Dresden und Rügen: Weniger Fährfahrten möglich
Inhalt des Artikels:
- Weniger Fahrten wegen Personalmangel
- Einjährige Ausbildung nötig
- Fehlendes Personal durch Renteneintritte und Nachwuchsmangel
Weniger Fahrten wegen Personalmangel
In Dresden betreiben die Dresdner Verkehrsbetriebe an der Elbe drei Fähren: zwei Personenfähren in Johannstadt und Laubegast sowie eine Autofähre in Kleinzschachwitz.
Seit Mai 2025 ist der Fahrplan eingeschränkt. Das heißt, der Fährbetrieb an der Elbe geht morgens später los und endet abends früher. Der Grund dafür ist akuter Personalmangel. Es gibt zurzeit nicht genügend Fährleute in Dresden. "Wir haben aktuell 16 Fährleute und wir brauchen – um den alten Sommerfahrplan wieder fahren zu können – neun Fährleute mehr", sagt Robert Roch, Geschäftsführer Dresdner Verkehrsservicegesellschaft mbH.
Die Gründe für diesen Mangel sind vielschichtig. Unter anderem sind zuletzt erfahrene Kollegen gegangen. Außerdem hat Fährdienst bislang bedeutet: Arbeiten, wenn andere frei haben — gerade an Wochenenden. Doch ein Dienstplan ohne freie Wochenenden, das können die Verkehrsbetriebe ihren Fährleuten nicht mehr abverlangen, erläutert Robert Roch: "Ich glaube, wir haben uns viel zugemutet. Da war eben auch die Wochenendarbeit. Und die Kollegen, die jetzt zu uns kommen, die kommen mit einer anderen Einstellung, mit einer anderen Erwartungshaltung, Work-Life-Balance. Da wird mehr gefordert. Dadurch brauchen wir eben dieses Personal mehr."
Allerdings: Neue Fährleute einzustellen, ist nicht so einfach, denn fertig ausgebildete Fährleute auf Stellensuche gibt es faktisch keine. Also müssen die Dresdner Verkehrsbetriebe ausbilden.
Einjährige Ausbildung nötig
Zuständig für den Nachwuchs in Dresden ist Ausbilder Matthias Hauser. Die Arbeit auf einer Elbfähre ist anspruchsvoller als das Lenken von Bus oder Straßenbahn, sagt er: Wasserstand, Strömung und Wind spielen eine Rolle. Gefahren wird bei Minusgraden im Winter genauso wie bei Regen oder brütender Hitze im Sommer. Hinzu kommt nicht zuletzt der direkte Kontakt zu den Fahrgästen. "Man ist dort immer in der Eigenverantwortung und alleine. Egal, ob das die Brücken, die Anlagen hin und her rücken oder Konflikte mit den Fahrgästen sind. Das ist die Herausforderung, der man sich jeden Tag stellen muss", erklärt Matthias Hauser, Vorarbeiter und Ausbilder bei der Dresdner Verkehrsservicegesellschaft DVS.
Ein Jahr dauert die Ausbildung zum Fährführer, dazu gehören 180 Tage Praxis an Bord. Das Einstiegsgehalt liegt bei 3.000 Euro plus Zuschläge. Bewerber suchen die Dresdner Verkehrsbetriebe vor allem in den eigenen Reihen. Die Kollegen hofft man damit zu überzeugen, dass nicht mehr jedes Wochenende gefahren werden muss. Der nächste Ausbildungsjahrgang der Dresdner Verkehrsbetriebe startet im Juli. Pro Jahr können drei Fährleute ausgebildet werden. Es wird also drei Jahre dauern, bis die neun offenen Stellen an den Elbfähren wieder besetzt sind.
Die Theorie lernen die angehenden Fährleute in Meißen bei Bootsausbilder Andreas Bönisch. Auf dem Stundenplan stehen Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung, Motorenkunde und das Verhalten bei Gefahr und Havarie. Viel Stoff, der innerhalb kurzer Zeit gelernt werden muss. Dass auf den heimischen Flüssen weiterhin Schiffe und besonders auch Fähren unterwegs sind, ist dem langjährigen Schulungsleiter ein besonderes Anliegen: "Wir haben in den vielen Jahren einige ausgedünnt, was sehr schade ist. Jede Fährstelle, die irgendwo verschwindet, wäre echt traurig – nicht nur für den Tourismus, sondern für die ganze Region."
Fehlendes Personal durch Renteneintritte und Nachwuchsmangel
Wenn auf der Insel Rügen Fähren ausfallen, müssen Pendler und Touristen lange Umwege nehmen. An der Ostsee kennt man das Problem des Personalmangels, das sich auch bemerkbar macht, wenn sich mal ein Mitarbeiter kurzfristig krankmeldet und kein Ersatz gefunden wird. "Dann mussten wir kurzfristig vom Zwei-Schicht-System, was wir eigentlich hier fahren, in den Ein-Schicht-Dienst wechseln. Das bedeutet dann Verkürzung von Fahrzeiten beziehungsweise eben auch mal einen halben Tag Ausfall", schildert Martin Breitkreuz, Marketingdirektor der Weißen Flotte GmbH, eine Situation von vor wenigen Wochen.
In früheren Jahren aber waren die Auswirkungen mitunter gravierender, erinnert er sich: "Wir hatten es in der Vergangenheit beispielsweise, dass wir einen Saisonstart für ein Fahrgastschiff von Zingst zur Insel Hiddensee schon mal verschieben mussten um zwei, drei Wochen, weil eben die Personaldecke so dünn gewesen ist. Aber aktuell sieht alles erstmal gut aus."
Weiße Flotte beliebter Arbeitgeber in Region
Entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns sowie im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe befördern die 31 Schiffe der Weißen Flotte im Jahr 4,5 Millionen Fahrgäste und 800.000 Pkw. Gegründet wurde die Weiße Flotte vor fast 70 Jahren. Nach der Wende sah die Personalsituation noch anders aus. "Da hatten wir wirklich sehr viel gutes Personal. Die sind natürlich aufgrund natürlicher Fluktuation in den Ruhestand gegangen. Wir wissen selber, wie die Demographiekurve in Deutschland ist: Es sind nicht die nachgekommen, die hätten nachkommen sollen", erzählt Knut Schäfer, Geschäftsführer der Weiße Flotte GmbH. Das Einstiegsgehalt bei der Weißen Flotte liegt je nach Schiffsgröße bei bis zu 3.500 Euro plus Zuschläge. Ein paar neue Kollegen könnte man noch gut gebrauchen.
Dabei steht es sogar noch verhältnismäßig gut um den Nachwuchs bei der Weißen Flotte, die immer noch von ihrem Ruf als guter Arbeitgeber der Region profitiert. "Das sieht in der Branche, wenn man mit Kollegen spricht, weitaus schlimmer und drastischer aus. Das ist noch nicht mal ein Thema, was nur hier im Nordosten oder in den fünf neuen Ländern ist, sondern das ist deutschlandweit. Weil die Branche eben nicht gerade der Traumberuf der aktuellen Generation, die auf den Ausbildungsmarkt strömt, ist", meint Knut Schäfer.

Für Tobias Hinze ist es der Traumberuf: "Ich könnte mir ein Leben an Land, im Büro oder im Lkw oder wer weiß wie, gar nicht vorstellen. Täglich an der frischen Luft und schöne Ausblicke ist ein toller Job." Das Besondere: Tobias Hinze ist so etwas wie ein Eigengewächs der Weißen Flotte. Er hat im Unternehmen gelernt und sich bis zum Kapitän hochgearbeitet. Der Alltag an Bord ist nicht immer ruhig. "Da wir das ganze Jahr über fahren, zwölf Monate lang, fahren wir in die Herbststürme rein, im Winter bei Eis, bei Dunkelheit. Da kommen viele Faktoren zusammen. Und dann auch noch der lange Arbeitsalltag, also ja nur aus dem Fenster gucken ist es nicht. Es steckt schon mehr dahinter", sagt er. Sechs Tage am Stück fährt Tobias Hinze morgens bis abends mehrmals die Fähre voller Touristen nach Hiddensee und zurück. Dann hat er sechs Tage frei.
MDR (jvo)
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