• In Sachsen unterstützen Ersatzkassen und Kassenärztliche Vereinigung das Studium – wenn Absolventen sich für Zeit auf dem Land verpflichten.
  • Bis zur eigenen Hausarztpraxis dauert die Ausbildung zwölf bis 15 Jahre.
  • Thüringer KV-Chefin betont Wertschätzung auf dem Land.

Seit 2013, also seit zwölf Jahren, werden deutsche Medizinstudentinnen und -studenten im ungarischen Pécs finanziell unterstützt. Die Unterstützer sind der Verband der Ersatzkassen Sachsen und die Kassenärztliche Vereinigung aus Sachsen. Für Förderung erwarten sie allerdings auch eine Gegenleistung: Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner verpflichten sich vertraglich für mindestens fünf Jahre in Sachsen in einer Hausarztpraxis zu arbeiten.

Teilnehmer müssen sich bei Abbruch aus dem Vertrag rauskaufen

Auch wenn nicht alle, die in den letzten Jahren mit der Förderung gestartet haben, noch dabei sind, findet Sylvia Krug aus dem Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen den aktuellen Zwischenstand erfreulich. "Im Moment haben wir 213 Teilnehmer, die jetzt über die ganzen Jahre bei uns im Programm sind. Davon sind 164 im Studium und 68 in der Facharztweiterbildung. Darüber sind wir auch sehr froh". Wer sich im Laufe der Ausbildung gegen eine Allgemeinmedizinische Praxis in Sachsen entscheide, der müsse sich aus dem Vertrag rauskaufen, erklärt Krug.

Erste Ausgebildete kommen in den Hausarztpraxen an

Es sei natürlich eine lange Strecke bis zum Ziel, betont Claudia Beutmann, Pressesprecherin des Verbandes der Ersatzkassen Sachsen. Zwölf bis 15 Jahre dauert demnach ein Medizinstudium inklusive der Facharztausbildung, die die Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner berechtigt, vollwertig in einer Hausarztpraxis zu arbeiten.

Medizinstudenten im HörsaalBildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Beutmann sagt: "Wir finanzieren diese 20 Studienplätze pro Jahr hälftig mit der Kassenärtzlichen Vereinigung Sachsen mit 600.000 Euro und wissen aber, dass das eine langfristige Perspektive ist, den Nachwuchs zu gewinnen für die Versorgung in Sachsen." Nach und nach würden jetzt fertig Ausgebildete in den sächsischen Hausarztpraxen ankommen.

Wichtig ist es Beutmann zu betonen, dass sich nicht jeder in einer ländlichen Region einfinden muss. "Selbst Chemnitz gilt als hausärztlich nicht vollumfänglich versorgt. In Chemnitz selber sind beispielsweise gerade 37 offene Hausarztstellen."

Praxisalltag auf dem Land ist anders

Auch in Thüringen werde in ein paar Jahren jede vierte Hausarztpraxis ohne einen Arzt oder Ärztin dastehen, gibt Sabine Rommel, Vorsitzende der Kassenärzlichen Vereinigung in Thüringen, zu bedenken. Sie hatte sich vor mittlerweile 40 Jahren für eine Hausarztpraxis im ländlichen Mechterstädt entschieden.

Studierende, die zum Praktikum in ihre Praxis kamen, hätten schnell gemerkt, dass im Praxisalltag auf dem Land etwas anders ist. "Die Einbindung in die Kommune, die Achtung und Wertschätzung, die man von seinen Patientinnen und Patienten erfährt", gehörten dazu. "Und das erleben die zukünftigen jungen Ärztinnen und Ärzte, wenn sie ihre Praktika durchführen in den Praxen hautnah und vielen gefällt das sehr gut."

Telemedizin könnte Lücken füllen

Diese Nähe zu den Patientinnen und Patienten wird in Zukunft etwas besonderes sein, prognostiziert Sylvia Krug aus Sachsen. Sie geht davon aus, dass die Lücken der medizinischen Versorgung auf dem Land zukünftig digital, mit Telemedizin gefüllt werden. Patientenkontakt hätten dann eher medizinische Fachkräfte.

Die Tätigkeiten vor Ort, wie zum Beispiel Blutentnahmen oder Blutdruckmessung, die technischen Untersuchungen, die Hausbesuche, das werde zunehmend nicht mehr vom Arzt erledigt, sondern von einer hoch spezialisierten Fachkraft, sagt Krug. Diese würde dann die Untersuchungsergebnisse über Telemedizin mit einem Facharzt austauschen und sich beraten. Der große Slogan der Zukunft sei, so Krüger: "digital, vor ambulant, vor stationär".

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