerteile stehen bis zu zehn Bagger bereit, die sie zerteilen und auf Lkw sowie Traktoren verladen, mit denen sie an die Ufer gebracht und dort zum Abtransport vorbereitet werden. Bis zu fünf Lkw und bis zu 25 Mitarbeiter sollen permanent im Einsatz sein. Gearbeitet wird sechs Tage die Woche, bis Jahresende sollen die Reste des Bauwerks komplett beseitigt sein.

Sperrung der Elbe für Schifffahrt

Für den mittleren Teil über dem Fluss rechnen die Fachleute mit allein zehn Wochen. Die Elbe in Dresden bleibt dort so lange für den Schiffs- und Bootsverkehr komplett gesperrt. Schifffahrt flussauf- und abwärts der Sperrzone um das Bauwerk ist weiter möglich. 

Zum Einsatz kommen bei den Arbeiten ein 120-Tonnen-Langarmbagger, der mit seinem 40-Meter-Arm über beide Verkehrszüge greifen kann, sowie ein 70-Tonnen-Bagger mit einem 25-Meter-Ausleger am Neustädter Ufer.Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Historisches Gusseisenteil geborgen

Bei den Abrissarbeiten ist nach Angaben der Stadt zuletzt ein Gusseisenrelief der alten Carolabrücke geborgen worden. Es lag demnach seit der Zerstörung im Flussbett und war auf Neustädter Seite bei Niedrigwasser zu sehen. Die Brücke war 1895 fertiggestellt und vor Kriegsende 1945 von deutschen Truppen gesprengt worden.

Das Gusseisenteil stammt von der 500 Meter langen alten Carolabrücke - einer Kombination von Stein- und Eisenträgerwerk, das mit zwei Strompfeilern in elegantem Bogen die Elbe überspannte.Bildrechte: Hentschke Bau GmbH

Eine Bergung des Reliefs sei bisher aus Kostengründen verworfen worden, hieß es. Um es vor Schäden zu bewahren, sei dies nun nachgeholt worden. Das Gusseisenrelief soll dem Dresdner Lapidarum übergeben werden, wo es zwischenzeitlich eingelagert und gegebenenfalls restauriert werden soll.

MDR (kbe)/dpa

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