Borreliose auf dem Vormarsch – vor allem in Sachsen-Anhalt
Bei 1.295 Menschen in Mitteldeutschland wurde in diesem Jahr schon Borreliose diagnostiziert – eine Zahl, die deutlich höher ist als in den Vorjahren zum gleichen Zeitpunkt. In den neun vergangenen Jahren lagen die Zahlen zwischen 771 und 1.060.
Besonders stark ist der Anstieg in Sachsen-Anhalt, wo mit 486 Infektionen deutlich mehr gezählt wurden als je zuvor zu diesem Jahreszeitpunkt. Aber auch in Sachsen und Thüringen sind die Zahlen etwas höher als in den meisten Vorjahren.
Borreliose: Unterschätze Krankheit

Borreliose wird durch Bakterien (Borrelien) übertragen. Gegen die Krankheit gibt es keine Impfung. Deutschlandweit tragen schätzungsweise 20 bis 30 Prozent aller Zecken Borrelien in sich. Entsprechend führt bei weitem nicht jeder Zeckenstich zu einer Infektion. Ein typisches Frühzeichen ist die sogenannte Wanderröte – ein ringförmiger, sich ausbreitender Hautausschlag. Wer diese bemerkt, sollte ärztliche Hilfe suchen. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika führt laut Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV) meist zu einer raschen und vollständigen Genesung.
Der Erreger kann sich aber bei einer im Frühstadium nicht behandelten Infektion auf andere Gewebe und Organe ausbreiten und irreparable Langzeitschäden verursachen. Spätformen können Monate oder sogar Jahre nach dem Zeckenstich auftreten.
Zur Vorbeugung rät das LAV zu heller, körperbedeckender Kleidung, festem Schuhwerk, Zeckenschutzmitteln und einem gründlichen Absuchen des Körpers nach Naturaufenthalten. Wird eine Zecke entdeckt, sollte sie möglichst vollständig und ohne Drehen entfernt werden – auf Öl oder Klebstoff sollte verzichtet werden, da dies die Abgabe von Krankheitserregern fördern kann. Anschließend sei eine Desinfektion der Einstichstelle ratsam.
Rund um Magdeburg besonders viele Borreliose-Fälle
Besonders hoch ist die Borreliose-Inzidenz mit etwa 50 bis 60 Fällen je 100.000 Einwohner derzeit in den Landkreisen rund um Magdeburg – also Jerichower Land, Salzlandkreis und Börde.
In Sachsen sind vor allem die südlichen und westlichen Landkreise betroffen, zum Teil mit ähnlich hohen absoluten Fallzahlen, aber wegen höherer Bevölkerungszahlen mit geringerer Inzidenz. In Thüringen sind Fallzahlen und Inzidenz bei weitem nicht so hoch.
Das Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt sieht mehrere mögliche Gründe für die steigenden Zahlen. Dazu zählen eine gestiegene Sensibilität für die Erkrankung, verbesserte Diagnostik – aber auch veränderte klimatische Bedingungen. Milde, feuchte Winter und Sommer verlängern laut LAV die Aktivitätsphasen der Zecken, die dadurch das ganze Jahr über Krankheitserreger übertragen können.
Zecken werden laut LAV spätestens bei zweistelligen Temperaturen aktiv. Bei steigender Niederschlagsmenge nimmt ihre Aktivität deutlich zu. Die Zeckensaison beginnt meist im März, kann in milden Wintern aber schon im Februar starten oder ganzjährig andauern. Kälte und Trockenheit können die Aktivität allerdings kurzfristig bremsen.
FSME-Zahlen sind im Vergleich mit Borreliose sehr niedrig
Eine andere durch Zecken übertragene Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Bei ihr ist aber vieles anders als bei der Borreliose. Erstens wird sie durch ein Virus übertragen, und viele Menschen lassen sich wirksam dagegen impfen. Zweitens tragen deutlich weniger Zecken das FSME-Virus in sich als Borrelien – und auch nicht deutschlandweit, sondern vor allem im Süden.
Entsprechend gab es auch in diesem Jahr bisher die meisten FSME-Diagnosen in Bayern (118) und Baden-Württemberg (90). In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Fallzahlen mit 15, 2 und 5 deutlich geringer – und auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren um diese Zeit.
mit dpa
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