Mehrheit der Radfahrer fühlt sich im Straßenverkehr unsicher
Inhalt des Artikels:
- Leipzig und Dresden mit signifikanten Verbesserungen
- Luft nach oben in Sachsen-Anhalt und Thüringen
- Mehr Radfahrer, aber auch mehr Unfälle
Mehr als zwei Drittel der Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich im Straßenverkehr nicht wohl. Das geht aus dem neuesten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hervor. Die Bedingungen zum Fahrradfahren werden dem Stimmungsbild zufolge aber in mehreren deutschen Großstädten besser.
Bei der allgemeinen Fahrradfreundlichkeit hätten sich zehn von 15 Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern in der Wahrnehmung der Radlerinnen und Radler "signifikant verbessert", erklärte der ADFC. Am besten schnitt in dieser Größenkategorie Frankfurt am Main ab, das auf einer Skala von 1 bis 6 in Anlehnung an die Schulnoten die Bewertung 3,49 erhielt. Unter den Städten von 200.000 bis 500.000 Einwohnern bekam Münster die beste Bewertung mit 2,97. Bei 100.000 bis 200.000 Einwohnern war es Erlangen mit der Note 3,13.
Leipzig und Dresden mit signifikanten Verbesserungen
Unter den Städten mit einer signifikanten Verbesserung im Vergleich zu 2022 befinden sich auch Leipzig und Dresden. Ihre Note geht dennoch jeweils in Richtung 4. Größte Kritikpunkte sind in Leipzig der Winterdienst auf Radwegen und die Kriminalität mit Blick auf Fahrraddiebstähle. Am positivsten bewertet wird die Stadt bei öffentlichen Fahrrädern und der Erreichbarkeit des Stadtzentrums.
In Chemnitz wird hingegen eine aggressive Grundstimmung beklagt. 81 Prozent der Befragten in Chemnitz fühlten sich nicht sicher, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs seien, so der ADFC Sachsen. Auch beim Miteinander im Straßenverkehr gebe es Luft nach oben. "79 Prozent der Befragten berichten von einer aggressiven Grundstimmung im Straßenverkehr, nur 18 Prozent geben an, dass Autos sie meist mit ausreichend Abstand überholen."
Bundesweit positiv hervorgehoben wurde Auerbach im Vogtland. Ähnlich wie Tübingen habe Auerbach gezeigt, dass hügelige Städte fahrradfreundlicher werden könnten. So seien Sackgassen und Einbahnstraßen für den Radverkehr geöffnet, neue Radwege gebaut und Beschilderungen von Radwegen erneuert worden. "Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und bietet Diensträder für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter a", lobte der ADFC.
Luft nach oben in Sachsen-Anhalt und Thüringen
Auch in Sachsen-Anhalt ist das Sicherheitsgefühl der Radfahrerinnen und Radfahrer problematisch. Der Vorsitzende des Landesvorstands des ADFC Sachsen-Anhalt, Stephan Marahrens, erklärte: "Die gefühlte Sicherheit – das ist ein bisschen das Problem – die stagniert in Sachsen-Anhalt." Schon 2022 hätten drei von vier Personen gesagt, sie fühlten sich unsicher auf dem Rad – ein Wert, der sich nicht verbessert habe, so Marahrens. Ein zentraler Punkt sei dabei, dass viele Autofahrer mit zu wenig Abstand Radfahrer auf der Straße überholten.
Der Thüringer Landesverband des ADFC spricht von unbefriedigenden und ernüchternden Ergebnissen. "Es ist frustrierend, wie langsam die Verbesserungen für den Radverkehr vorankommen", kritisierte Thilo Braun, Vorsitzender des Thüringer ADFC. Es müssten flächendeckend neue Radwege gebaut werden. Das sei besonders zwischen Orten im ländlichen Thüringen nötig, um Menschen dort das Radfahren überhaupt zu ermöglichen.
Die Befragten monierten fast überall mangelhafte Führung an Baustellen und nicht auf Radfahrende abgestimmten Ampelschaltungen. Häufig kritisierten sie zu schmale Radwege und fehlende öffentliche Fahrräder. Auch fehlende Rücksicht und Aggressivität kreideten die Teilnehmenden oft an, etwa wenn Autos zu eng überholen.
Positiv bewerteten die Befragten vielerorts in Thüringen, dass Ortszentren gut zu erreichen seien, und die Möglichkeit, mit dem Rad zügig voranzukommen.

Mehr Radfahrer, aber auch mehr Unfälle
Insgesamt nimmt der Fahrradverkehr in Deutschland zu. Beim Wegenetz und den Abstellmöglichkeiten gibt es aber Ausbaupotenzial, wie es im "Nationalen Radverkehrsplan" heißt, den noch die alte Regierung im Frühjahr vorlegte. Ziel ist auch eine Trendwende für mehr Sicherheit. Im vergangenen Jahr kamen laut Statistischem Bundesamt 441 Radfahrerinnen und Radfahrer bei Unfällen ums Leben – gut 11 Prozent mehr als 2014. Hintergrund ist demnach vor allem ein Anstieg bei schneller fahrenden Pedelecs. Oft passieren Unfälle innerorts.
Beim Fahrradklima-Test konnten Radfahrerinnen und Radfahrer von September bis Ende November 2024 Einschätzungen zu ihrer Stadt abgeben – etwa zu Radwegen, Abstellmöglichkeiten, Ampelschaltungen oder riskanten Situationen. Für die Ergebnisse ausgewertet wurden dann 184.500 Fragebögen für 1.047 Orte, in denen eine Mindestbeteiligung erreicht war. Die Befragung wird alle zwei Jahre durchgeführt.
dpa (lik)
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