Schuljahr in Thüringen geht zu Ende – Probleme wie Lehrermangel bleiben
- Der Lehrermangel in Thüringen ist gravierend – aktuell fehlen rund 1.200 Lehrkräfte.
- In den letzten Jahren wurden zu wenige Lehrkräfte ausgebildet – auch die Integration der Seiteneinsteiger ist ein Problem.
- Die Bürokratie an den Schulen wird als weitere Problemstelle benannt. Politik und Lehrerverband fordern mehr Verwaltungsassistenten.
Die Zeugnis-Ausgabe gehört zum letzten Schultag wie das Klingeln zur Pause. Noten als Bewertung für die Leistung. Genau darauf aber will Ulrike Große-Röthig verzichten. Keine Note für das CDU-geführte Bildungsministerium in dieser Schuljahr.
"Die Ziele sind verfehlt worden, aber die Selbsteinschätzung, die erwarte ich doch von jenen, die sehr vollmundig, sich Aufgaben vorgenommen haben", sagt die bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen Linken im Thüringer Landtag.
Mehr als 1.200 Pädagogen fehlen in Thüringen
Ein Seitenhieb auf Bildungsminister Christian Tischner, der nach Amtsantritt im Dezember einen Bildungsbooster versprach, um den Unterrichtsausfall durch Lehrermangel abzumildern. Ende des Jahres 2024 fand jede zehnte Unterrichtsstunde nicht statt. Im Juni ist die Zahl nicht kleiner geworden. Trotz Abordnungen von Lehrern an Schulen mit akutem Mangel, trotz der Möglichkeit für Lehramts-Studenten, schneller vor Klassen unterrichten zu können.
Es fehlen mehr als 1.200 Pädagogen in Thüringen, hauptsächlich für Fächer wie Mathematik, Informatik, Sprachen, Naturwissenschaften und Technik.
Zu wenige Lehrkräfte ausgebildet
Zaubern könne er leider nicht, nach 10 Jahren linksbestimmter Bildungspolitik im Freistaat, so der Minister: "Ich kann mir die Lehrer nicht backen, die in den letzten Jahren nicht ausgebildet worden sind. Und wenn man jedes Jahr eintausend Lehrer in den Ruhestand schickt, aber nur 700 ausgebildet werden, weil die Entscheidungen in der Vergangenheit so gefallen sind, wie sie gefallen sind, dann bleiben wir vor der Herausforderung, jedes Jahr auch 300 Kollegen fachfremd als Seiteneinsteiger einzustellen."
Ich kann mir die Lehrer nicht backen, die in den letzten Jahren nicht ausgebildet worden sind.
Wobei diese Rechnung nur die aktuellen Pensionierungen abfedert. Die Zahl der freien Stellen ist davon unberührt. Zumal nicht jeder Seiteneinsteiger tatsächlich im Schuldienst bleibt. Die Abbrecher-Quote wird nicht erfasst, liegt aber deutlich - nach Schätzungen von Bildungspolitikern – zwischen 10 und 20 Prozent.
Pädagogik: Vorbereitungsseminare für Seiteneinsteiger geplant
Das Ministerium will bei diesem Thema gegensteuern, will Seiteneinsteiger mit einem verpflichtenden dreimonatigen Vorbereitungsseminar fit machen für Schule und Schüler.
Sinnvoll – nennt Tim Reukauf die Maßnahme, Chef des Thüringer Lehrerverbandes: "Das sind ja alles Kolleginnen und Kollegen, die wir dringend brauchen, die aber in aller Regel selten pädagogische Erfahrung mitbringen. Das heißt, sie sind Experten in ihrem Fachbereich, ihnen fehlt aber Didaktik und Methodik und wenn man das alles in einem dreimonatigen Vorkurs verpflichtend für jeden macht, können wir das nur begrüßen."
Seine Bilanz des Schuljahres – es ist nicht leichter geworden: "Die Lehrkräfte sehnen die Ferien herbei."
Bürokratie bindet zu viele Ressourcen
Zeit zum Durchatmen ist dringend notwendig – das bestätigt Denny Jankowski, der bildungspolitische Sprecher der AfD im Thüringer Landtag. Seine Bilanz passt in einen Satz: "Die Probleme haben sich deutlich verschärft."
Er bekomme viele Briefe von Eltern oder Schülern, die sich über den Schulstunden-Ausfall beklagen. Er bekomme ebenso Post von Lehrern oder Direktoren, die gern mehr unterrichten würden, aber durch die Bürokratie gefesselt wären an den Schreibtisch. Und das, obwohl das Ministerium Bürokratieabbau als Aufgabe formuliert habe.
Forderung nach Schulverwaltungs-Assistenten
"Direktoren sagen mir, sie möchten diesen Posten gar nicht mehr machen, weil jetzt 90 Prozent Bürokratie sind und nur 10 Prozent Unterricht", berichtet Jankowski. "Der Direktor meiner alten Schule hat gesagt, damals in den 1990ern waren es 10 Prozent Bürokratie und den Rest konnte er unterrichten. Hätte er gewusst, dass es so umschwenkt, hätte er die Stelle nie angetreten."
Denny Jankowski fordert den landesweiten Einsatz von Schulverwaltungs-Assistenten, um die Lehrer von Dokumentationspflichten zu entlasten. Ähnlich klingt die Forderung aus dem Lehrerverband. Im Moment gibt es in Thüringen nur einzelne Regionen, in denen der Einsatz von Schulverwaltungs-Assistenten getestet wird.
Pilotprojekt läuft – kein Geld für mehr Verwaltungsassistenz
Und das wird im kommenden Schuljahr so bleiben. Bildungsminister Christian Tischner fehlen die Gelder für die Ausweitung: "Ich glaube aber, der Ruf nach Schulverwaltungs-Assistenten wäre nicht so laut, wenn wir genügend Lehrer haben."
Genügend Lehrer. Für das nächste Schuljahr ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Es beginnt am 11. August.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke