Der Stadtrat in Dresden will die neue Carolabrücke vierspurig bauen. Dafür hat sich die Mehrheit der Abgeordneten am Donnerstagabend nach einer hitzigen Debatte mit 44 zu 27 Stimmen ausgesprochen. Die Ja-Stimmen kamen von den Fraktionen AfD, CDU, Team Zastrow und FDP/Freie Bürger sowie dem BSW. Dagegen stimmten vor allem SPD und Grüne.

Dem Entscheid waren lange Debatten vorausgegangen, weil die Stadt für die Variante weitere Schulden aufnehmen muss. Kritiker fürchten Zusatzkosten von 30 Millionen Euro für die breitere Brücke. Mit der Entscheidung folgte der Stadtrat der Empfehlung des Bauausschusses. Insgesamt vier Büros sollen jetzt beauftragt werden, Entwürfe vorzulegen. Als Baubeginn strebt die Stadtverwaltung Ende 2027 an.

Ein Neubau in der Breite der alten Brücke mit Fuß- und Radweg würde so aussehen, wie die obere Reihe zeigt. Ein vierstreifiger Neubau mit Fuß- und Radwegen sähe aus wie die untere Variante und wäre sieben Meter breiter.Bildrechte: MDR/ Stadtverwaltung Dresden

Ahnert: Brücke wirkt nur von oben massiv

In der Diskussion warf die CDU-Fraktionsvorsitzende Heike Ahnert unter anderem den Grünen Framing vor. Es sei unverständlich, bei einer vierspurigen Brücke von autobahnmäßigen Zuständen zu sprechen, die auf einmal die Dresdner Silhouette zerstörten. "Die Brücke wirkt nur von oben massiv, wenn man mit einem Ballon drüberfliegt. Wir sind immer von einem Ersatzneubau ausgegangen und wollen eine Brücke, die funktioniert", sagte Ahnert.

Agnes Scharnetzky von den Grünen verneinte den Framing-Vorwurf und entgegnete: "Wenn die Brücke zwischen 39 und 41 Meter breit wird, dann handelt es sich um die Ausmaße einer Autobahnbrücke. Von daher benennen wir einfach nur die Fakten." Die bisherige Carolabrücke in Dresden war circa 33 Meter breit. Aufgrund von veränderten Standards für Fahrbahnen sowie bei Fuß- und Radwegen gehen Experten davon aus, dass eine neue vierspurige Brücke etwa 41 Meter breit werden wird. Die Autobahnbrücke in Dresden misst im Vergleich dazu etwa 43 Meter.

Lichdi: Neues Planfeststellungsverfahren ist nötig

Der fraktionslose Stadtrat Johannes Lichdi gab daher zu bedenken, dass aufgrund der veränderten Maße ein neues Planfeststellungsverfahrungen nötig sei, was mehrere Jahre dauern könnte. "Vier Spuren leuchtet zunächst ein, weil es ein Ersatz sein soll, wie es vorher war. Doch eine Verbreiterung um 20 Prozent ist planfeststellungspflichtig. Höchstes 34, 35 Meter sind möglich", zitierte der Jurist aus einem Gutachten.

Patrick Probst aus der Fraktion FDP/Freie Bürger, der ebenfalls Jurist ist, verwies auf ein Gerichtsurteil des Oberverwaltungsgerichts Nordrhein-Westfalen. "Dort heißt es: Die Anpassung an aktuelle Regelwerke ist keine Änderung der Planfeststellung." Er finde es wichtig, das klarzustellen, weil "manche hier im Stadtrat den Menschen mit Teilwahrheiten Angst machen wollen", sagte Probst.

Lames warnt davor, dass Finanzierung scheitert

Der frühere Finanzbürgermeister Peter Lames von der SPD warnte vor ausufernden Kosten bei einer vierspurigen Brücke. "Im Doppelhaushalt haben wir für die Brücke 170 Millionen Euro eingeplant mit einer erwarteten Förderung von 35 Millionen Euro. Und jetzt beschließen sie mit der breiteren Brücke einen Rahmen, der nicht finanziert ist", sagte Lames. Es sei zweifelhaft, dass es für die breitere Brücke Fördermittel gebe. Durch die für die größere Brücke verlängerte Bauzeit seien zudem Kostensteigerungen zu erwarten. "Das ist ein unsolider Weg, den sie hier beschreiten. Ich halte das für verantwortungslos", sagte Lames.

Schollbach: CDU setzt Betonpolitik der SED fort

André Schollbach von der Linkspartei führte ästhetische Argumente ins Feld: "Die CDU als konservative Partei sollte doch die historische Stadtsilhouette von Dresden schützen. Stattdessen stellt sie sich in die die Tradition der Betonpolitik der SED und setzt auf breite Verkehrsschneisen durch die Innenstadt. Das ist eine Verkehrspolitik aus dem vorherigen Jahrhundert", sagte Schollbach und verwies darauf, dass die neue Brücke fast doppelt so breit wie die Albertbrücke wäre, die 22 Meter misst.

Experte: Vier Spuren sind überdimensioniert

Unterstützung bekam das linke Lager vom früheren Dresdner Straßenbauamtsleiter Reinhard Koettnitz, der auf Einladung der Grünen sprach: "Aus fachlicher Sicht sind vier Fahrspuren überdimensioniert", sagte der Verkehrsexerte. Die Forschung zeige, dass in Deutschland insgesamt, aber auch speziell in Ostdeutschland der Individualverkehr mit dem Pkw zurückgehe, während es beim ÖPNV und beim Radverkehr einen Anstieg gebe. Während der Sanierung der Carolabrücke, als diese nur zweistreifig befahrbar war, habe sich gezeigt, dass das Verkehrssystem nicht zusammengebrochen sei.

MDR (sth)

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  • 12. Juni 2025Brückenzüge A und B der Carolabrücke in Dresden kontrolliert eingestürztmit Video

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